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Edition Rechtsextremismus

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Wolfgang Frindte et al.<br />

2.2.5 Zwischenfazit<br />

Im Zeitraum 1990 bis 2000 dominierten relativ geschlossene, umfassende und<br />

exklusive Forschungsansätze das Forschungsfeld. Ausgehend von diesen (bzw.<br />

besonders einem) Forschungsansatz wurde versucht, die verschiedenen Facetten<br />

von <strong>Rechtsextremismus</strong> zu erklären (und empirisch zu begründen). Vor allem<br />

die Sozialisations- und Desintegrationstheorie von Heitmeyer und Mitarbeitern<br />

(Heitmeyer, 1989; Heitmeyer et al., 1992; Heitmeyer & Müller, 1995) und die im<br />

Rahmen dieser Theorie entwickelte <strong>Rechtsextremismus</strong>-De nition bestimmten<br />

in diesem Zeitraum die Erforschung rechtsextremer Tendenzen. Konkurrierende<br />

Ansätze (z. B. das Modell des <strong>Rechtsextremismus</strong>-Syndroms von Melzer, 1992;<br />

bzw. Melzer & Schubarth, 1995) oder kritische Einwände (z. B. Eckert & Willems,<br />

1996; Leggewie, 1998) haben vor allem die dezidiert makrosoziologische Fokussierung<br />

des Heitmeyerschen Ansatzes als zwar notwendige, aber nicht hinreichende<br />

Erklärungsperspektive hervorgehoben.<br />

Im Zeitraum von 2001 bis 2013 nden sich in den Sozialwissenschaften und<br />

der Psychologie zwar auch dominante Theorieansätze zur Erklärung des <strong>Rechtsextremismus</strong>.<br />

Augenscheinlich etablieren sich aber zunehmend Forschungsweisen,<br />

in denen ausgehend vom Phänomen des <strong>Rechtsextremismus</strong> theoretische Konzeptionen<br />

(und deren empirische Begründungen) entwickelt wurden, mit denen ihre<br />

Konstrukteure verschiedene und z. T. auch diverse Partial-Theorien (bzw. Theorien<br />

mittlerer Reichweite, Merton, 1957) zu systematisieren und zu integrieren versuchen.<br />

Prototypisch nden derartige Integrationen im Projekt Gruppenbezogene<br />

Menschenfeindlichkeit statt. Neben makrosoziologisch wichtigen Konzepten und<br />

Variablen wurden im Verlauf des Langzeitprojekts mikrosoziologische und sozialpsychologische<br />

Theorien (z. B. das Autoritarismus-Konzept, die Theorie der<br />

sozialen Dominanz, s. o.) genutzt, um Struktur und Bedingungen des Syndroms<br />

der Gruppenbezogen Menschenfeindlichkeit zu erklären (und empirisch zu begründen).<br />

Auch die schon mehrfach erwähnte soziologische Bewegungsforschung (z. B.<br />

Klärner, 2008) greift in der Erforschung des <strong>Rechtsextremismus</strong> auf diverse soziologische,<br />

kommunikationswissenschaftliche und sozialpsychologische Partial-<br />

Theorien zurück (z. B. die Dominanztheorie von Rommelspacher, 1995, 2006; der<br />

Framingansatz, Entman, 1993; die Theorie der sozialen Identität, Tajfel & Turner,<br />

1979).<br />

In Anlehnung an McGuire (1986) könnten die Forschungsweisen im Zeitraum<br />

1990 bis 2000 auch als divergente Forschungsstile bezeichnet werden; die Forschungsweisen<br />

im Zeitraum von 2001 bis 2013 wären dagegen eher als konver-

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