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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test<br />

Fehler/Antworten: d = -0,32). Zwei Moderatorvariablen sind überdies erwähnenswert:<br />

Erstens wird der Effekt des Vergleichs durch eine Schädigung des DLPFC deutlich akzentuiert,<br />

wobei nur wenige Einzeleffekte für diesen Vergleich zur Verfügung standen (d = -1,30;<br />

k = 3). Zweitens nivelliert die Verwendung von NELSONs MCST statt des WCSTs den Effekt<br />

nahezu vollständig (d = -0,05; k = 7). In einer zweiten, vergleichbar großen Metaanalyse<br />

fand der Autor keinen Effekt für die Lateralisierung der frontalen Schädigung (d. h.<br />

rechtsfrontal vs. linksfrontal).<br />

Zu ähnlichen Resultaten wie DEMAKIS (2003) kamen ALVAREZ <strong>und</strong> EMORY (2006), die in<br />

einer Metaanalyse die Sensitivität mehrerer Maße exekutiver Funktionen (WCST, Wortflüssigkeit,<br />

Stroop) für frontale Läsionen untersuchten <strong>und</strong> dabei sowohl ges<strong>und</strong>e als auch<br />

nonfrontal geschädigte Kontrollpersonen einschlossen. Sie fanden einen mittleren Effekt<br />

von d = -0,78 (k = 27, N = 1992) <strong>und</strong> Moderatoreffekte für Testtyp (der WCST erwies sich<br />

als sensitivster Test, d = -0,97) <strong>und</strong> Vergleichsgruppe (Vergleichsgruppen mit nonfrontalen<br />

Läsionen ergaben einen geringeren mittleren Effekt als nicht-geschädigte Kontrollen:<br />

d = -0,57 vs. -1,05).<br />

Es gibt also gute Gründe anzunehmen, dass der WCST ein zwar vergleichsweise sensitiver,<br />

aber unspezifischer Indikator der Beeinträchtigung von Frontallappen-Funktionen ist.<br />

Frontale Areale scheinen supervisorisch, koordinierend <strong>und</strong> integrierend zu wirken <strong>und</strong> in<br />

neuronalen Netzwerken die Aktivität nicht-frontaler Areale zu orchestrieren, um komplexe<br />

»exekutive« Makrofunktionen hervorzubringen (JONIDES, LACEY & NEE, 2005; ANDRÉS,<br />

2003; ZELAZO et al., 1997). So postulieren JONIDES et al. (2005), dass Prozesse der Auffrischung<br />

von Information im Arbeitsgedächtnis durch ein Zusammenwirken frontaler<br />

Strukturen mit eben jenen (temporalen, parietalen <strong>und</strong> okzipitalen) Arealen erfolgt, die<br />

bereits die primären perzeptiven Prozessen vermitteln.<br />

Die Hypothese einer funktionellen Integration verschiedener Areale bei der WCST-<br />

Bearbeitung (GONZÁLEZ-HERNÁNDEZ, 2002) wurde mehrfach auch metaanalytisch gestützt:<br />

BUCHSBAUM, GREER, CHANG <strong>und</strong> BERMAN (2005) integrierten Daten aus 13 bzw. 18 Studien,<br />

die mit Hilfe bildgebender Verfahren die Gehirnaktivität während der Bearbeitung dreier<br />

Tests exekutiver Funktionen (WCST, Task-switching- <strong>und</strong> Go/No-Go-Aufgaben) dargestellt<br />

haben. Die letzteren beiden Test-Typen wurden dabei als approximative Operationalisierungen<br />

hierarchisch untergeordneter exekutiver Subkomponenten aufgefasst: Im Taskswitching-Paradigma<br />

werden häufige Wechsel zwischen mindestens zwei einfachen<br />

Aufgaben gefordert, etwa die Beurteilung verschiedener Merkmale dargebotener Zahlen<br />

(wie Höhe, Teilbarkeit: s. MONSELL, 2003). Im Go/ No-Go-Paradigma (GNG) müssen<br />

Probanden auf in schneller Folge präsentierte Zielreize häufig reagieren <strong>und</strong> selten nicht<br />

reagieren, also dominante Reaktionen hemmen.<br />

Für alle drei Aufgabentypen zeigten sich ausgedehnte frontoparietale Aktivierungsmuster<br />

mit Foci u. a. im Gyrus frontalis inferior <strong>und</strong> im unteren Parietallappen (u. a.<br />

Brodmann-Areal 7). Der DLPFC (BA 9, 46) war an der Vermittlung aller kognitiven<br />

Komponenten beteiligt. Es fand sich zudem für GNG-Aufgaben (Inhibitionskontrolle/<br />

Reaktionssuppression) ein lateralisierter Aktivierungsfocus im rechten DLPFC.<br />

Die Resultate von BUCHSBAUM et al. (2005) korrespondieren mit den Ergebnissen einer<br />

Metaanalyse von WAGER <strong>und</strong> SMITH (2003) zu den neurobiologischen Substraten des<br />

Arbeitsgedächtnisses, die herausarbeitete, dass parietale Bereiche (BA 7) bei hohen<br />

Anforderungen unabhängig von der Art des Stimulus-Materials an der Vermittlung aller<br />

attentional-exekutiven Funktionen beteiligt sind. Aufgaben, die eine kontinuierliche<br />

Aktualisierung von AG-Inhalten <strong>und</strong> die Berücksichtigung zeitlicher Sequenzen erfordern,<br />

werden unter Beteiligung des DLPFC verstärkt rechtshemisphärisch (BA 6, 9) verarbeitet.

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