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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

… in a manner that is congruent with the judgement of mental health professionals, and<br />

that these patients believe that they need mental health treatment, at times including<br />

hospitalization and pharmacotherapy« (S. 43).<br />

Der Compliance-Aspekt der Einsicht zieht sich auch durch spätere mehrdimensionale<br />

Konzepte, wurde jedoch deutlich weniger stark gewichtet als von MCEVOY et al. (1989).<br />

DAVID (1990), der deutlich auf JASPERS (1913) <strong>und</strong> LEWIS (1934) aufbaut, postulierte drei<br />

Komponenten der Einsicht:<br />

(1.) die Bewusstheit, psychisch beeinträchtigt, gestört oder erkrankt zu sein (awareness<br />

oder recognition of illness), wobei nosologisches Wissen nicht vorausgesetzt wird;<br />

(2.) die Fähigkeit zur Reflexion <strong>und</strong> Realitätsprüfung von wahnbezogenen Erlebnissen<br />

sowie deren Einschätzung als »krankhaft«, »unwirklich« o. ä. (relabelling mental<br />

events as pathological); <strong>und</strong><br />

(3.) Behandlungscompliance.<br />

Neben der vollen Einsicht sind demnach sechs Konfigurationen partieller Einsicht möglich<br />

(d. h. drei, in denen nur eine Form von Einsicht besteht, sowie drei weitere, in denen<br />

Einsicht in zwei von drei Bereichen vorliegt). Zur Erfassung der Dimensionen entwickelte<br />

DAVID (1990) den Schedule for Assessing the Three Components of Insight (s. u.). AMADOR<br />

et al. (1991, 1993) formulierten fast zeitgleich unabhängig von DAVID (1990) u. a. die<br />

Dimensionen<br />

(1.) der Bewusstheit einer psychischen Störung (awareness of mental disorder),<br />

(2.) der Bewusstheit abweichenden Erlebens oder Verhaltens, d. h. von Symptomen,<br />

(2.) der Zuschreibung dieser Symptome zu einer psychischen Erkrankung,<br />

(3.) der Bewusstheit positiver Medikationseffekte <strong>und</strong><br />

(4.) der Bewusstheit sozialer Konsequenzen der Erkrankung (z. B. Verlust der Arbeitsstelle,<br />

Verhaftungen, Verletzungen, Zwangseinweisung).<br />

Weiterhin unterscheiden AMADOR et al. (1991, 1993) zwischen gegenwärtiger <strong>und</strong> retrospektiver<br />

Einsicht sowie zwischen kognitiver Einsicht <strong>und</strong> – analog zur affektiven Krankheitsrepräsentation<br />

des CSM – ihren emotionalen Begleiterscheinungen, die jedoch nicht<br />

mit der von psychoanalytischen Autoren als therapeutisch bedeutsam eingeschätzten<br />

»emotional insight« verwechselt werden darf (s. GREENFELD et al., 1989).<br />

Einen interessanten Beitrag zur Identifikation von Patiententypen mit unterschiedlichen<br />

Konfigurationen von Einsichtsdimensionen leisteten ROE et al. (2008): Die Autoren<br />

analysierten die Erzählungen von 65 Patienten einer Tagesklinik im Hinblick auf zentrale<br />

Einsichtsthemen qualitativ <strong>und</strong> quantitativ (s. ROE & KRAVETZ, 2003) <strong>und</strong> identifizierten<br />

vier Cluster (Tabelle 11).

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