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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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309<br />

Diskussion<br />

»Metatypen« zu klären (s. u.). Die gewählte Beschreibungsebene stellt also eine wichtige<br />

Voraussetzung der Komposition von Typologien höherer Ordnung dar <strong>und</strong> erlaubt zugleich<br />

den exakten Nachvollzug des analytischen Vorgehens.<br />

Es lässt sich zudem zweifellos ein zurzeit noch bestehendes Missverhältnis der Anzahl<br />

an Subtypen <strong>und</strong> differentiellen Remediationsoptionen kritisieren. Mit anderen Worten:<br />

Die vorgeschlagene Einteilung zieht noch keine Konsequenzen für die klinische Praxis nach<br />

sich. Dies ist zwar zutreffend, allerdings sollte ein Mangel an Handlungsoptionen eher<br />

deren Entwicklung stimulieren als das gr<strong>und</strong>sätzliche Erkenntnisinteresse limitieren. In<br />

Abschnitt 3.9 wurden einige vielversprechende Kandidaten beschrieben, die sich in<br />

Verbalisierungsansätze (z. B. PERRY et al., 2001), Errorless Learning (KERN et al., 1996)<br />

<strong>und</strong> Scaffolded Instruction (YOUNG et al., 2002) einteilen lassen. Es wäre eine reizvolle<br />

Aufgabe, angelehnt an neuere kognitive Funktionstaxonomien wie die der CNTRICS-<br />

Initiative (Cognitive Neuroscience Treatment Research to Improve Cognition in Schizophrenia:<br />

s. KERNS et al., 2008; BARCH & SMITH, 2008) mehrdimensionale Profile der<br />

Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Subtypen zu erstellen (s. u.), entsprechende Hypothesen für<br />

neurokognitive Validierungsstudien abzuleiten <strong>und</strong> den o. g. Gruppen passende Trainingsmodule<br />

zu entlehnen oder neu zu entwickeln.<br />

Es wurden durch den hohen Auflösungsgrad zwei Subgruppen auffällig, die theoretische<br />

bzw. statistische Probleme bereiten: Dies sind erstens die beiden sich verschlechternden<br />

Subgruppen (d. h. »echte« Verschlechterer nach Doppelkriterium <strong>und</strong> Abwärts-Grenzfälle,<br />

die nur den funktionalen Wertebereich verlassen), die etwa 2 % der Fälle ausmachen. Es<br />

bleibt unklar, warum Probanden, die mit etwa 45 korrekt sortierten Karten im Prätest <strong>und</strong><br />

damit im funktionalen Bereich starten, also Kategorien <strong>und</strong> Regeln bereits früh verstanden<br />

haben, nach der detaillierten Instruktion im Mittel um 10 bis fast 20 Karten absinken.<br />

Die wahrscheinlichste Erklärung ist ein fehlgeschlagenes Monitoring durch stilles Mitzählen<br />

korrekt sortierter Karten nach Mitteilung der entsprechenden Zehner-Regel.<br />

Probanden könnten sich so selbst eine Dual task stellen, was auch bei Leistungsstarken das<br />

Arbeitsgedächtnis überlasten kann. Gelegentlich wird trotz der entsprechenden Instruktion<br />

außerdem nicht verstanden, dass eine fehlerlose Serie gelegt werden muss, bevor sich das<br />

Kriterium ändert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dessen wird angeregt, die Win-stay/Loose-shift-Strategie durch eine Ergänzung<br />

der Instruktion zum Kategorienwechsel während des Trainings explizit zu fördern.<br />

Diese Ergänzung könnte in etwa wie folgt aussehen:<br />

Nachdem Sie nun eine fehlerfreie Serie von zehn Karten nach … gelegt haben,<br />

ändert sich jetzt die Regel. Sie müssen ab jetzt entweder nach … oder nach …<br />

sortieren. Eine von beiden Kategorien ist die neue Regel. Außerdem rate ich<br />

Ihnen, beim Sortieren nie leise mitzuzählen, das lenkt nämlich ab. Hören Sie<br />

einfach auf meine Rückmeldungen <strong>und</strong> konzentrieren Sie sich ganz darauf,<br />

welche Regel gerade gilt. Sortieren Sie einfach so lange danach weiter, bis die<br />

Serie zu Ende ist. Auf diese Weise erreichen Sie die meisten Treffer.<br />

Die zweite Subgruppe, die durch die verwendete Typologie erstmals in den Fokus der<br />

Betrachtung rückt, ist die der »Aufwärts-Grenzfälle« (GF+), also der Probanden, denen<br />

zwar der Übergang zum funktionalen Wertebereich gelingt, die sich jedoch nach den<br />

meisten RCI-Prüfverfahren dabei nicht statistisch signifikant verbessern, obwohl sie eine<br />

mittlere PPD > 11 erreichen. Ihre Größe variiert deutlich zwischen 1 <strong>und</strong> 14 %.

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