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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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90<br />

Reliable Change Index<br />

herausstelle (die Details seiner Ableitung sollen hier nicht dargestellt werden: s. MAASSEN,<br />

2000b, S. 629, Formel 12, 13).<br />

Während einige Autoren (z. B. SPEER, 1999) mittlerweile die Notwendigkeit einer<br />

Kontrolle von Regressionseffekten generell in Frage stellen, kritisieren NACHTIGALL <strong>und</strong><br />

SUHL (2002b, c) die Art der bei der GLN-Methode vorgenommenen Bereinigung: Diese<br />

stelle eine von der falschen Annahme eines gerichteten Regressionseffektes ausgehende<br />

unvollständige (halbe) Bereinigung dar, was zu einer Verzerrung der Schätzung der wahren<br />

Differenzen führe, während gezeigt werden kann, dass die einfache Messwertedifferenz<br />

erwartungstreu ist. Eine konsequente Bereinigung von Prä- <strong>und</strong> Posttest führe jedoch zum<br />

klassischen Ausdruck zurück; der Beweis wird wiederum nicht ausgeführt (s. NACHTIGALL &<br />

SUHL, 2002b, S. 8, Formel 16): »Die Regression zur Mitte ist also auch in diesem gängigen<br />

Kennwert bereits berücksichtigt, auch wenn es an den Formeln nicht direkt zu sehen ist«<br />

(S. 8). Da die Symmetrie des Regressionseffektes durch eine Selektion von Probanden mit<br />

extremen Merkmalsausprägungen allerdings aufgehoben wird, ist in diesem Fall die<br />

Differenz nicht mehr erwartungstreu (NACHTIGALL & SUHL, 2005) <strong>und</strong> die GLN-Methode u.<br />

U. angemessen.<br />

Mindestens fünf Arbeiten (SPEER & GREENBAUM, 1995, 2002 [Erratum]; HAFKENSCHEID,<br />

2000; MCGLINCHEY, ATKINS & JACOBSON, 2002, 2003; BAUER, LAMBERT & NIELSEN, 2004;<br />

ATKINS, BEDICS, MCGLINCHEY & BEAUCHAINE, 2005) verglichen verschiedene Veränderungsindices<br />

empirisch: SPEER <strong>und</strong> GREENBAUM (1995, 2002) verglichen u. a. den klassischen<br />

RCI in der Version von JACOBSON <strong>und</strong> TRUAX (1991) <strong>und</strong> den GLN-Ansatz im Hinblick auf<br />

die Veränderung des selbst eingeschätzten Wohlbefindens von 73 nicht-stationären<br />

Psychiatrie-Patienten. Sie fanden, dass die Resultate beider Methoden nur zu ca. 50 %<br />

übereinstimmten. Die GLN-Methode beurteilte Verbesserungen deutlich konservativer<br />

(26 % reliable Verbesserer vs. 56 % nach klassischem RCI), stellte jedoch signifikant<br />

häufiger reliable Verschlechterungen fest (25 % vs. 6 %). Eine Betrachtung der verwendeten<br />

Formeln (ebd., Tab. 1, S. 1045) legt als Ursache eine Verletzung der Paralleltestannahme<br />

dar (s. HSU, 1999): Der Autor verwendete Prä- <strong>und</strong> Posttestmittelwerte seiner Stichprobe<br />

(statt MPrä = MPost), was auf die leicht missverständliche Notation von HSU (1989) zurückgehen<br />

könnte. Betrachtet man Formel 10, wird schnell klar, dass dies zu konservativeren<br />

Ergebnissen führen muss, weil sich der Stichprobenmittelwert (normalerweise) ebenfalls<br />

deutlich verändert.<br />

HAFKENSCHEID (2000) nutzte verschiedene RCIs, um Veränderungen der fremdbeurteilten<br />

Symptomatik von psychiatrischen Patienten (N = 107) zwischen Aufnahme <strong>und</strong><br />

Entlassung zu analysieren. Auch hier erwies sich die GLN-Methode als strikteste (7 %<br />

reliable Verbesserung), die URCI-Methode urteilte mit 36 Verbesserern (34 %) hingegen<br />

am liberalsten, die klassische Methode lag in der Mitte (17 %). Obwohl die verwendeten<br />

Formeln nicht angegeben werden, könnten auch hier Posttest-Stichprobenmittelwerte für<br />

die GLN-Methode verwendet worden sein. Klinische Bedeutsamkeit wurde weder von<br />

SPEER <strong>und</strong> GREENBAUM (1991) noch von HAFKENSCHEID (2000) betrachtet.<br />

MCGLINCHEY, ATKINS <strong>und</strong> JACOBSON (2002, 2003), die die Entwicklung der selbst eingeschätzten<br />

Depressivität von 128 Patienten einer KVT mit Hilfe des Doppelkriteriums<br />

klinischer Signifikanz kategorisierten, stellten nahezu identische Anteile gleichbleibend<br />

depressiver (je 10 %), signifikant verbesserter (je 8 %) <strong>und</strong> klinisch bedeutsam verbesserter<br />

Patienten (81 % bzw. 82 %) nach klassischem RCI <strong>und</strong> GLN fest. Der URCI (bzw. RCINDIV)<br />

unterschied sich signifikant von beiden <strong>und</strong> beurteilte einfache Verbesserungen auch hier<br />

liberaler (5 % gleichbleibend, 30 % signifikant verbessert), befand jedoch deutlich weniger

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