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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Scale to Assess Unawareness of Mental Disorder, SAUMD/ SUMD (AMADOR &<br />

STRAUSS, 1990; AMADOR et al., 1993). Die SUMD, ein semistrukturiertes Einsichtsinterview,<br />

gilt wegen seines Verbreitungs- <strong>und</strong> Differenzierungsgrades als Goldstandard <strong>und</strong> wird, je<br />

nach Forschungsinteresse, in unterschiedlich modifizierten Varianten eingesetzt. Die<br />

ursprüngliche Version umfasst drei allgemeine Items zur Bewusstheit der psychischen<br />

Störung sowie zu wahrgenommenen Medikationseffekten <strong>und</strong> sozialen Konsequenzen der<br />

Störung, ferner 17 Symptom-Items, auf denen separat Bewusstheit <strong>und</strong> Attribution<br />

diagnostizierter Symptome kodiert werden können. Die SUMD kann separat für gegenwärtige<br />

<strong>und</strong> retrospektive Einsicht durchgeführt werden. AMADOR et al. (1991) berichten<br />

moderate bis hohe Beurteiler-Übereinstimmungen für allgemeine Items <strong>und</strong> Subskalen<br />

(r = .68 bis .90). Gegenwärtige <strong>und</strong> retrospektive Einsicht korrelieren nicht. Bewusstheit<br />

<strong>und</strong> Attribution korrelierten zu r = .55, allerdings weisen die Autoren auf die Möglichkeit<br />

einer artifiziellen Überhöhung dieses Zusammenhangs hin, da die Zuschreibung eines<br />

Symptoms erst ab einer mittelgradigen Bewusstheit erfragt wird. Neuere Untersuchungen<br />

zur Faktorstruktur werden im folgenden Abschnitt 6.5.5 beschrieben. Hinweise auf eine<br />

konvergente Validität ergeben sich aus hohen Korrelationen mit globalen Beurteilungen (z.<br />

B. Mental Status Examination: r = .43 bis .89).<br />

Insight and Treatment Attitudes Questionnaire, ITAQ (MCEVOY ET AL., 1989). Der<br />

ITAQ, ein vollstrukturiertes Interview für hospitalisierte Patienten (11 Items), basiert auf<br />

einer Definition von Einsicht mit einer starken Gewichtung von Einstellungen gegenüber<br />

Hospitalisierung <strong>und</strong> Pharmakotherapie: Von den elf Items thematisieren lediglich drei das<br />

Einräumen von »mental (nerve, worry) problems«, die restlichen acht – wie der Titel<br />

bereits andeutet – die retrospektive Behandlungsbedürftigkeit zum Zeitpunkt der Aufnahme,<br />

die subjektive Notwendigkeit des Krankenhausaufenthaltes <strong>und</strong> der medikamentösen<br />

Behandlung in Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart sowie der psychiatrischen Nachsorge, die<br />

subjektive Medikamentenwirkung <strong>und</strong> die Bereitschaft zur Adhärenz. Bei der Deutung von<br />

Bef<strong>und</strong>en mit dem ITAQ muss daher berücksichtigt werden, dass das Interview v. a. die<br />

»Einsicht« der Behandlung im Sinne des psychiatrischen Krankheitsmodells erfragt <strong>und</strong><br />

Aspekte wie Krankheitsgefühl <strong>und</strong> Symptombewusstheit unberücksichtigt lässt. Dem ITAQ<br />

soll nach MCEVOY et al. (1989) denn auch »essentially a single factor« (S. 45) zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen (die Statistik hierzu wird nicht berichtet), was später durch eine Hauptkomponentenanalyse<br />

von WEILER, FLEISHER <strong>und</strong> MCARTHUR-CAMPBELL (2000) an 187 Patienten<br />

repliziert wurde. Daten zur Reliabilität fehlen, allerdings korrelierte der Summenwert hoch<br />

(r = .82) mit den Ergebnissen eines offenen klinischen Interviews zur Operationalisierung<br />

desselben Konstrukts, das unabhängig zur Validierung geführt wurde. Der ITAQ korrelierte<br />

mit fremdbeurteilter Nonadhärenz (r = -.35), inkonsistent mit BPRS-Symptomatik (-.35)<br />

<strong>und</strong> nicht mit Chronizitätsvariablen (N = 52).<br />

Indiana Psychiatric Illness Interview, IPII (LYSAKER, CLEMENTS, PLASCAK-HALLBERG,<br />

KNIPSCHEER & WRIGHT, 2002). Das IPII ist ein halbstrukturiertes Interview zur Evozierung<br />

von »Narrativen«, also Erzählungen des Individuums über seine Erkrankung, ihre<br />

lebensgeschichtliche Bedeutung <strong>und</strong> unternommene Bewältigungsversuche. Die Kohärenz<br />

der Narrative kann separat mit der Narrative Coherence Rating Scale (ebd.) bewertet<br />

werden. Die Auswertung der Transkripte erfolgt qualitativ nach Themen <strong>und</strong> quantitativ zu<br />

deren Ausprägungen. ROE et al. (2008) identifizierten Dimensionen, die größtenteils mit<br />

denen von SUMD <strong>und</strong> SAI-E übereinstimmten (Belief in having a mental illness, Belief in

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