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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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314<br />

Diskussion<br />

Sortierübungen benötigen. Eine Ergänzung durch qualitative Interviews nach der<br />

Darbietung des statischen WCSTs könnte zusätzlich helfen, Hypothesen über die a priori<br />

bestehenden Heuristiken von Lernern zu gewinnen.<br />

Zweitens könnte der WCSTdyn durch weitere <strong>dynamisch</strong>e Komponenten jenseits der<br />

didaktischen Elemente angereichert werden (s. Abschnitt 3.9.3). Als Beispiel sei der Bef<strong>und</strong><br />

von STRATTA et al. (1997) genannt, die gef<strong>und</strong>en hatten, dass zwar die Hälfte ihrer Probanden<br />

mit Schizophrenie von einer einfachen Verbalisierungsinstruktion profitierte (prosthetische<br />

oder katalytische Kompensation), sich jedoch ein Viertel hierdurch im Vergleich zur<br />

Baseline verschlechterte (Inhibition). Hier könnte vorhergesagt werden, dass sich STRATTAs<br />

Verbesserer durch ein anschließendes didaktisches Training weiter verbessern würden<br />

(d. h. Lerner sind), weil die Verbalisierung bei ihnen eine konzeptgeleitete Verarbeitung des<br />

Materials (Metakognition) anregt <strong>und</strong>/oder diskrete Defizite mnestischer Subsysteme<br />

kompensiert. Verschlechterer, die durch die Verbalisierung sogar stärker perseverierten,<br />

sollten hingegen ein zentrales Defizit der Interferenzkontrolle aufweisen <strong>und</strong> sich auch in<br />

einem anschließenden didaktischen WCST-Training als Nichtlerner erweisen.<br />

Zur Klärung der Art der Kompensation von Lerner-Defiziten wäre schließlich die Untersuchung<br />

von Generalisierungseffekten bedeutsam. Hierzu könnten weitere Tests der Kategorienbildung<br />

in WYGOTSKI-GOLDSTEIN-Tradition eingesetzt werden, etwa der schwierigere<br />

Halstead/Booklet Category Test (HCT: vgl. CHOCA, LAATSCH, WETZEL & AGRESTI, 1997).<br />

Eine deutliche Generalisierung bei Lernern könnte darauf hinweisen, dass tatsächlich ein<br />

fluide exekutive Merkmale »katalysierender« Aufbau von Heuristiken stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />

12.2.3 Diskussion Studie 3: OSSTI <strong>und</strong> Startup-Modell<br />

Studie 3 leistet zwei Hauptbeiträge zur Erforschung der <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei Schizophrenie:<br />

Erstens wurde die Osnabrücker Skala zu Therapieeinstellungen <strong>und</strong> Identifikation<br />

psychischer Beschwerden bei Schizophrenie (OSSTI) erstmals an Daten einer größeren<br />

Stichprobe von Patienten mit Diagnosen des Schizophrenie-Spektrums psychometrisch<br />

untersucht. Die Studie führt damit die Arbeit von KRUPA (2005) zu einem vorläufigen Ende.<br />

Zweitens wurde das Einsichtsmodell von STARTUP (1996) nach LYSAKER et al. (2003)<br />

<strong>und</strong> COOKE, PETERS, GREENWOOD et al. (2007) zum vierten Mal überprüft, allerdings mit<br />

zwei Neuerungen: Anders als STARTUP (1996) <strong>und</strong> COOKE, PETERS, GREENWOOD et al.<br />

(2007), aber wie LYSAKER et al. (2003), bediente sich Studie 3 zum zweiten Mal des<br />

Wisconsin Card Sorting Test (WCST), was angesichts seiner Verbreitung in der Erforschung<br />

der kognitiven Gr<strong>und</strong>lagen von <strong>Krankheitseinsicht</strong> <strong>und</strong> der diesbezüglichen Metaanalyse<br />

von ALEMAN et al. (2006) sinnvoll <strong>und</strong> unverzichtbar erschien. Anders als LYSAKER et al.<br />

(2003) bedient sich Studie 3 jedoch erstmals auch des <strong>dynamisch</strong>en WCST nach WIEDL<br />

(1999), dessen Validität für die Erfassung exekutiver Kontrollfunktionen <strong>und</strong> zur Vorhersage<br />

rehabilitativer Kriterien mehrfach belegt wurde (s. Abschnitt 3.9.4).<br />

Zusätzlich wurden nicht nur, wie bei LYSAKER et al. (2003), Coping-Stile erfasst, sondern<br />

erstmals auch Offenheit. Korrelationen von <strong>Krankheitseinsicht</strong> <strong>und</strong> Offenheit wurden zwar<br />

mehrfach mit gemischtem Erfolg gesucht (s. Abschnitt 6.5.14), bislang jedoch nie im<br />

Zusammenhang mit dem Modell von STARTUP (1996), das derartige Zusammenhänge nur<br />

innerhalb einer neurokognitiv intakten Teilmenge von Patienten erwarten lässt.

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