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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test<br />

3.9.4 Dynamisch <strong>getestete</strong> <strong>Exekutivfunktionen</strong> als »rate-limiting factor« –<br />

Generalisierbarkeit von Lernpotenzial<br />

Der <strong>dynamisch</strong>e Wisconsin Card Sorting Test mit den Instruktionen <strong>und</strong> Feedbacks von<br />

GREEN et al. (1992), im Folgenden als »WCSTdyn« bezeichnet, wurde im Anschluss an die<br />

frühen Machbarkeitsstudien der 90er Jahre mehrfach zur Abschätzung der Weite der<br />

»Zone des Rehabilitationspotenzials« (CICERONE & TUPPER, 1986) bei Patienten mit Schizophrenie-Diagnosen<br />

verwendet.<br />

Unter Rekurs auf die beiden Zielbereiche der Dynamischen Testdiagnostik (DTD: s.<br />

GUTHKE <strong>und</strong> WIEDL, 1996, S. 8) <strong>und</strong> die Klassifikation von Remediationsstudien von GREEN<br />

et al. (1997) werden derartige Untersuchungen durch zwei theoretische Perspektiven geleitet:<br />

Erstens kann postuliert werden, dass der WCSTdyn eine validere Erfassung von<br />

Arbeitsgedächtnis- <strong>und</strong> Kontrollfunktionen erlaubt, indem die katalytische Kompensation<br />

heuristischer Strukturen es einem (zusätzlichen) Teil der Probanden ermöglicht, deren<br />

Intaktheit zu demonstrieren. Diese über den Posttest erfassten exekutiven Funktionen<br />

könnten sich wiederum als relativ wirksamerer Rate-limiting factor bei der Aneignung<br />

weiterer Fähigkeiten im Rahmen rehabilitativer Maßnahmen herausstellen (vgl. GREEN et<br />

al., 2000).<br />

Zweitens kann die intraindividuelle Variabilität im WCSTdyn als Indikator der kognitiven<br />

Modifizierbarkeit bzw. eines generellen »Lernpotenzials« aufgefasst werden. Während<br />

diese Sichtweisen für die Betrachtung von WCSTdyn-Daten komplementär sind, implizieren<br />

sie unterschiedliche kompensatorische bzw. modifikatorische Ansprüche an Rehabilitation.<br />

Ein Modell, das der zweiten Perspektive verpflichtet ist, stammt von GREEN et al.<br />

(2000), die Lernpotenzial als Mediator der Beziehung zwischen Neurokognition <strong>und</strong><br />

vorherzusagenden (z. B. rehabilitativen) Erfolgskriterien eingeführt haben.<br />

Systematisch untersucht wurde die funktionale Relevanz des WCSTdyn bzw. die Generalisierbarkeit<br />

von Lernpotenzial in den genannten Arbeiten von WIEDL (z. B. 1999), die<br />

kognitive Remediationsforschung <strong>und</strong> Dynamische Testdiagnostik (DTD) verknüpften <strong>und</strong><br />

insbesondere die differentielle Responsivität ihrer Teilnehmer in den Fokus rückten.<br />

Angelehnt an Arbeiten von BUDOFF, der v. a. die Klassifikation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

mit vermuteten geistigen Behinderungen durch <strong>dynamisch</strong>e Testprozeduren mit Kohs<br />

Block-Test (KOHS, 1923) zu verbessern suchte (BUDOFF & FRIEDMAN, 1964; BUDOFF &<br />

PAGELL, 1968; BUDOFF, 1970), bedienten sich WIEDL <strong>und</strong> Mitarbeiter einer »Select-bymarker«-Strategie.<br />

Als solche wird die Klassifikation von Probanden anhand von Markiervariablen<br />

(hier: intraindividuelle Variabilität) anstelle von Diagnosen wie Schizophrenie<br />

(Select-by-diagnosis) bezeichnet, ein Vorgehen, das ursprünglich für neurochemische <strong>und</strong><br />

psychophysiologische Marker gefordert wurde (HELMCHEN, 1988, S. 387-388).<br />

Entsprechend typisierten WIEDL <strong>und</strong> WIENÖBST (1999) Probanden nach Ausgangsniveau<br />

<strong>und</strong> Verlauf der Performanz <strong>und</strong> unterschieden durchgängig leistungsstarke Highscorer,<br />

Lerner <strong>und</strong> Nichtlerner (vgl. BUDOFF, 1970: »high scorers«, »gainers«, »nongainers«).<br />

Während BUDOFF ein vergleichsweise arbiträres Kriterium zur Binnendifferenzierung<br />

herangezogen hatte (dreifacher Übungseffekt einer Kontrollgruppe im Kohs Block-Test),<br />

gründeten WIEDL <strong>und</strong> WIENÖBST (1999) ihren typologischen Algorithmus auf ein von<br />

SCHÖTTKE, BARTRAM <strong>und</strong> WIEDL (1993) entwickeltes Verfahren zur Überprüfung der statistischen<br />

Signifikanz von Veränderung im Einzelfall, das über variable kritische Differenzen<br />

abhängig vom Ausgangswert Regressionseffekte berücksichtigt. Dieser Algorithmus wird im<br />

folgenden Kapitel besprochen. Tatsächlich empfahlen WIEDL <strong>und</strong> WIENÖBST (1999, S. 56)<br />

jedoch eine fixe kritische Differenz von 15 korrekt sortierten Karten (1,5 SD der Prätest-

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