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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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3.5.5 Orientierungsvariablen<br />

47<br />

Wisconsin Card Sorting Test<br />

Die WCST-Bearbeitung erfordert, gerade wegen der nicht explizierten Sortierregeln <strong>und</strong> der<br />

potenziell entmutigenden Rückmeldung, vom Probanden eine adaptive Ausprägung<br />

personaler Orientierungsvariablen (z. B. Selbstwirksamkeit, Leistungsmotivation, geringe<br />

Testängstlichkeit).<br />

Obwohl diese personalen Faktoren häufig als hinreichend gegeben vorausgesetzt <strong>und</strong><br />

nicht weiter thematisiert werden, könnten Aufgabenorientierung <strong>und</strong> Motivation gerade bei<br />

Menschen mit Schizophrenie einen gewissen Beitrag zur WCST-Performanz leisten – hier<br />

ist v. a. an die volitional-motivationalen Komponenten der Negativymptomatik zu denken<br />

(vgl. KIRKPATRICK et al., 2006), aber auch an die bei Menschen mit Schizophrenie-Diagnosen<br />

verbreiteten sozialen Ängste (MAZEH et al., 2009).<br />

Aus der Schizophrenieforschung liegen nur wenige Bef<strong>und</strong>e zur Bedeutung motivationaler<br />

Merkmale für die Lernleistung in kognitiven Tests vor: CHOI <strong>und</strong> MEDALIA (im Druck)<br />

fanden an ambulanten Rehabilitanden mit Schizophrenie-Spektrums-Störungen, dass eine<br />

spielerische Darbietung, Personalisierung <strong>und</strong> Wahlfreiheit in einem Mathe-Lernprogramm<br />

intrinsische Motivation <strong>und</strong> arithmetische Fertigkeit im Vergleich zu einer<br />

Kontrollgruppe verbesserten.<br />

Erkenntnise zum WCST entstammen allerdings v. a. Arbeiten zur Wirksamkeit monetärer<br />

Verstärkung (BELLACK, MUESER, MORRISON, TIERNEY & PODELL, 1990; SUMMERFELT et<br />

al., 1991; GREEN, SATZ, GANZELL & VACLAV, 1992; VOLLEMA, GEURTSEN & VAN VOORST, 1995;<br />

HELLMAN, KERN, NEILSON & GREEN, 1998).<br />

So fanden SUMMERFELT et al. (1991) in einer kleinen Patientengruppe (N = 14) signifikant<br />

bessere Leistungen, wenn zusätzlich zur WCST-Standarddurchführung Belohnungen<br />

<strong>und</strong> Bestrafungen mit Geldmünzen eingeführt wurden. Die Autoren untersuchten allerdings<br />

die Wirkung ihrer Verstärkung nicht relativ zu einer Lern-Bedingung mit erweiterer<br />

Instruktion <strong>und</strong> ausführlichem Feedback. Studien, die dies getan haben, kamen zu dem<br />

Ergebnis, das monetäre Verstärkung im Vergleich zu <strong>und</strong> zusätzlich zu derartigen Interventionen<br />

entweder kaum oder gar nicht wirksam (BELLACK et al., 1990; GREEN et al., 1992)<br />

oder sogar leicht kontraproduktiv ist (HELLMAN et al., 1998; VOLLEMA et al., 1995) –<br />

möglicherweise aufgr<strong>und</strong> von Distraktion, Hyperarousal, kognitiver Überlastung oder einer<br />

Untergrabung der intrinsischen Motivation.<br />

Zwei weitere Studien liefern indirekte Hinweise auf eine Rolle personaler Orientierungsvariablen<br />

bei der WCST-Bearbeitung: LYSAKER, BELL <strong>und</strong> BEAM-GOULET (1995) untersuchten<br />

89 Teilnehmer einer Studie zur Arbeitsrehabilitation mit dem WCST <strong>und</strong> dem Work<br />

Personality Profile (WPP: BOLTON & ROESSLER, 1986), einem Instrument zur Fremdeinschätzung<br />

von Arbeitsfähigkeiten. Sie fanden Zusammenhänge zwischen WCST-Scores <strong>und</strong><br />

den Skalen Task Orientation (z. B. »Works steadily during the entire work period«, S. 47)<br />

<strong>und</strong> Work Motivation (z. B. »Accepts changes in work assignments«). Die aufgeklärten<br />

Varianzen lagen allerdings nur zwischen 2 <strong>und</strong> 12 %.<br />

Auch die erwähnte Studie von KANTROWITZ et al. (2009), bei der statt der WCST-Stimuli<br />

lächelnde Gesichter eingesetzt wurden, kann als Hinweis auf eine Rolle motivationaler<br />

Faktoren gedeutet werden.

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