Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test
fanden zwar signifikante Verbesserungen im WCST nach acht Wochen, die Effekte waren
jedoch gering (d ≤ 0,17, N = 259). In der Clinical Antipsychotic Trials of Intervention
Effectiveness (CATIE)-Studie, die die neurokognitive Wirkung mehrerer Atypika mit
Perphenazin verglich, fanden KEEFE et al. (2007) an über 780 Patienten nach zwei Monaten
über alle Medikamente einen ähnlich geringen Effekt von d = -0,15 für die perseverativen
Fehler.
Zu einer deutlich positiveren Schlussfolgerung kamen hingegen JOHNSON-SELFRIDGE
und ZALEWSKI (2001) in ihrer Metaanalyse zu Moderatoren der Exekutivfunktionen, die an
WCST- und HCT-Studien vorgenommen wurde: Während medizierte Probanden einen
Effekt von ∆ = -1,30 (N = 2904, k = 37) aufwiesen, betrug er bei unmedizierten ∆ = -1,99
(N = 706, k = 9). Es fand sich allerdings keine Korrelation der Effekte mit der Antipsychotika-Dosis
in Chlorpromazin-Äquivalenten (CPZÄ).
SWEENEY, KEILP, HAAS, HILL und WEIDEN (1991) berichten hingegen (in einer in der
Metaanalyse nicht berücksichtigten Studie) eine positive Partialkorrelation zwischen CPZÄ
und perseverativen Fehlern (r = .43, p < .01, N = 44) nach Kontrolle von Symptomatik und
Anticholinergika. Auch HORI et al. (2006) fanden, dass Hochdosis-Therapie (> 1000 mg/d
CPZÄ) und/oder Kombinationstherapie mit geringerer Leistung als neuroleptische
Standardbehandlungen einherging. Kausalschlüsse sind auch hier nicht möglich.
Zur Frage der differentiellen Wirkung des Antipsychotika-Typs auf die WCST-Leistung
existieren ebenfalls nur wenige Studien: SMITH, INFANTE, SINGH und KHANDAT (2001)
fanden für medikationsrefraktäre, chronische Patienten eine (bei unadjustiertem Signifikanzniveau)
bessere Wirkung von Olanzapin (atpyisch) im Vergleich zu Haloperidol
(typisch). BENINGER et al. (2003) und RÉMILLARD, POURCHER und COHEN (2005) konnten
einen Vorteil von Atypika hingegen nicht bestätigen.
Insgesamt lassen sich nur wenige eindeutige Schlussfolgerungen ziehen: WCST-Defizite
schizophrener Patienten sind primär morbogen und/oder gehen auf nicht-pharmakologische
Mediatoren (z. B. Bildung) zurück. Es konnte kein überzeugender Bericht einer
negativen Wirkung antipsychotischer Standardbehandlung ausgemacht werden.
Ob die WCST-Beeinträchtigungen auf Antipsychotika ansprechen, ist unklar – hier
zeichnen Interventionsstudien und eine Metaanalyse ein inkonsistentes Bild. Der Umstand,
dass fluide neurokognitive Bereiche wie Vigilanz und verbales Gedächtnis v. a. durch
Atypika in einigen Studien deutlich stärker beeinflusst wurden (KERN et al., 1999; HARVEY
et al., 2003), deutet möglicherweise auf eine stärkere Beteiligung medikationsrefraktärer
kristalliner Strukturen an der WCST-Performanz hin.
Zwar finden sich aufgrund der großen Teststärke von Medikamentenstudien auch für
den WCST signifikante Verbesserungen, diese bewegen sich jedoch im Bereich geringer
Effektstärken, die auch auf Retest-Effekte zurückgehen können. Die Studien sind außerdem
notwendigerweise unkontrolliert. Ein substanzieller Vorteil atypischer Antipsychotika lässt
sich bislang nicht ausmachen.