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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test<br />

Ergebnissen geführt: SERGI, KERN, MINTZ <strong>und</strong> GREEN (2005) berechneten eine Regression<br />

von Maßen der Aneignung von Fertigkeiten in einem einstündigen Training einer simulierten<br />

handwerklichen oder Bürotätigkeit auf den statischen WCST <strong>und</strong> McGuigans korrigierten<br />

Lerngewinnwert (s. GUTHKE & WIEDL, 1996, S. 113). Es ergab sich eine zusätzliche<br />

Varianzaufklärung von 15 % durch das Lernpotenzialmaß (ges. 28 %) bzw. 13 % (ges. 19 %)<br />

für die Katamnese nach drei Monaten. In ihrer o. g. Arbeit konnten KURTZ et al. (2010)<br />

hingegen keinen signifikanten Zusammenhang zwischen McGuigan-Score <strong>und</strong> UPSA finden<br />

(r = .26 n. s.; N = 48).<br />

Die Ursache der höheren Validität der <strong>dynamisch</strong>en WCST-Posttestwerte bei der Aufklärung<br />

von Outcome-Varianz (WIEDL & SCHÖTTKE, 2002; WOONINGS et al., 2003) sollte in der<br />

Kontrolle personaler Nontarget-Faktoren wie Attributidentifikation <strong>und</strong>/oder Regel-<br />

Generierung <strong>und</strong> -selektion zu suchen sein (CARLSON & WIEDL, 1992). Wenn es zutrifft,<br />

dass der Posttest eine unverzerrtere Abschätzung von Arbeitsgedächtnis- <strong>und</strong> kognitiven<br />

Kontrollfunktionen (z. B. Zielrepräsentation, Interferenzkontrolle) erlaubt, wäre die inkrementelle<br />

Validität des WCSTdyn angesichts der prädiktiven Valenz dieser neurokognitiven<br />

Domänen nicht verw<strong>und</strong>erlich (GREEN et al., 2000).<br />

Den bislang einzigen Hinweis auf eine Veränderung der Konstruktvalidität in diese<br />

Richtung gibt eine Studie von WIEDL et al. (2004): Die Autoren reanalysierten die Daten<br />

von WIEDL et al. (2001) im Hinblick auf eine Veränderung des korrelativen Musters von<br />

WCST <strong>und</strong> weiteren kognitiven Variablen durch Dynamisierung (N = 40 - 46). Wie erwartet<br />

ergaben sich signifikante Differenzen der Zusammenhänge von Prä- <strong>und</strong> Posttest mit<br />

neurokognitiven Maßen: Die Korrelationen mit dem Stroop-Test, der als Maß der Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

interpretiert wird (NUECHTERLEIN et al., 2004), nahmen ab, während<br />

die Zusammenhänge mit Indices des Arbeitsgedächtnisses <strong>und</strong> des Problemlösens deutlich<br />

akzentuiert wurden (z. B. korrekt sortierte Karten & Anzahl Züge Fünfer-Turm von Hanoi<br />

[SCHÖTTKE, 2000]: r = -.23 -.57, p ≤ .01).<br />

Die referierten Machbarkeits- <strong>und</strong> Rate-limiting-factor-Studien zum <strong>dynamisch</strong>en<br />

WCST belegen eindeutig, dass (a) sich die Performanz von Menschen mit<br />

Schizophrenie-Diagnosen durch verschiedene didaktische <strong>und</strong> metakognitiv<br />

anregende Trainingsprozeduren eindeutig steigern lässt, <strong>und</strong> dass (b) kognitive<br />

Modifizierbarkeit als funktionsrelevanter Faktor zu werten ist bzw. <strong>dynamisch</strong>e<br />

Indices kognitiver Kontrollfunktionen eine gegenüber ihren statischen Gegenstücken<br />

substanziell erhöhte Vorhersagegüte aufweisen. Diagnostisch ist zu<br />

bedenken, dass Personen, die durch den WCSTdyn als Lerner klassifiziert<br />

werden, im statischen WCST-64 (Prätest) genau die ausgeprägten »exekutiven«<br />

Defizite aufweisen, die in o. g. Studien zur Neurokognition der Schizophrenie<br />

wiederholt gef<strong>und</strong>en wurden. Die Validität eines »statischen« Urteils<br />

muss demnach gerade im Hinblick auf das wiederholt aufgezeigte Rehabilitationspotential<br />

dieser Subgruppe, v. a. im Vergleich zu den echten Nichtlernern,<br />

in Zweifel gezogen werden. Letzteren scheint die Aufrechterhaltung, Abschirmung<br />

<strong>und</strong> Bearbeitung von Information bei gleichzeitiger Repräsentation kontextueller<br />

Anforderungen im Arbeitsgedächtnis Probleme zu bereiten, die<br />

refraktär bzw. zumindest nicht durch ein kurzes Training remediierbar sind.

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