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Edition Rechtsextremismus

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Ideologien der Ungleichwertigkeit und <strong>Rechtsextremismus</strong> …<br />

165<br />

Auch in den qualitativen Interviews, die wir mit den fremdenfeindlichen Gewalttätern<br />

geführt haben, stießen wir immer wieder auf die herausragende Rolle<br />

der Identikation mit der eigenen rechten Clique: So geben fast 80 % der Befragten<br />

im Interview an, dass sie durch ihre Clique ideologisch beein usst wurden.<br />

Dass diese Ideologisierung eine solche Wirksamkeit hat, könnte vor allem damit<br />

zusammenhängen, dass die befragten Täter etwas erfahren, was sie bislang nur<br />

eingeschränkt erlebt hatten: soziale Unterstützung und dies vor allem im emotionalen<br />

Bereich. Zwei Drittel geben an, durch ihre Clique emotionale Unterstützung<br />

zu erhalten, womit überwiegend ein Gefühl der Zugehörigkeit, der Akzeptanz und<br />

Anerkennung verbunden ist. Somit schätzen auch 88 % der Täter ein, dass die<br />

Clique eine große Bedeutung für ihr Leben habe (zum Vergleich: Mutter knapp<br />

50 %, Väter: 30 %).<br />

Auch die Taten waren überwiegend Gruppentaten. Die Mittäter entstammten<br />

zumeist der eigenen Clique und nahmen aktiv an der Gewalttat teil. Für eine hohe<br />

gruppeninterne Normierung spricht die hohe Identi kation mit der Gruppe während<br />

des Tatverlaufs. Tatbegünstigend wirkte weiterhin, dass sich die Täter von<br />

den Opfern zumeist als anonyme Cliquenmitglieder wahrgenommen fühlten.<br />

Die Interviewergebnisse unterstreichen somit die Bedeutung, die die Clique,<br />

aber auch übergeordnete soziale Kategorien (Skinhead, Rechter, Nazi etc.) für das<br />

Verhalten der Täter besitzen. Diese Identi kation mit der Clique und den übergeordneten<br />

sozialen Kategorien scheint sich zumindest auf zwei Prozesse auszuwirken:<br />

Einerseits fundiert sie die Übernahme gruppeninterner Normen und<br />

andererseits fördert sie einen Zustand von Anonymität (Depersonalisation), der es<br />

dem Gruppenmitglied leichter ermöglicht, ohne Rücksicht auf eventuelle personale<br />

Einwände der Gruppenmeinung und -handlung zu folgen (vgl. dazu Reicher,<br />

Spears & Postmes, 1995).<br />

3.2 Ausgangslagen und Entwicklungen rechtsextremer<br />

Einstellungen bei jungen Menschen (Neumann, 2001)<br />

3.2.1 Methodische Vorbemerkungen<br />

Es handelt sich um eine Regionalstudie, die 1998/1999 im Auftrag des Thüringer<br />

Ministeriums für Soziales und Gesundheit und in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für Sozialpädagogik und Sozialarbeit Frankfurt/Main durchgeführt wurde. Im<br />

Rahmen dieser Studie wurden mittels standardisierter Befragung fremdenfeindliche<br />

und rechtsextreme Einstellungen von Jugendlichen untersucht. Insgesamt<br />

gingen in die Analyse 1.033 verwertbare Fragebögen ein. Das Alter der Befragten

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