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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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304<br />

Diskussion<br />

Möglichkeit der Generalisierung deutlich ein, d. h. es handelt sich eher um eine Pilotstudie,<br />

der weitere Arbeiten folgen sollten. Einzelne Autoren (z. B. OZONOFF, 1995) haben vermutet,<br />

dass die Stabilität des WCST in klinischen Stichproben mit neurokognitiven Beeinträchtigungen<br />

höher ausfällt – dies wäre zu prüfen.<br />

Begründet liegt dieses Manko in den Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Patienten<br />

mit Schizophrenie, die auf das recht kurze Klinik-Zeitfenster zwischen Entaktualisierung<br />

<strong>und</strong> Entlassung <strong>und</strong> die nicht immer gegebene Motivation zur Teilnahme an wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zurückgehen. Allein die Rekrutierung einer ähnlich großen<br />

Patienten-Reliabilitätsstichprobe hätte so die gesamte Studienzeit in Anspruch genommen.<br />

Aus dem gleichen Gr<strong>und</strong> wurde darauf verzichtet, die »nicht-klinischen« Probanden einem<br />

strukturierten Screening (z. B. CIDI/DIA-X, MINI) auf psychiatrisch relevante Auffälligkeiten<br />

zu unterziehen. Angesichts der bekannten hohen Prävalenzen subklinischer Symptome<br />

<strong>und</strong> psychischer Erkrankungen ist der Nutzen einer solchen Selektionsstrategie jedoch<br />

ohnehin in Frage zu stellen.<br />

Empfehlenswert wäre also, eine kontrollierte Studie mit der neuropsychiatrischen bzw.<br />

rehabilitativen Routine-Diagnostik zu verbinden, indem Patienten mit Schizophrenie-<br />

Diagnosen der statischen oder <strong>dynamisch</strong>en Bedingung zugelost <strong>und</strong> entsprechend dreimal<br />

mit dem WCST-64 nach KONGS et al. (2000) getestet oder der didaktischen Intervention<br />

nach WIEDL (1999) unterzogen würden. Auf diese Weise ginge keine diagnostische<br />

Information des statischen WCST-64 verloren <strong>und</strong> es wäre möglich, Stabilität <strong>und</strong> Übungseffekte<br />

erstmals methodisch sauber zu untersuchen.<br />

Auf Dauer ließe sich so, analog zu RCI-Methoden, eine standardisierte regressionsbasierte<br />

Veränderungsmessung für den WCSTdyn bei Schizophrenie etablieren (MCSWEENEY<br />

et al., 1993; CHELUNE, 2003), indem in einer großen klinischen Normierungsstichprobe<br />

(ohne Intervention) ein multiples Regressionsmodell zur Vorhersage von Retest-Werten<br />

aus Baseline-Werten <strong>und</strong> weiteren interessierenden Prädiktoren (z. B. Alter, Geschlecht,<br />

Bildungsindikatoren) berechnet wird, das anschließend herangezogen werden kann, um die<br />

statistische Signifikanz von Veränderungen (d. h. Abweichungen von prädizierten Werten)<br />

im Einzelfall zu prüfen.<br />

Zweitens ist die gezogene Reliabilitätsstichprobe nur bedingt mit der Schizophreniestichprobe<br />

aus Studie 2 vergleichbar: Hier fällt v. a. der Unterschied in der Geschlechterverteilung<br />

ins Auge: Während die betrachteten Schizophrenie-Stichproben, wie häufig,<br />

überwiegend (52 - 63 %) männlich sind, umfasst die Reliabilitätsstichprobe nur 23 %<br />

männliche Teilnehmer. Grob vergleichbar ist hingegen das mittlere Alter (klinisch: 33 ±10;<br />

nicht-klinisch: 29 ±11 Jahre).<br />

Auch im Hinblick auf den Bildungsweg sind die Stichproben aufgr<strong>und</strong> des Samplings<br />

nicht weit auseinander. Die Ausbildungsdauer in Jahren unterscheidet sich nicht, die<br />

Qualität der Abschlüsse nur geringfügig: In der Schizophrenie-Stichprobe haben etwa 41 %<br />

FH- oder allgemeine Hochschulreife erlangt, in der nicht-klinischen Stichprobe 47 %; auch<br />

der Anteil von Personen ohne bereits abgeschlossene Ausbildung ist ähnlich (47 – 56 %).<br />

Eingeräumt werden muss allerdings, dass die Personen der Reliabilitätsstichprobe,<br />

zumindest im Segment der Berufsfachschüler, in dieser Hinsicht ein höheres Potenzial<br />

mitbringen, d. h. hier mehr Abschlüsse zu erwarten sind als in der Schizophrenie-<br />

Stichprobe, so dass die reinen Prozentangaben über die tatsächlich bestehenden Leistungsunterschiede,<br />

die sich ja auch im WCST ablesen ließen, hinwegtäuschen mögen.

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