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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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15<br />

Einleitung<br />

Angesichts der Beliebtheit, derer sich der WCST für die Aufklärung von Einsicht bei<br />

Psychose-Erkrankungen erfreut (so fanden ALEMAN et al. bis 2006 bereits 13 Studien mit<br />

712 Patienten), erscheinen eine konzeptuelle Analyse des WCST <strong>und</strong> eine Untersuchung des<br />

Zusammenhangs in Form einer Variation der Testprozedur geboten.<br />

Hierzu bietet sich der bereits erwähnte <strong>dynamisch</strong>e WCST nach WIEDL (1999) an,<br />

dessen Prätest-Training-Posttest-Design die Möglichkeit bietet, den herkömmlichen<br />

»statischen« WCST-64 im Hinblick auf seinen Zusammenhang mit Einsicht direkt mit dem<br />

postinterventionellen Durchgang zu vergleichen <strong>und</strong> eventuelle Unterschiede zu vermuteten<br />

Änderungen der Konstruktvalidität in Beziehung zu setzen. Instruktiv ist in diesem<br />

Zusammenhang eine Studie von WIEDL, SCHÖTTKE, GREEN <strong>und</strong> NUECHTERLEIN (2004), die<br />

eine Veränderung der Konstruktvalidität in Form eines höheren Zusammenhangs mit<br />

einem Test des exekutiven Arbeitsgedächtnisses (Turm-von-Hanoi) fanden.<br />

Eine weitere analytische Prozedur, die nur der WCSTdyn ermöglicht, besteht in der<br />

Komposition von Subgruppen von Testnehmern anhand der Markiervariablen Performanz-<br />

Niveau <strong>und</strong> -Veränderung, deren <strong>Krankheitseinsicht</strong> anschließend verglichen werden kann<br />

(WIEDL, 1999). Eine signifikante Absenkung der Einsicht bei Patienten mit remediationsrefraktären<br />

WCST-Defiziten könnte als Hinweis darauf gewertet werden, dass die nicht<br />

durch (diese Art von) Training katalysierbaren oder kompensierbaren neurokognitiven<br />

Funktionen Einsicht limitieren können.<br />

Bevor jedoch eine solche Select-by-Marker-Strategie (HELMCHEN, 1988) für die Erforschung<br />

der kognitiven Gr<strong>und</strong>lagen der Einsicht mit dem WCSTdyn genutzt werden kann,<br />

sollten allerdings ihre teststatistischen <strong>und</strong> psychometrischen Voraussetzungen geklärt<br />

werden. Die Typisierung von Probanden setzt zunächst eine statistische Prüfung der Signifikanz<br />

intraindividueller Veränderung voraus. Diese Möglichkeit bietet die einzelfallanalytische<br />

Reliable Change Index (RCI)-Methode, die sich in der Therapieforschung großer<br />

Beliebtheit erfreut (s. JACOBSON, FOLLETTE & REVENSTORF, 1984; OGLES, LUNNEN &<br />

BONESTEEL, 2001).<br />

Beim Versuch der Nutzung des RCI für den WCSTdyn ergeben sich jedoch Probleme: Im<br />

Bereich der kognitiven Schizophrenieforschung wurden RCI-Methoden bislang kaum<br />

eingesetzt (vgl. aber HARVEY et al., 2005), es fehlen daher solide Schätzungen wichtiger<br />

Parameter. Speziell für den WCST kommt hinzu, dass verwertbare Informationen zur<br />

Zuverlässigkeit des Tests in der Literatur spärlich gesät sind.<br />

Zudem wurden in der einschlägigen Literatur unterschiedliche statistische Prüfverfahren<br />

mit teilweise modifizierten Differenzen <strong>und</strong> unterschiedlichen Standardfehlern<br />

propagiert, hierunter die »klassische« Methode nach JACOBSON <strong>und</strong> TRUAX (1991) sowie die<br />

Gulliksen-Lord-Novick-Methode (z. B. SCHÖTTKE, BARTRAM & WIEDL, 1993) <strong>und</strong> der<br />

»ultimative« RCI nach ZEGERS & HAFKENSCHEID (1994). Die Auswirkungen einer Variation<br />

des statistischen Prüfverfahrens der RCI-Methode auf die Klassifikationsquoten wurden<br />

bislang für WCSTdyn-Scores nicht empirisch untersucht.<br />

Und schließlich erfordert die qualitative Modellierung von Veränderung jenseits der<br />

statistischen Signifikanzprüfung eine Entscheidung über einen Algorithmus, der bestimmt,<br />

wie aus Niveau- <strong>und</strong> Veränderungsinformation Klassen von Testnehmern (Typen) gebildet<br />

werden. Hier müssen insbesondere Fragen zum relativen Gewicht dieser Aspekte <strong>und</strong> zur<br />

Anzahl der konstruierten Typen beantwortet werden.<br />

Die Gruppe um WIEDL (z. B. 1999) zog bislang eine erstmals von WIENÖBST (1993)<br />

vorgeschlagene 1,5-SD-Regel heran, um in Anlehnung an BUDOFF (z. B. 1970) eine dreiteilige<br />

Klassifikation vorzunehmen (d. h. in »Nichtlerner«, »Lerner« <strong>und</strong> »Highscorer«). Ihre<br />

Regel resultiert allerdings in einer eher heterogenen Nichtlerner-Gruppe, da ihr auch

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