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Edition Rechtsextremismus

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60<br />

Wolfgang Frindte et al.<br />

Und indem er sich auf Rucht (2002) bezieht, sieht Grumke (Grumke, 2013) in der<br />

Bewegungsforschung ein Analysepotential, das Chancen für stärker integrative<br />

Sichtweisen und Interpretationen des <strong>Rechtsextremismus</strong> zu liefern vermag. Aus<br />

der Sicht der Bewegungsforschung ist der <strong>Rechtsextremismus</strong> nicht vorrangig als<br />

Ideologie mit Gewaltaf nität zu betrachten, sondern als Ensemble von Gruppen<br />

und Organisationen, die sich über Symbole, Idole und Slogans de nieren, Protest<br />

mobilisieren, praktizieren und provozieren, um auf diese Weise einen grundsätzlichen<br />

gesellschaftlichen Wandel zu initiieren (vgl. Klärner, 2008, S. 39ff.). Aus<br />

sozialpsychologischer Perspektive nicht unbedeutend ist die Annahme, dass sich<br />

soziale Bewegungen nicht durch verbindliche und kodi zierte Programme, sondern<br />

durch eine kollektive Identität auszeichnen, mit der sie sich nach innen und<br />

außen abzugrenzen versuchen (vgl. auch Grumke, 2013, S. 30; Pfeiffer, 2013). Insofern<br />

bietet die soziologische Bewegungsforschung durchaus interessante interdisziplinäre<br />

Anschlussmöglichkeiten; besonders neu sind die vorgelegten wissenschaftlichen<br />

Ansätze – aus sozialpsychologischer Sicht – allerdings nicht.<br />

C<br />

Mikro-soziale und individuelle Bedingungen<br />

Sozialpsychologische Ansätze in den Studien zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit:<br />

Die im Projekt vorrangig präferierten sozialwissenschaftlichen Erklärungen<br />

und Annahmen über die Ursachen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit<br />

stammen – sieht man von den soziodemogra schen Prädiktoren, wie Geschlecht,<br />

Alter, Bildung, Einkommen einmal ab – vor allem aus der etablierten sozialpsychologischen<br />

Vorurteilsforschung.<br />

Zu diesen Erklärungen gehören das Autoritarismus-Konzept (Altemeyer, 1988;<br />

hier z. B. Heitmeyer & Heyder, 2002; Zick et al., 2012), die Theorie der sozialen<br />

Dominanz von Sidanius und Pratto (1999; hier z. B. Küpper & Zick, 2008), die<br />

Konzeption vom Glauben an die gerechte Welt (Lerner, 1980; hier z. B. Dalbert,<br />

Zick & Krause, 2010) und die erweiterte Kontakttheorie nach Pettigrew (1998a;<br />

hier z. B. Christ & Wagner, 2008; Asbrock, Christ, Duckitt & Sibley, 2012a).<br />

Ulrich Wagner (2013) hebt vereinfachend zwei psychologische Erklärungsmuster<br />

für <strong>Rechtsextremismus</strong> hervor: ein persönlichkeitspsychologisches und ein sozialpsychologisches.<br />

Aus persönlichkeitspsychologischer Perspektive seien vor allem<br />

Autoritarismusneigung und Dominanzorientierung als Prädiktoren für rechtsextreme<br />

Tendenzen interessant (siehe oben). Von sozialpsychologischem Interesse seien<br />

dagegen die sozialen Bedingungen, in denen rechtsextreme Tendenzen entstehen<br />

bzw. sich entfalten. Zu diesen Bedingungen gehören Prozesse in und zwischen Gruppen<br />

(Tajfel, 1978) oder gruppenbezogene Emotionen und deren Verhaltensfolgen.

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