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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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166<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Fazit<br />

Zusammengenommen deuten die referierten Bef<strong>und</strong>e auf eine Rolle der Metakognition<br />

im Sinne einer Neigung <strong>und</strong>/oder Fähigkeit zur Reflexion selbstrelevanter<br />

Urteile bei der Bewusstmachung <strong>und</strong> Zuschreibung von Symptomen<br />

hin. Auch Theory of Mind-Leistungen i. e. S. (Erkennen falscher Überzeugungen,<br />

Humorverständnis, Bildergeschichten sequenzieren) scheinen ersten<br />

Studien zufolge mit Einsicht zusammenzuhängen. Obwohl die Mentalisierungsfähigkeit<br />

bei Schizophrenie teilweise domänen-spezifisch, also unabhängig von<br />

<strong>Exekutivfunktionen</strong> ist (s. PICKUP, 2008), bedürfen die Zusammenhänge von<br />

Theory of Mind, weiteren metakognitiven Fähigkeiten (z. B. Metagedächtnis),<br />

<strong>Exekutivfunktionen</strong> <strong>und</strong> Einsicht sowie die Konstruktvalidität von ToM-Tests<br />

noch weiterer Klärung.<br />

6.5.13.3 Anosognosie: Neurobiologische Gr<strong>und</strong>lagen der Einsicht<br />

Wenn eine verringerte <strong>Krankheitseinsicht</strong> auf Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen<br />

zurückgeführt wird, muss angenommen werden, dass die neurobiologischen Korrelate<br />

solcher Funktionsbeeinträchtigungen auch im Zusammenhang mit Uneinsichtigkeit beobachtet<br />

werden können bzw. eine primäre ätiologische Rolle spielen (dies wurde oben als<br />

»Anosognosie-Hypothese« bezeichnet).<br />

Bislang existieren nur wenige Bef<strong>und</strong>e zu den neurobiologischen Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

Einsicht. Analog zur Suche nach kognitiven Gr<strong>und</strong>lagen der Einsicht lassen sich Studien zu<br />

deren Zusammenhang mit globalen Maßen <strong>und</strong> solche zum Zusammenhang mit Auffälligkeiten<br />

in umschriebenen Gehirnarealen unterscheiden.<br />

Zum ersten Typ gehört die Studie von LARØI et al (2000), die mit Computertomographien<br />

einen starken Zusammenhang zwischen SUMD-Summe <strong>und</strong> kortikaler Atrophie<br />

fanden (r = -.52, p < .05; N = 20). FLASHMAN, MCALLISTER, ANDREASEN <strong>und</strong> SAYKIN (2000),<br />

die die Gehirn-Volumina von 30 stationären Patienten mit Schizophrenie-Spektrums-<br />

Erkrankungen anhand von Magnetresonanztomographie-Scans (MRT) berechneten,<br />

stellten einen ähnlich hohen inversen Zusammenhang mit Einsicht fest (SUMD: r = -.47,<br />

p < .01). Spezifische Zusammenhänge mit frontalem, temporalem <strong>und</strong> parietalem Volumen<br />

überstanden die Kontrolle des intrakraniellen Gesamtvolumens allerdings nicht. MCEVOY et<br />

al. (2006) untersuchten 226 akute Patienten mit Erstmanifestation einer Schizophrenie-<br />

Spektrums-Erkrankung volumetrisch per MRT. Auch hier zeigte sich ein schwacher<br />

Zusammenhang mit dem ITAQ (r = .15, p < .05), der allerdings einen starken Akzent auf<br />

Behandlungseinstellungen setzt. ROSSELL et al. (2003), die eine gemischte Stichprobe von<br />

71 stationären <strong>und</strong> nicht-stationären Patienten ebenfalls per MRT untersuchten, fanden<br />

hingegen keine Beziehung zur SAI-E.<br />

Studien des zweiten Typs haben sich in Anlehnung an die exekutive Hypothese der<br />

Uneinsichtigkeit vor allem auf die strukturelle Integrität des Frontallappens <strong>und</strong> seiner<br />

Subregionen konzentriert: FLASHMAN et al. (2001) setzten im Anschluss an ihre erste Studie<br />

(s. o.) die per MRT vermessenen Volumina acht frontaler Subregionen von 15 stationären<br />

Patienten in Beziehung zu ihrer Einsicht (SUMD). Sie konnten hohe signifikante Zusammenhänge<br />

(r = .72 bis .92) zwischen Erkrankungsbewusstheit <strong>und</strong> dem Volumen des<br />

mittleren frontalen Gyrus (bilateral: u. a. dorsolateraler präfrontaler Kortex, DLPFC) sowie<br />

zwischen Symptombewusstheit <strong>und</strong> den Volumina des rechten Gyrus rectus (ventromedialfrontal<br />

bzw. medial-orbitofrontal) <strong>und</strong> des linken anterioren Cingulums (ACC) finden. Die

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