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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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»The Psychopathology of Insight«: Aubrey LEWIS<br />

128<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Die Beiträge der deutschsprachigen Psychiatrie wurden aufgegriffen <strong>und</strong> ergänzt durch<br />

Aubrey LEWIS (1934), dessen ebenfalls noch immer lesenswerte Arbeit »The Psychopathology<br />

of Insight« v. a. durch DAVID (1999) einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Er<br />

definierte »insight« als »a correct attitude to a morbid change in oneself« (S. 333) <strong>und</strong><br />

erläuterte weiter, Einsicht sei<br />

… concerned primarily with the awareness of the change, and secondly with the judging<br />

of this change, as to wether it is illness or demoniacal possession or insanity<br />

(which may not for him be the same thing as illness affecting chiefly his mind) or religious<br />

conversion or some other remarkable intervention. (S. 335)<br />

Die korrekte Bewertung der Veränderung sei, so der Autor, »… the realization that the<br />

illness is mental« (S. 336). Auch hier wird jedoch bereits auf die Bedeutung subjektiver<br />

Krankheitskonzepte Betroffener hingewiesen.<br />

In seinen Überlegungen zur Genese der Einsicht unterscheidet LEWIS zwischen primärer<br />

Evidenz (»immediate data of change«, S. 334), die direkt wahrgenommen <strong>und</strong><br />

metakognitiv-abstrahierend verarbeitet wird (»… with every mental activity … there is an<br />

observing and registering of its apprehended quality … [The] observation may be …<br />

subject to secondary isolation of temporally limited experiences« [S. 333-334]) <strong>und</strong><br />

sek<strong>und</strong>ärer Evidenz, die sich aus Rückmeldungen der sozialen Umwelt ergibt (vgl.<br />

MARKOVÁ & BERRIOS, 1992, 1995a).<br />

Weiterhin diskutiert er sozial erwünschtes Antwortverhalten (»The patient’s deference<br />

to the opinion of others, especially doctors, his concern about the effects of an avowal of<br />

his attitude …« [S. 340]) sowie Begrenzungen der Urteilskraft durch kognitive Beeinträchtigungen<br />

bei Patienten mit schweren psychischen Störungen:<br />

… all contemplate their apprehensive change with that disturbed mind which we<br />

subdivide into disturbed memory, disturbed thinking … which makes it impossible for<br />

the patient to look at his data and judge them as … healthy outsiders do. His judgements<br />

and attitude can therefore never be the same as ours because his data are<br />

different, and his machine for judging is different in some respect. You will see that if<br />

one <strong>und</strong>ertakes to discuss insight in schizophrenia, say, in any detail, one must consider<br />

not only data of change in this condition, but also the whole psychopathology of<br />

schizophrenia, especially where it enters into the judgement of reality. (S. 343)<br />

Fazit<br />

Die hier stark verkürzt dargestellten Arbeiten von PICK (1882), JASPERS (1920),<br />

MAYER-GROSS (1920) <strong>und</strong> LEWIS (1934) antizipieren die wesentlichen Annahmen<br />

über <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei Schizophrenie, die erst 70 bis 100 Jahre<br />

später empirisch untersucht wurden: die Ansicht, dass die Begriffe »Psychose«<br />

<strong>und</strong> »Einsicht« keinen Widerspruch in sich darstellen (PICK); die Differenzierung<br />

unterschiedlicher Dimensionen von Einsicht (»Krankheitsgefühl«,<br />

»<strong>Krankheitseinsicht</strong>«: PICK, JASPERS, LEWIS); die Annahme soziokultureller<br />

<strong>und</strong> individueller Einflüsse (PICK, JASPERS); <strong>und</strong> schließlich sowohl kognitive<br />

als auch motivationale Hypothesen zur Ableitung von Einsichtsdefiziten<br />

(LEWIS, MAYER-GROSS).

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