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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Einige Autoren haben ToM-Tests verwendet, um <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei Schizophrenie zu<br />

untersuchen: Bei LANGDON et al. (2006) erwies sich die Leistung beim Anordnen einer<br />

Bildergeschichte, für die eine intakte Theory of Mind benötigt wird, als signifikanter<br />

Prädiktor von <strong>Krankheitseinsicht</strong> (SAI-E; β = .23, t = 1,98; p < .05; N = 34). Dies wurde von<br />

LANGDON <strong>und</strong> WARD (2009) repliziert, die auch nach Kontrolle von prämorbidem IQ <strong>und</strong><br />

verbalem Gedächtnis Zusammenhänge zwischen zwei ToM-Aufgaben (Bildgeschichten<br />

sequenzieren, Bilderwitze erklären) <strong>und</strong> Einsicht fanden (r = .46/.39, p < .05; N = 30). Es<br />

wurde oben bereits erwähnt, dass DRAKE <strong>und</strong> LEWIS (2003) zuvor keinen Zusammenhang<br />

von Einsicht <strong>und</strong> Humorverständnis gef<strong>und</strong>en hatten.<br />

BORA, SEHITOGLU, ASLIER, ATABAY <strong>und</strong> VEZNEDAROGLU (2007) untersuchten 58 klinisch<br />

stabile, nicht-stationäre Patienten mit der SUMD <strong>und</strong> verschiedenen Aufgaben zur<br />

Mentalisierungsfähigkeit. Sie fanden, dass die Fähigkeit, sog. Second-Order-False-Belief-<br />

Aufgaben zu lösen (d. h. korrekt zu erschließen, welche falschen Überzeugungen andere<br />

Personen Dritten zuschreiben), höher mit der SUMD-Summe korrelierte (r = -.55, p < .01)<br />

als WCST-Variablen (z. B. Anzahl Kategorien: r = -.27, p < .05; N = 58).<br />

POUSA, DUÑÓ, NAVARRO, RUIZ, OBIOLS <strong>und</strong> DAVID (2008) untersuchten eine ähnliche<br />

Stichprobe (N = 61) ebenfalls mit SUMD <strong>und</strong> dem Bildersequenzierungstest von LANGDON<br />

et al. (z. B. 2006). Keine der bivariaten Korrelationen zwischen ToM-Leistung <strong>und</strong> fünf<br />

Einsichtsdimensionen wurde signifikant. Allerdings fanden die Autoren, dass ToM in einer<br />

Subgruppe mit höherem globalen Funktionsniveau (Mediansplit: GAF > 60) mit der<br />

Bewusstheit von Medikationseffekten zusammenhing (rS = -.42), was darauf hindeuten<br />

könnte, dass nur global leistungsfähigere Patienten ihrer eigenen, ToM-basierten Einschätzung<br />

folgen.<br />

Es konnten vier Studien identifiziert werden, die andere Formen von Metakognition im<br />

Zusammenhang mit Einsicht untersuchten: TRUNGOLD (2000) nutzte ein Reality-<br />

Monitoring-Paradigma von BRÉBION, SMITH, GORMAN <strong>und</strong> AMADOR, X. (1997) <strong>und</strong> fand,<br />

dass Patienten, die Symptome der Erkrankung fehlattribuierten (SUMD), häufiger auch<br />

external generierte Items für selbst-generiert hielten (r = .39; p < .01; N = 45), also ein<br />

Defizit des Metagedächtnisses aufwiesen. Beeinträchtigungen des Metagedächtnisses,<br />

insbesondere eine zu liberale Akzeptanz <strong>und</strong> eine erhöhte mnestische Konfidenz, werden<br />

seit einiger Zeit von MORITZ <strong>und</strong> Kollegen (z. B. MORITZ, WOODWARD, JELINEK & KLINGE,<br />

2008) als ein dem Wahn zugr<strong>und</strong>e liegendes Kerndefizit diskutiert. Passend hierzu fanden<br />

KIRCHER, KOCH, STOTTMEISTER <strong>und</strong> DURST (2007), dass Patienten mit höherer Symptombewusstheit<br />

(SAI-E) länger darüber nachdachten, ob eine dargebotene Persönlichkeitseigenschaft<br />

sie selbst charakterisierte (r = .51, p ≤ .01; N = 27).<br />

Um die metakognitive Verarbeitung anzuregen, entwarfen KOREN et al. (2004) eine Self-<br />

Monitoring-Version des WCST-64, bei der nach jeder Karte das Vertrauen in die Sortierung<br />

erfragt wurde <strong>und</strong> entschieden werden konnte, ob die Karte zählen sollte. Um die Relevanz<br />

der Entscheidungen zu erhöhen, wurde monetär verstärkt <strong>und</strong> bestraft. Die Autoren<br />

fanden, dass Indices metakognitiver Leistung (z. B. der Genauigkeit der Einschätzung der<br />

eigenen Performanz), nicht aber die Standardkennwerte, SUMD-Einsicht bei Patienten mit<br />

Erstmanifestation gut vorhersagten (R 2 = .56; p < 0,01; N = 30).<br />

LYSAKER et al. (2005) schließlich beurteilten die metakognitive Qualität der Narrative<br />

von Patienten über ihre Lebensgeschichte <strong>und</strong> Krankheit mit Skalen zur Analyse von<br />

Psychotherapie-Transkripten (Metacognition Assessment Scale, MAS: SEMERARI et al.,<br />

2003). Das metakognitive Verständnis der eigenen Psyche (Understanding one's own mind<br />

[ICC = .89]) korrelierte zu r = .26 (p < .05) mit der unabhängig beurteilten <strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

(SUMD).

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