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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Coping <strong>und</strong> Abwehr<br />

von Bewältigungsvorgängen bilden (z. B. Kohärenzsinn: ANTONOVSKY, 1993; dispositioneller<br />

Optimismus: SCHEIER & CARVER, 1985; »Big Five«: s. WATSON & HUBBARD, 1996).<br />

Das bekannteste Konstrukt, das aus der von psycho<strong>dynamisch</strong>en Ideen inspirierten<br />

persönlichkeitspsychologischen Bewältigungsforschung hervorging, ist vermutlich<br />

Repression-Sensitization: die gewohnheitsmäßige Neigung zu einem defensiv-vermeidenden<br />

vs. vigilanten Umgang mit dem Angsterleben, die BYRNE (1961) mit seiner R-S-<br />

Skala zu erfassen suchte. Um das Problem der Unterscheidung von »Verdrängern«<br />

(repressors) <strong>und</strong> niedrig ängstlichen Personen zu lösen (z. B. GOLIN, HERRON & LAKOTA,<br />

1967), entwickelten WEINBERGER, SCHWARTZ <strong>und</strong> DAVIDSON (1979) den dimensionalen RS-<br />

Ansatz zu einem typologischen weiter, indem sie einen Angstfragebogen mit der Marlowe-<br />

Crowne Social Desirability Scale (MCSDS) kombinierten (CROWNE & MARLOWE, 1960). Auf<br />

diese Weise gelang es, in der Gruppe vermeintlich niedrig ängstlicher Personen solche mit<br />

erhöhter Defensivität bei gleichzeitig stärkeren autonomen Reaktionen unter Stress zu<br />

identifizieren. Auch andere Autoren haben vor einer unkritischen Akzeptanz niedriger<br />

Werte auf Neurotizismus-Skalen durch den Kliniker gewarnt (SHEDLER, MAYMAN & MANIS,<br />

1993).<br />

Theoretische <strong>und</strong> messmethodische Weiterentwicklungen des RS-Konzepts stammen<br />

u. a. von WEINBERGER (1989) <strong>und</strong> WEINBERGER <strong>und</strong> SCHWARTZ (1990), KROHNE et al. (1974,<br />

1989, 1993) <strong>und</strong> M. EYSENCK (1997). Für die Erfassung von Repressors ist relevant, dass<br />

zumindest zwei Arbeiten hohe Zusammenhänge verschiedener Verdrängungs- <strong>und</strong><br />

»Lügenskalen« gef<strong>und</strong>en haben: DERAKSHAN & EYSENCK (1997a, Studie 2) berichten einen<br />

hohen Zusammenhang der Defensivitätsskala des Weinberger Adjustment Inventory (WAI)<br />

mit der MCSDS (r = .68). Auch TURVEY <strong>und</strong> SALOVEY (1993) hatten festgestellt, dass<br />

verschiedene Repression- <strong>und</strong> Selbsttäuschungsskalen (darunter das WAI) <strong>und</strong> die MCSDS<br />

auf einem gemeinsamen Faktor luden, so dass eine Typisierung von Repressors mit Hilfe<br />

einfacher Desirabilitätsskalen vorgenommen werden kann (s. auch FURNHAM, PETRIDES &<br />

SPENCER-BOWDAGE, 2002).<br />

Es liegen verschiedene Belege für die Validität des Konstrukts vor (WEINBERGER, 1990;<br />

DERAKSHAN & EYSENCK, 1997b): Studien konnten zeigen, dass Repressors bei der Erwartung<br />

negativen Feedbacks seltener Blickkontakt suchen (HOCK, 1993), längere Latenzen bei<br />

der Beurteilung ambiger Stimuli aufweisen (HOCK, KROHNE & KAISER, 1996), bedrohliches<br />

Material schlechter erinnern (BONANNO, DAVIS, SINGER & SCHWARTZ, 1991), eine »Illusion<br />

des Wohlergehens« hegen (d. h. die Wahrscheinlichkeit des Eintretens negativer Ereignisse<br />

relativ zu den anderen Gruppen unterschätzen: MYERS & BREWIN, 1996) <strong>und</strong> ihr eigenes<br />

Verhalten in sozialen Situationen als relativ weniger ängstlich einstufen (DERAKSHAN &<br />

EYSENCK, 1997a), während sie zugleich physiologisch autonom reagieren (NEWTON &<br />

CONTRADA, 1992).<br />

Ein weiterer, konzeptuell <strong>und</strong> methodisch nah verwandter Ansatz betrifft die Neigung<br />

zur habituellen Selbsttäuschung (self-deception). Eine Selbsttäuschung liegt nach GUR <strong>und</strong><br />

SACKEIM (1979) vor, wenn ein Individuum simultan zwei kontradiktorische Überzeugungen<br />

hegt, eine dieser Überzeugungen nicht bewusst wird <strong>und</strong> diese Unbewusstheit überdies<br />

motiviert ist. SACKEIM <strong>und</strong> GUR (1978) konstruierten den Self-Deception Questionnaire<br />

(SDQ), einen Fragebogen, der »Selbsttäuscher« anhand ihrer Verneinung sozial<br />

unerwünschter, aber – so die Annahme – ubiquitärer aggressiver <strong>und</strong> sexueller Impulse<br />

identifizieren soll (z. B. »Have you ever thought that your parents hated you?«). GUR <strong>und</strong><br />

SACKEIM (1979) konnten zeigen, dass die Häufigkeit von Verpassern bei einer Aufgabe zum<br />

Erkennen der eigenen Stimme positiv mit der Selbsttäuschungsneigung korrelierte. Das<br />

unbewusste Erkennen der eigenen Stimme – <strong>und</strong> damit die Selbsttäuschung – wurde den

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