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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

negative Bewertung der Erkrankung als depressogener Faktor betrachtet werden muss (vgl.<br />

BIRCHWOOD, 2003): So korreliert <strong>Krankheitseinsicht</strong> hoch mit dem subjektiven<br />

»Verschlungenwerden von der Krankenrolle« (WILLIAMS & COLLINS, 2002) <strong>und</strong> diese<br />

Einschätzung wiederum mittelgradig bis stark mit Depressivität, geringerem Selbstwert,<br />

geringerer Selbstwirksamkeit <strong>und</strong> größerer Hoffnungslosigkeit (MCCAY & SEEMAN, 1998).<br />

ROOKE <strong>und</strong> BIRCHWOOD (1998) zeigten längsschnittlich (über 2,5 Jahre), dass sich<br />

Depressivität (BDI) bei kontrollierten Baseline-Scores durch die subjektive Kontrolle über<br />

die Erkrankung (PBIQ) zu Studienbeginn vorhersagen ließ. BIRCHWOOD, IQBAL <strong>und</strong><br />

UPTHEGROVE (2005) fanden später, dass Personen mit postpsychotischer Depression (PPD)<br />

ihre psychotische Erkrankung schon vor Einsetzen der Depression im PBIQ als unkontrollierbarer,<br />

selbstverschuldeter <strong>und</strong> sozial erniedrigender einschätzen als Non-PPD-<br />

Probanden. WHITE, MCCLEERY, GUMLEY <strong>und</strong> MULHOLLAND (2007) demonstrierten<br />

zusätzlich, dass eine subjektive Unkontrollierbarkeit der Erkrankung, Selbstbeschuldigungen,<br />

negative Zukunftserwartungen, Scham <strong>und</strong> eine subjektive Legitimität von sozialer<br />

Ausgrenzung (PBIQ, z. B. »People like me must be controlled by psychiatric services«)<br />

mäßig bis hoch mit allgemeiner Hoffnungslosigkeit korrelierten (Beck Hopelessness Scale,<br />

BHS: r = .36 bis .57, p < .001; N = 100), der letzte Aspekt sogar über Schizophrenie-<br />

Symptomatik <strong>und</strong> Depressivität hinaus. Bei KARATZIAS, GUMLEY, POWER <strong>und</strong> O’GRADY<br />

(2007) leistete Schizophrenie-Symptomatik in einer logistischen Regression keinen Beitrag<br />

zur Entdeckung einer komorbiden affektiven Störung (45 %) bei Patienten mit Schizophrenie-Spektrums-Störungen<br />

(N = 138), während wiederum subjektive Kontrolle (PBIQ) das<br />

Vorliegen von Angst <strong>und</strong> Depressivität von allen Prädiktoren am besten vorhersagte (OR =<br />

1,54; p < .001).<br />

LOBBAN, BARROWCLOUGH <strong>und</strong> JONES (2004, 2005) konnten quer- <strong>und</strong> längsschnittlich<br />

demonstrieren, dass die subjektiven negativen Konsequenzen der Erkrankung für die<br />

Ausübung wichtiger Rollenfunktionen (IPQS) bei der Vorhersage von Depressivität <strong>und</strong><br />

Lebensqualität über den Beitrag von Schizophrenie-Symptomatik <strong>und</strong> Baseline hinaus<br />

inkrementell valide sind (∆R 2 = 3 bzw. 8 %; R 2 = .51/.55; N = 91/89). Mehrfach repliziert<br />

wurden von LOBBAN et al. (2004, 2005) zudem Zusammenhänge von negativer Emotionalität<br />

mit der Erwartung von Chronifizierung, zyklischem Erkrankungsverlauf <strong>und</strong> geringer<br />

Behandelbarkeit. Auch WATSON et al. (2006) fanden Korrelationen dieser Repräsentations-<br />

Dimensionen mit Depressivität, Ängstlichkeit <strong>und</strong> (geringem) Selbstwert (r = .40 bis .56;<br />

N = 100).<br />

Fazit<br />

Als Fazit der quantitativen Betrachtung von Krankheitskonzepten bei Schizophrenie<br />

lässt sich konstatieren, dass erstens das Label »Schizophrenie« auf eine<br />

geringe Akzeptanz bei Betroffenen stößt <strong>und</strong> dass zweitens die Erwartungen<br />

eines chronischen Verlaufs, von negativen psychosozialen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Konsequenzen <strong>und</strong> einer geringen persönlichen Kontrolle <strong>und</strong> Behandelbarkeit<br />

die Entstehung affektiver Störungen bei Schizophrenie begünstigt.

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