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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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164<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Schizophrenie-Kollektiv zeigte sich keine Überlegenheit des WCST, da hier ein stärkerer<br />

IQ-Effekt vorlag (allerdings k = 5 bzw. 4!). Hier wurde auch der Gedächtnisbereich<br />

signifikant (allerdings k = 3!). Die Autoren fanden keinen Hinweis auf differentielle<br />

Zusammenhänge globaler Kognition mit verschiedenen Einsichtsskalen (PANSS G12, SAI,<br />

SUMD, ITAQ).<br />

Fazit<br />

Eine Vielzahl von Studien hat einen Zusammenhang zwischen kognitiven<br />

Kontrollfunktionen <strong>und</strong> <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei Schizophrenie <strong>und</strong> anderen<br />

Psychose-Erkrankungen gef<strong>und</strong>en. Entsprechende Korrelationen wurden an<br />

verschiedenen Patientengruppen mit unterschiedlichen Ausprägungen von<br />

Symptomatik <strong>und</strong> unterschiedlich langen Krankheitsgeschichten gef<strong>und</strong>en. Der<br />

Effekt dieses Zusammenhangs fällt allerdings gering aus, so dass eine erklärungsbedürftige<br />

Einsichts-Restvarianz konstatiert werden kann. Zurzeit existieren<br />

zu wenige Arbeiten, um statistisch f<strong>und</strong>ierte Aussagen über selektive<br />

oder akzentuierte Zusammenhänge von kognitiven <strong>und</strong> Einsichts-Dimensionen<br />

machen zu können, es zeichnet sich allerdings auf der Seite der Kognition eine<br />

Überlegenheit exekutiver Tests (v. a. Wisconsin Card Sorting Test) über Intelligenz-<br />

<strong>und</strong> Gedächtnismaße ab. Hier wäre der Einsatz des <strong>dynamisch</strong>en WCST,<br />

der eine validere Abschätzung der <strong>Exekutivfunktionen</strong> bzw. des exekutiven Arbeitsgedächtnisses<br />

erlaubt, wünschenswert (WIEDL et al., 2004). Auf der Seite<br />

der Einsicht ist die Studienlage noch weniger aussagekräftig, bislang wurde allerdings<br />

häufiger ein Zusammenhang von <strong>Exekutivfunktionen</strong> mit Symptombewusstheit<br />

als mit Symptomattribution gef<strong>und</strong>en. Dies entspricht den Annahmen<br />

der Modelle von MARKOVÁ <strong>und</strong> BERRIOS (1995a), FLASHMAN <strong>und</strong> ROTH<br />

(2004) <strong>und</strong> LINCOLN et al. (2007), die eine stärkere Rolle neurokognitiver<br />

Funktionen auf dieser Ebene als auf der der Ebene der Erklärung (Zuschreibung)<br />

von Symptomen postulieren.<br />

6.5.13.2 Metakognition <strong>und</strong> Mentalisierungsfähigkeit<br />

Beeinträchtigungen der Mentalisierungsfähigkeit (Theory of Mind), einer speziellen Form<br />

von Metakognition, sind bei Schizophrenie verbreitet. Neueren Metaanalysen zufolge liegt<br />

das Defizit im Bereich großer Effektstärken <strong>und</strong> ist kein reiner Episodenmarker, kann also<br />

in abgeschwächter Form auch bei remittierten Patienten nachgewiesen werden (BORA,<br />

YUCEL & PANTELIS, 2009; SPRONG, SCHOTHORST, VOS, HOX & VAN ENGELAND, 2007).<br />

Wird Theory of Mind (ToM) definiert als »… cognitive capacity to represent one’s own<br />

and other persons’ mental states, for instance, in terms of thinking, believing, or pretending«<br />

(BRÜNE, 2005, S. 21), so liegt auf der Hand, warum sie für die Erklärung von Einsicht<br />

interessant ist – beide Leistungen, ToM <strong>und</strong> Einsicht, können als Ausdruck einer allgemeinen<br />

Fähigkeit zur Bildung übergeordneter Repräsentationen über mentale Zustände <strong>und</strong><br />

Objekte eingeordnet werden (z. B. BISCHOF-KÖHLER, 1998). Die unterschiedlichen ToM-<br />

Theorien (Modultheorie, Theorie-Theorie <strong>und</strong> Simulations-Theorie) können hier nicht<br />

wiedergegeben werden (s. BRÜNE, 2005). Zusätzliche theoretische Attraktivität gewinnt die<br />

ToM-Hypothese der Einsicht durch die einflussreiche Theorie von FRITH (1992), der schizophrene<br />

Positivsymptomatik auf Dysfunktionen der Selbstbeobachtung (self-monitoring)<br />

<strong>und</strong> der Inferenz fremdpsychischer Zustände, <strong>und</strong> damit auf ein allgemeines Defizit der<br />

Metarepräsentation zurückführt.

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