06.10.2013 Aufrufe

Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

125<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

(z. B. aus der Überprüfung von Halluzinationen [S. 539]) <strong>und</strong> die v. a. in der Bewusstheit<br />

von Symptomen besteht (vgl. DAVID, 1990).<br />

PICK diskutiert des Weiteren bereits die stadien- <strong>und</strong> syndromabhängige Variabilität der<br />

Krankheitsbewusstheit bei »Psychosen«, mit einer Reduktion bei manischen <strong>und</strong> einer<br />

Erhöhung bei depressiven Zuständen. Auch findet sich bereits ein Hinweis auf kulturelle<br />

Einflüsse auf das Krankheitsgefühl, das »… die Form an(nimmt), welche dem Culturzustande<br />

des Volkes entspricht« (S. 519).<br />

Außerdem implizieren seine Ausführungen eine Art hierarchisches Stadienmodell der<br />

Entwicklung von Einsicht, indem er postuliert, dass Krankheitsgefühl »… falls noch ein<br />

gewisser Grad von Besonnenheit vorhanden, zu mehr oder minder klarer <strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

führen« würde (S. 578).<br />

Der Autor referiert darüber hinaus »neuropsychologische« Hypothesen seiner Zeit, die<br />

aus der Beobachtung der »Duplicität der Hirnhemisphären« (S. 573) sowie der kruden<br />

Lokalisierung komplexer psychischer Eigenschaften eine bei Psychosen gestörte Selbst-<br />

Reflexion ableiteten. PICK selbst scheint diesen gegenüber jedoch kritisch eingestellt gewesen<br />

zu sein, da er den Philosophen <strong>und</strong> Psychologen Hermann LOTZE (1817-1881) zitiert:<br />

Nicht jeder Kampf der Ueberlegung <strong>und</strong> des sittlichen Zweifels wird von den Hemisphären<br />

gegen einander geführt … So ist es denn um nichts auffälliger, dass auch Irre<br />

ihres Wahns inne werden, indem die Mehrzahl ihrer Erinnerungen <strong>und</strong> ihrer Kenntnisse<br />

gegen die falschen aufstrebenden Gedanken ankämpft. (S. 576)<br />

»Die Stellungnahme des Kranken zur Krankheit«: Karl JASPERS<br />

JASPERS (1920) unterschied, ähnlich wie PICK, unter den Formen der Stellungnahme des<br />

Kranken zur Krankheit u. a. bereits ein diffuses Krankheitsbewusstsein oder Veränderungsgefühl<br />

von einer umfassenden <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei Psychosen:<br />

Krankheitsbewusstsein nennt man diejenige Stellung des Kranken, in der wohl ein Gefühl<br />

von Kranksein, ein Gefühl von Veränderung zum Ausdruck kommt, ohne daß dieses<br />

Bewusstsein sich auf alle Krankheitssymptome <strong>und</strong> auf die Krankheit als Ganzes<br />

erstreckt, <strong>und</strong> ohne daß das objektiv richtige Maß in der Beurteilung der Schwere der<br />

Erkrankung, wie ein objektiv richtiges Urteil über die Art der Erkrankung erreicht<br />

würde. Nur wenn all dies der Fall ist … sprechen wir von <strong>Krankheitseinsicht</strong>.<br />

(S. 228)<br />

Obwohl <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei JASPERS normativ, d. h. gemessen am »Ideal der ›richtigen<br />

Stellungnahme‹« (S. 224) beurteilt <strong>und</strong> gegen eine durch die Verwendung von Fachbegriffen<br />

suggerierte Pseudo-Einsicht abgegrenzt werden soll, fordert er zugleich die<br />

Berücksichtigung von prämorbider Intelligenz, Bildung <strong>und</strong> soziokulturellem Hintergr<strong>und</strong><br />

des Betroffenen bei der Bewertung seiner Selbsteinschätzung:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!