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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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5.2.3.6 Antezedenzien von Bewertung <strong>und</strong> Coping<br />

109<br />

Coping <strong>und</strong> Abwehr<br />

Eine wichtige Unterscheidung muss zwischen Coping <strong>und</strong> seinen Antezedenzien vorgenommen<br />

werden. Hierunter sollen relativ überdauernde personale <strong>und</strong> peristatische<br />

Einflussfaktoren verstanden werden, die die Vorbedingungen von Bewertungs- <strong>und</strong><br />

Copingprozessen darstellen. Beispiele lassen sich dem Bereich der persönlichkeits-, sozial-<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspsychologischen Konstrukte entnehmen (z. B. Kohärenzsinn: ANTONOVSKY,<br />

1990; Kontroll- <strong>und</strong> Selbstwirksamkeitsüberzeugungen: ROTTER, 1975; BANDURA, 1977),<br />

aber auch Motive, Überzeugungen, Werte, Normen, das soziale Netz <strong>und</strong> die ökonomischen<br />

Mittel spielen eine Rolle. Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften <strong>und</strong><br />

Coping wurde klar belegt (z. B. LEE-BAGGLEY, PREECE & DELONGIS, 2005). Angesichts der<br />

Komplexität des Einflussgeflechts kann jedoch bivariat nur eine schwache bis moderate<br />

Assoziation erwartet werden. Dies fanden z. B. NES <strong>und</strong> SEGERSTROM (2006), die metaanalytisch<br />

(k = 50, N = 11629) einen Zusammenhang von dispositionellem Optimismus <strong>und</strong><br />

annäherungs- bzw. vermeidungsorientierten Coping-Strategien fanden (r = .17 / -.21).<br />

Eine auch für die Schizophrenieforschung interessante Alternative zum kognitivtransaktionalen<br />

Coping-Modell von LAZARUS <strong>und</strong> FOLKMAN (1984), die sich besonders auf<br />

die Analyse von Antezedenzien konzentriert, stammt von HOBFOLL (1989): In seiner<br />

Conservation-of-Ressources-Theorie (COR) definiert er Stress als Reaktion auf einen<br />

tatsächlichen oder befürchteten Netto-Verlust von Ressourcen. Diese wiederum werden<br />

definiert als »… jene Objekte, personale Charakteristika, Bedingungen oder Energien, die<br />

vom Individuum geschätzt werden oder die als Mittel zur Erlangung solcher Objekte,<br />

personaler Charakteristika, Bedingungen oder Energien dienen« (S. 516, Übers. d. Verf.).<br />

Beispiele sind wertgeschätzte physische Objekte, Fähigkeiten <strong>und</strong> Selbstkonzept-Merkmale<br />

(Charakteristika), wichtige soziale Rollen <strong>und</strong> sozioökonomischer Status (Bedingungen),<br />

Zeit, Geld <strong>und</strong> Wissen (Energien). Bewältigungshandlungen werden nicht als primär<br />

problem- oder emotionszentriert gesehen, sondern dienen der Verlustminimierung durch<br />

weitere Investitionen, direkten Ersatz oder Substitution von Ressourcen. Das COR-Modell<br />

sagt vorher, dass Menschen mit ohnehin geringen Ressourcen nur kurzfristig wirksame<br />

Strategien zur Minimierung von Ressourcenverlusten anwenden, anstatt in die langfristige<br />

Entwicklung neuer Ressourcen investieren zu können.<br />

5.2.3.7 Copingstile<br />

Trotz der Prozessorientierung ihres Bewältigungsmodells postulierten auch LAZARUS <strong>und</strong><br />

FOLKMAN (1984), dass Menschen durchaus zu intraindividuell vergleichsweise stabilen,<br />

habituellen Copingstilen tendieren können – eine Annahme, die auch für die vorliegende<br />

Arbeit herangezogen wird: »… rather than argue for only a process-centered as opposed to<br />

a structural, trait-centered approach, we should recognize that there is both stability and<br />

change in coping …« (S. 130). FOLKMAN, LAZARUS, GRUEN <strong>und</strong> DELONGIS (1986) belegten<br />

eine moderate Stabilität emotionsorientierter Coping-Formen.<br />

Im Anschluss an LAUX <strong>und</strong> WEBER (1987) sollen Bewältigungsstile als zeitlich <strong>und</strong> transsituativ<br />

konsistente (d. h. generalisierte <strong>und</strong> stabile) Präferenzen für bestimmte Formen<br />

von Bewältigungsakten definiert werden (d. h. ceteris paribus reicht die zeitliche Invarianz<br />

nicht aus, der spezifische Bewältigungsmodus sollte auch im Angesicht unterschiedlicher<br />

Bewältigungsobjekte aktiviert werden). Mögliche »stilbildende« Faktoren sind (a) die<br />

Komplexität des verfügbaren Repertoires (Gibt es Alternativen?), (b) die kognitive<br />

Flexibilität des Handelnden, (c) die subjektive Effektivität einer Bewältigungsform, (d) der

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