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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test<br />

dem interessierten Leser die Lektüre der Bände von GUTHKE <strong>und</strong> WIEDL (1996), STERNBERG<br />

<strong>und</strong> GRIGORENKO (2002) sowie LIDZ <strong>und</strong> ELLIOTT (2000) empfohlen.<br />

Der spezifisch »<strong>dynamisch</strong>e« Charakter der DTD äußert sich nach GUTHKE et al. (2003)<br />

<strong>und</strong> STERNBERG <strong>und</strong> GRIGORENKO (2002) erstens in einem Wechsel der epistemologischen<br />

Perspektive: Der theoretische Primat liegt auf dem Entwicklungsprozess, von dem ein<br />

»statischer« Test nur ein Standbild zeigen kann – das Bemühen um die reine Abbildung<br />

des kognitiven Status (Repräsentationsprinzip) weicht somit einer stärker eingreifenden<br />

Testprozedur (Interventionsprinzip: vgl. HACKING, 1983); zweitens in einer über den guten<br />

Rapport hinausgehenden Interaktion zwischen den beteiligten Personen im Verlauf von<br />

Interventionsphasen (z. B. einer an die Performanz angepassten Rückmeldung); drittens in<br />

einer zusätzlichen Analyse von Performanzverläufen. Das hiermit angesprochene Problem<br />

der adäquaten Lerntestparameter <strong>und</strong> eine mögliche Methodologie für die Analyse von<br />

Performanzverläufen, die Familie der Reliable Change Indices (RCI), werden in Kapitel 4<br />

ausführlich besprochen.<br />

Wie kann nun eine »<strong>dynamisch</strong>e« Testprozedur gestaltet werden? STERNBERG <strong>und</strong><br />

GRIGORENKO (2002, S. 27) unterscheiden das »Sandwich-« <strong>und</strong> das »Tortenformat«: Beim<br />

Sandwichformat handelt es sich um eine Prätest-Training-Posttest-Prozedur, bei der eine<br />

Pädagogisierungsphase zwischen statischem Prä- <strong>und</strong> Posttest eingebettet wird. Beim<br />

Tortenformat werden dem Probanden hingegen während des gesamten Ablaufs bei jedem<br />

problematischen Item sukzessiv eindeutigere (geschichtete) Lösungshinweise gegeben. In<br />

beiden Formaten können Instruktionsqualität <strong>und</strong> -quantität entweder standardisiert oder<br />

in unterschiedlichem Ausmaß individualisiert gestaltet werden. Die Unterscheidung<br />

zwischen Sandwich- <strong>und</strong> Tortenformat entspricht grob der Differenzierung von Lang- <strong>und</strong><br />

Kurzzeitlerntests bei GUTHKE <strong>und</strong> WIEDL (1996, S. 92 <strong>und</strong> 101 ff.).<br />

Im Folgenden wird eine Übersicht über Methoden der Dynamisierung des Wisconsin<br />

Card Sorting Test gegeben <strong>und</strong> Ergebnisse seines Einsatzes in der Schizophrenieforschung<br />

referiert. Nach einer Taxonomie zur kognitiven Remediation von GREEN, HELLMAN <strong>und</strong><br />

KERN (1997) werden dabei zunächst sog. Machbarkeitsstudien (feasibility studies) gesichtet,<br />

solche also, die die Möglichkeit einer Performanzsteigerung von Probanden mit Schizophrenie-Diagnosen<br />

durch Bedingungsvariation belegen. Anschließend werden Studien<br />

gesichtet, die die prädiktive Validität des <strong>dynamisch</strong>en WCST im Hinblick auf die Akquisition<br />

von Fertigkeiten <strong>und</strong> das Funktionsniveau von Patienten untersuchen (engl. search for<br />

rate-limiting factors, Suche nach funktionsbeeinträchtigenden Faktoren). Der dritte Typ<br />

nach GREEN et al. (1997), kontrollierte Generalisierbarkeitsstudien zu den Effekten von<br />

WCST-Trainings, wurde bislang nicht realisiert.<br />

3.9.2 Remediation von WCST-Defiziten: Didaktische Machbarkeitsstudien<br />

Der zündende Funke für die <strong>dynamisch</strong>e Anwendung des WCST in der Schizophrenieforschung<br />

ging (zunächst) nicht von Vertretern der DTD aus, sondern entsprang einer<br />

Kontroverse zwischen den Schizophrenieforschungs-Gruppen von GOLDBERG einerseits <strong>und</strong><br />

BELLACK sowie GREEN andererseits, die sich widersprechende Daten zur kognitiven Remediation<br />

exekutiver Defizite durch »didaktische«, d. h. vorwiegend auf standardisierte<br />

Instruktionen setzende Trainingsansätze vorlegten:<br />

GOLDBERG, WEINBERGER, BERMAN, PLISKIN <strong>und</strong> PODD (1987) versuchten, die WCST-<br />

Leistung von 44 stationäre Patienten mit chronischen Verläufen (»… a population chosen<br />

because of the probability that they would perform poorly on the Card Sort« [S. 1009])<br />

durch drei Interventionsmaßnahmen zu verbessern, die in einem Sandwich-Design

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