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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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306<br />

Diskussion<br />

das aus der Arbeit von JACOBSON <strong>und</strong> TRUAX (1991) abgeleitet wurde. Es erlaubt, jeden Fall<br />

genau einem von zehn Performanztypen zuzuordnen, was eine informative <strong>und</strong> zugleich<br />

ökonomische Beschreibung der Stichprobe <strong>und</strong> einen direkten Vergleich der RCIs erlaubt.<br />

Auf diese Weise können die Ergebnisse bezüglich Typen-Häufigkeiten <strong>und</strong> Konkordanzen<br />

leicht auch mit denen früherer <strong>und</strong> künftiger Arbeiten verglichen werden, selbst wenn dort<br />

nur das statistische Signifikanzkriterium berücksichtigt wurde (z. B. SPEER & GREENBAUM,<br />

1991; HAFKENSCHEID, 2000).<br />

(3.) Bei der Berechnung des GLN-Index wurde die Annahme berücksichtigt, dass Prä-<br />

<strong>und</strong> Posttestwerte in Abwesenheit von Trainingseffekten als parallele Messungen aufgefasst<br />

werden (d. h. MPrä = MPost).<br />

(4.) Nur die interessierende Signifikanzprüfung wurde isoliert variiert (d. h. nur Kriterium<br />

b von JACOBSON et al. [1984]), statt zwischen Methodenpaketen mit verschiedenen<br />

Cutoff-Bestimmungen zu wechseln (z. B. HAGEMAN & ARRINDELL, 1999). Dies ist bedeutsam,<br />

da ein Teil der inkonsistenten Bef<strong>und</strong>e zum URCI (liberalere Signifikanzprüfung, aber<br />

konservativere Beurteilung von Normalisierung der Leistung) auf die Verwendung einer<br />

alternativen Berechnungsvorschrift für die Schwelle zum funktionalen Bereich zurückgehen<br />

dürfte.<br />

Bevor die Ergebnisse dieses Vergleichs diskutiert werden, sei auf eine im Zusammenhang<br />

mit kategorialen RCI-Analysen naheliegende F<strong>und</strong>amentalkritik an diesem Vorgehen<br />

eingegangen, die den notwendigen Informationsverlust beim Verzicht auf eine dimensionale<br />

Betrachtung betont – d. h. die individuellen Ausprägungen von Veränderungen können<br />

nicht mehr, wie bei Posttest-Prätest-Differenzen (PPD), direkt verglichen werden. Hierzu<br />

wurde bereits in Kapitel 4 dargestellt, dass Umstände eintreten können, unter denen die<br />

Reliabilität dieser vermeintlichen Alternative (PPD) dramatisch verfällt (bei Annäherung<br />

der Retest-Korrelation an die Reliabilitäten der Einzeltests) (vgl. STELZL, 2005). Dies führt<br />

zu einer deutlichen Limitierung ihrer externalen Validität, was für den WCSTdyn bei<br />

Psychose-Erkrankungen von WEINGARTZ, WIEDL <strong>und</strong> WATZKE (2008) <strong>und</strong> WALDORF,<br />

WEINGARTZ <strong>und</strong> WATZKE (2010) demonstriert wurde.<br />

Aber auch PPD-Scores sind nicht immer informativ. So bleibt aufgr<strong>und</strong> des fehlenden<br />

normativen Bezugs unklar, an welcher Stelle im Leistungsspektrum eine bestimmte<br />

Differenz auftritt; besonders eine Nulldifferenz ist offensichtlich als Resultat eines Deckeneffekts<br />

gänzlich anders zu bewerten als als Ausdruck von Nonresponsivität. Hier bietet die<br />

vorgeschlagene Performanz-Typologie einen pragmatischen Ausweg, indem sie ein<br />

transparentes Klassifikationssystem bereitstellt, das der einfachen <strong>und</strong> doch hinreichend<br />

präzisen Kommunikation einer WCSTdyn-Leistung dienen kann.<br />

Und schließlich ist Diagnostik in Anwendungskontexten meistens mit Selektions- oder<br />

Modifikations-Entscheidungen verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> derartige Entscheidungen (bzw. die auf<br />

ihrer Gr<strong>und</strong>lage getroffenen oder unterlassenen Maßnahmen) sind, wie signifikante<br />

Veränderungen, letztendlich binäre Ereignisse. Insofern ist ein RCI-basiertes, kategorisierendes<br />

Vorgehen, das sich auf die sorgfältige Prüfung der statistischen Signifikanz von<br />

Veränderung konzentriert <strong>und</strong> zugleich ein Performanzprofil vergröbernd beschreibt, sogar<br />

praxisnäher als dimensionale Maße.<br />

Es konnten einige wesentliche Unklarheiten ausgeräumt werden, die sich bezüglich der<br />

statistischen Eigenschaften der drei wichtigsten RCIs durch die Literatur ziehen: Die<br />

Omnibus-Konkordanz der betrachteten Methoden (inkl. der 1,5-SD-Methode von WIEDL,<br />

1999) ist mit κ = .83 ermutigend hoch, so dass bei der Auswahl einer RCI-Prozedur keine<br />

gravierenden Fehlentscheidungen zu erwarten sind.

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