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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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56<br />

Wisconsin Card Sorting Test<br />

BRYSON, GREIG, LYSAKER <strong>und</strong> BELL (2002) testeten 46 klinisch stabile US-Veteranen mit<br />

chronifizierter Schizophrenie zweimal im mittleren Abstand von ca. vier Jahren mit dem<br />

WCST-128. Trotz des längsten ITI aller Studien zeigte sich eine noch befriedigende<br />

Stabilität der Anzahl vollendeter Kategorien (rtt = .73) <strong>und</strong> der Perseverationsfehler<br />

(T-Werte: rtt = .66) <strong>und</strong>, wie bei TATE et al. (1998) <strong>und</strong> BASSO et al. (1999), eine niedrige<br />

Stabilität der FMS-Variable.<br />

GREVE, LOVE, SHERWIN, MATHIAS, HOUSTON et al. (2002) boten die Langform des WCST<br />

34 Rehabilitanden mit deutlich länger als bei TATE et al. (1998) zurückliegenden schweren<br />

Hirnverletzungen (posttraumatisches Intervall: 12 ±6 Jahre) zweimal im mittleren Abstand<br />

von ca. einem Jahr dar. Ausgewertet wurden Rohwerte <strong>und</strong> T-Werte des WCST-128 <strong>und</strong><br />

zusätzlich (analog zu BASSO et al., 2001) die gleichen WCST-64-Kennwerte. Für beide Tests<br />

<strong>und</strong> Roh- sowie T-Werte zeichnete sich die Fehlersumme hier allerdings durch eine gute<br />

Stabilität (rtt ≥ .77) aus, was möglicherweise die Annahme von OZONOFF (1995) über die<br />

höhere Stabilität in klinischen Stichproben bestätigt.<br />

BIRD, PAPADOPOULOU, RICCIARDELLI, ROSSOR <strong>und</strong> CIPOLOTTI (2004) untersuchten die<br />

Retest-Reliabilität des modifizierten Kartensortiertests (MCST) nach NELSON (1976) an<br />

einer Stichprobe von 90 klinisch unauffälligen Probanden mittleren Alters mit einem<br />

mittleren Intertest-Intervall von einem Monat. Sie fanden inakzeptabel niedrige Retest-<br />

Korrelationen für alle betrachteten Kennwerte (z. B. r = .34 für Fehler total). In einer<br />

Substichprobe (N = 20) mit einem etwa 1 SD geringerem NART-IQ fielen die Werte etwas<br />

höher aus, was die Hypothese von OZONOFF (1995) stützt. Der Bef<strong>und</strong> von BIRD et al.<br />

(2004) mit dem MCST ist allerdings nur begrenzt aussagekräftig, da er kürzer <strong>und</strong> leichter<br />

als der WCST <strong>und</strong> so für unbeeinträchtigte Stichproben ungeeignet ist (s. DE ZUBICARAY &<br />

ASHTON, 1996).<br />

SOTA <strong>und</strong> HEINRICHS (2004) verwendeten den WCST-128 im Rahmen einer Längsschnittsstudie<br />

zur Prädiktion von Lebensqualität bei Schizophrenie zweimal über einen<br />

Zeitraum von drei Jahren in einer Stichprobe von 55 chronifizierten Probanden. Die<br />

Stabilität der Kategorienvariable (ICC = .59) fiel niedriger aus als in der vergleichbaren<br />

Studie von BRYSON et al. (2002).<br />

WOODS et al. (2006) boten den WCST-64 einer Gruppe von 57 klinisch unauffälligen<br />

Probanden (Alter: 34,9 ±11,3 Jahre) zweimal mit einem ITI von ca. einem Jahr dar <strong>und</strong><br />

fanden ebenfalls eine niedrige Retest-Reliabilität von rtt = .38 für die perseverativen<br />

Antworten.<br />

Fazit<br />

Angesichts der häufigen Verwendung des WCST in Neuropsychologie <strong>und</strong> Schizophrenieforschung<br />

(RABIN, BARR & BURTON, 2005) konnten überraschend<br />

wenige Studien zur Reliabilität des Tests identifiziert werden – offenbar wurde<br />

seine psychometrische Güte aufgr<strong>und</strong> der langen <strong>und</strong> theoretisch reichen Tradition<br />

kaum hinterfragt. Für Schizophrenie-Patienten konnten nur k = 3 (mit N<br />

≤ 55), für den WCST-64 nur k = 4 Studien (mit N ≤ 57) entdeckt werden. Die<br />

Ergebnisse weisen eine große Spannweite auf (z. B. Fehler total: rtt = .30 - .82),<br />

wobei v. a. Stichproben-Charakteristika <strong>und</strong> Intertestintervall die Stabilität beeinflussen.<br />

Aus den gesichteten Studien in Tabelle 6 kann tentativ geschlossen<br />

werden, dass die WCST-Leistung klinischer Probanden stabiler ist als die nichtklinischer<br />

Kontrollpersonen. Vor dem Einsatz des WCST-64 im Rahmen eines<br />

Test-Training-Test-Paradigmas mit Veränderungsmessung im Einzelfall sollte<br />

seine Reliabilität an einer größeren Stichprobe untersucht werden.

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