Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

Tabelle 12 (Fortsetzung).
Bewusstheit sozialer
Konsequenzen/
»insight as selfknowledge«
Wahrnehmung von
Medikationswirkungen
Bewusstheit der
Behandlungsbedürftigkeit
Bewusstheit von
Frühwarnzeichen und
Vulnerabilität
kognitive Einsicht
(cognitive insight)
Bewusstheit
kognitiver Defizite
6.5.4 Messung von Krankheitseinsicht
134
Krankheitseinsicht
Erkenntnis sozialer Folgewirkungen der Störung für das eigene Leben
(z. B. Zwangshospitalisierung, Partnerschaftskonflikte, Probleme im Bereich
der Haushaltsführung; AMADOR et al., 1993). Bei MARKOVÁ und BERRIOS (1995a,
2001) breiter konzeptualisiert als Wissen um Veränderungen der Selbst-
Umwelt-Interaktion.
Wahrnehmung und korrekte Attribution erwünschter Effekte antipsychotischer
Medikation (AMADOR et al., 1993).
(a) Subjektive Einschätzung der Notwendigkeit einer psychiatrisch-psychologischen
Behandlung oder (b) objektive Compliance. Korrelation mit anderen
Einsichtsdimensionen unklar, Zusammenhang mit der Wahrnehmung von
Medikationswirkungen naheliegend (GREENFELD et al., 1989; DAVID, 1990;
AMADOR et al., 1993).
(a) Kenntnis und Wahrnehmung von Frühwarnzeichen eines Rezidivs (»early
insight« sensu HEINRICHS et al., 1985); (b) Anerkennung fortbestehender
Vulnerabilität und Einschätzung der Rückfall-Wahrscheinlichkeit (GREENFELD
et al., 1989); (c) Einsicht bei Personen mit einem subklinischen, aber risikobehafteten
psychischen Zustand (at risk mental state: LAPPIN et al., 2007).
Introspektions- und Selbstreflexionsneigung, Einsicht der Fehlbarkeit eigener
Urteile; postulierter Faktor in der Entstehung von Wahnideen bzw.
Symptombewusstheit (BECK et al., 2004); nicht zu verwechseln mit der
Bewusstheit kognitiver Defizite
Wahrnehmung kognitiver Beeinträchtigungen (z. B. MEDALIA & THYSEN, 2008)
Während zu Beginn der systematischen Erforschung von Krankheitseinsicht bei Schizophrenie
eindimensionale Ratings aus psychiatrischen Interviews genutzt wurden, existieren
mittlerweile spezialisierte englischsprachige Fremdbeurteilungs-Instrumente zur Messung
der beschriebenen Dimensionen. Daneben haben sich einige Selbsteinschätzungsskalen
etabliert, deren Vorteile in ihrer Ökonomie, der Absicherung der Reliabilität und der
möglicherweise höheren Objektivität gesehen werden. Der letzte Punkt betrifft eine
eventuelle Urteilsverzerrung in Interviews durch eine geringe Komplexität der expressiven
Sprache oder andere Kommunikationsprobleme (Konfundierung der Beurteilung von
Einsicht und Aspekten der Kognition: s. ALEMAN, AGRAWAL, MORGAN & DAVID, 2006).
Zum Verständnis der referierten Befunde werden zunächst Interviews, dann Fragebögen
sowie Instrumente zur Erfassung konzeptuell verwandter Konstrukte dargestellt. Ausgewählt
wurden Instrumente mit einem gewissen Bekanntheitsgrad in der Forschung. Nicht
erörtert werden wegen ihrer bislang seltenen Verwendung das Awareness of Illness
Interview von CUFFEL, ALFORD, FISCHER & OWEN (1996), die Brown Assessment of Beliefs
Scale von EISEN et al. (1998) und der Positive and Negative Symptoms Questionnaire von
IANCU, POREH, LEHMAN, SHAMIR und KOTLER (2005). Befunde zur Dimensionalität der
bekanntesten Instrumente werden im folgenden Abschnitt beschrieben.