Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

282
Ergebnisse Studie 3
ängstlicher als das ebenfalls einsichtige Cluster II (gDEP_I-II = 3,59). Cluster III (»INS-/
DEP-«) hingegen ist deutlich weniger einsichtig als Cluster I (gG12_I-III = -3,17) und Cluster
II (gG12_II-III = -3,70) und zugleich deutlich weniger depressiv als Cluster I (gDEP_I-III =
-2,81), jedoch geringfügig depressiver als Cluster II (gDEP_I-II = 0,44).
Alle Unterschiede wurden varianzanalytisch geprüft. Für beide Variablen sind die
Cluster varianzhomogen (Levene-Statistik: FDEP[2, 207] = 0,95; FG12[2, 207] = 1,6; n. s.).
Die Varianzanalysen wurden signifikant (Einsicht: F[2, 207] = 253,95, p < .001; Depression:
F[2, 207] = 234,28, p < .001). Post-hoc-Tests (Games-Howell) zeigen die erwarteten
signifikanten Cluster-Unterschiede für Einsicht (I > III; II > III) und durchgängig signifikante
Unterschiede für Depressivität.
Positivsymptomatik muss besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Hier sind die
Varianzen eindeutig inhomogen (F[2, 207] = 11,23; p < .01). Es zeigt sich, dass das
einsichtige, wenig depressive Cluster II die geringste Belastung mit Positivsymptomatik
aufweist: Sowohl das ebenso einsichtige, depressivere Cluster I (U = 1684,5; p < .001) als
auch das weniger einsichtige und etwas depressivere Cluster III (U = 1494,5; p < .001)
zeigen eine stärker ausgeprägte Positivsymptomatik (r = .33 bzw. .38). Die höchste
Ausprägung negativer Emotionalität zeigen demnach Probanden, die in einem akuten
Erkrankungsstadium vergleichsweise einsichtig sind.
Die bivariate Betrachtung greift daher zu kurz: Während Positivsymptomatik unabhängig
vom Vorliegen von Einsicht mit erhöhter negativer Emotionalität einhergeht, scheint
vor allem die Konstellation aus hoher Einsicht und erhöhter Positivsymptomatik mit
erhöhter Depressivität und Ängstlichkeit einher zu gehen.
Um zu prüfen, ob Positivsymptomatik und Einsicht unabhängige Beiträge zur Aufklärung
von Depressivität leisten und ob die Interaktion von Positivsymptomatik und Einsicht
inkrementell valide ist, wurde folgendes hierarchisches Regressionsmodell berechnet
(Tabelle 78). Auch hier wurden die Prädiktoren zentriert, wodurch die Interkorrelationen
auf r ≤ .40 sinken.
Tabelle 78.
Regression von Depressivität auf Geschlecht, Positivsymptomatik
und G12-Einsicht
Prädiktor B SE β
Konstante 5,51 0,61
Geschlecht 1,08 0,41 0,17 **
POS 0,36 0,06 0,43 **
G12 -0,50 0,13 -0,25 **
POS*G12 -0,09 0,03 -0,20 **
Anmerkungen. N = 210. PANSS: Positive and Negative Syndrome Scale; G12: PANSS-
Einsichts-Item; POS: PANSS-Positivfaktor nach Maß et al. (2000)
Dargestellt ist das finale Modell (Schritt 4) mit zentrierten Prädiktoren. Schritt 1 (Geschlecht):
R 2 = .035; Schritt 2 (+POS): R 2 = .11 (∆R 2 = .075 ** ); Schritt 3 (+G12): R 2 = .178 (∆R 2
= .068 ** ); Schritt 4 (+POS*G12): R 2 = .212 (∆R 2 = .034 ** ), adj. R 2 = .196
F(4, 205) = 13,77 (p < .001); adjustiertes R 2 nach Stein (STEVENS, 1992) = .18; Durbin-
Watson-Statistik = 1,82; Toleranzen > .80; Cook-Distanzen < 0,08; 6 Hebelwerte (2,9 %) >
0,071 (3*[k + 1]/N); 6 Mahalanobis-Distanzen (2,9 %) > 15; |DFBetas| < 1
*p ≤ .05; **p ≤ .01 (zweiseitig)