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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

reduzierter Symptombewusstheit (SUMD). Dieser Zusammenhang ist unter anderem<br />

deshalb interessant, weil die Autoren angetreten waren, eine kognitive Hypothese der<br />

Einsicht zu testen <strong>und</strong> ihre Arbeit aufgr<strong>und</strong> der gef<strong>und</strong>enen ähnlich hohen Korrelation mit<br />

dem WCST ausschließlich als Beleg dieser Annahme angeführt wird.<br />

Wenn Offenheit, wie von YOUNG et al. (1998) gezeigt, mit Symptombewusstheit<br />

korreliert, dann sollten vor allem sozial unerwünschte, potenziell stigmatisierende<br />

Symptome betroffen sein: Dies fand NELSON (1997), die symptomspezifische Bewusstheit<br />

von Schizophrenie-Patienten aus an Ges<strong>und</strong>en erhobenen Ratings der Symptom-<br />

Erwünschtheit vorhersagen konnte.<br />

Auch MOORE et al. (1999) untersuchten die Zusammenhänge zwischen SUMD-Einsicht<br />

<strong>und</strong> Defensivität, wobei sie mit PAULHUS (1998) zwischen Selbst- <strong>und</strong> Fremdtäuschung<br />

unterschieden (Balanced Inventory of Desirable Responding, BIDR). Hypothesenkonform<br />

fanden die Autoren, dass Aspekte aktueller Uneinsichtigkeit mit Selbsttäuschung korrelierten<br />

(r = .40; N = 46), die gleichen retrospektiven Dimensionen aber mit positivierender<br />

Selbstdarstellung (ca. r = .50). Eine neuere Studie konnte einen Zusammenhang der<br />

Paulhus Deception Scales <strong>und</strong> <strong>Krankheitseinsicht</strong> allerdings nicht bestätigen (KRUCK,<br />

FLASHMAN, ROTH, KOVEN, MCALLISTER & SAYKIN, 2009).<br />

Einen anderen Zugang zur Erforschung von Defensivität wählten WONG, CHIU, MOK,<br />

WONG <strong>und</strong> CHEN (2006), die 85 ambulante Schizophrenie-Patienten <strong>und</strong> 35 Kontrollpersonen<br />

baten, auf einer Checkliste mit 15 Psychose-Symptomen <strong>und</strong> 15 Stress-, Angst- <strong>und</strong><br />

Depressionssymptomen die psychotischen Symptome zu identifizieren. Mit Hilfe der<br />

Signalentdeckungstheorie fanden die Autoren, dass Patienten ein zurückhaltenderes<br />

Antwortverhalten (Parameter c, β) zeigten als Kontrollpersonen, also Symptome relativ<br />

häufiger als Anzeichen von Stress auswiesen.<br />

6.5.14.3 Empirische Bef<strong>und</strong>e: Coping <strong>und</strong> Einsicht<br />

Zumindest zwei Arbeiten deuten darauf hin, dass mit zunehmender Erkrankungsdauer die<br />

Integration der Erkrankung in das eigene Lebensschicksal begünstigt <strong>und</strong> die anfängliche<br />

Leugnung abgebaut wird: LALLY (1989) fand eine positive Korrelation zwischen Dauer der<br />

Erkrankung <strong>und</strong> Akzeptanz der Patientenrolle (r = .25 bis .29). THOMPSON et al. (2001)<br />

berichten ebenfalls einen signifikant größeren Anteil einsichtiger Patienten nach multiplen<br />

Episoden als nach Erstmanifestation. Derartige Bef<strong>und</strong>e können jedoch auch als Beleg für<br />

Sozialisations- <strong>und</strong> Lernhypothesen herangezogen werden.<br />

MIDDELBOE <strong>und</strong> MORTENSEN (1997) befragten 98 chronifizierte Patienten (85 % mit<br />

Diagnosen des Schizophrenie-Spektrums) nach ihrem symptomorientierten Coping <strong>und</strong><br />

stellten einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Anzahl aktiver Bewältigungsstrategien<br />

<strong>und</strong> der allgemeinen <strong>Krankheitseinsicht</strong> fest (SAI: r = .30).<br />

Wie bereits dargelegt, scheint sozialer Unterstützung <strong>und</strong> Bewältigung im Zusammenhang<br />

mit Einsicht eine besondere Bedeutung zuzukommen: TAYLOR <strong>und</strong> PERKINS (1991)<br />

fanden, dass Patienten einer Rehabilitationseinrichtung, die psychische Probleme verneinten,<br />

weniger Kontakt zur »Außenwelt« angaben (d. h. weniger Fre<strong>und</strong>e außerhalb der<br />

Einrichtung; Fre<strong>und</strong>e unter den Mitpatienten verlassen die Einrichtung seltener). LYSAKER,<br />

BELL, BRYSON <strong>und</strong> KAPLAN (1998) stellten fest, dass Patienten mit geringer SUMD-Einsicht<br />

ein geringeres fremdbeurteiltes soziales Funktionsniveau aufwiesen (n = 57 – 44; g = -0,57<br />

auf der Interpersonal Relations-Subskala der Quality of Life Scale, QLS: HEINRICHS,<br />

HANLON & CARPENTER, 1984). Zwei Studien korrelierten <strong>Krankheitseinsicht</strong> mit sozialem

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