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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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310<br />

Diskussion<br />

Die Existenz dieser Gruppe verweist auf ein deutliches Homogenitäts-Problem der 1,5-SD-<br />

Regel nach WIENÖBST (1993) <strong>und</strong> WIEDL (1999), die Aufwärts-Grenzfälle mehrheitlich als<br />

»Nichtlerner« einstuft. Dies führt dazu, dass die Posttest-Varianz der Nichtlerner-Gruppe<br />

größer ist als die Gesamtvarianz, wodurch das Ziel einer sinnvollen Binnendifferenzierung<br />

verfehlt wird.<br />

Dennoch erscheint die Bereitstellung eines vergröberten Kategoriensystems (d. h.<br />

Highscorer, Lerner, Nichtlerner: vgl. WIEDL, 1999) als lohnenswerte Aufgabe: Nur äußerst<br />

selten werden Schizophrenie-Stichproben eine Größe erreichen, die die markiervariablenorientierte<br />

Strategie (vgl. HELMCHEN, 1988) auf Subgruppen-Ebene sinnvoll erscheinen<br />

lässt. Eine validierte Trichotomie wäre zudem für den klinischen Einsatz des WCSTdyn von<br />

großem Vorteil.<br />

Es wurde daher entschieden, auf der Gr<strong>und</strong>lage der Zehner-Typologie eine neue statistische<br />

»Metatypologie« für den WCSTdyn vorzuschlagen, um in Studie 3 den Zusammenhang<br />

zwischen Einsicht <strong>und</strong> Lernpotenzial bzw. <strong>Exekutivfunktionen</strong> auf dieser kategorialen<br />

Analyseebene betrachten zu können. Hierzu wurde, in Anlehnung an WIEDL et al. (2001),<br />

eine Clusteranalyse zur Bildung dreier leistungshomogener Subgruppen herangezogen.<br />

Durch Vergleiche mit dieser Lösung wurde entschieden, Aufwärts-Grenzfälle wie echte<br />

Verbesserer zu behandeln.<br />

Dies erfolgte keinesfalls arbiträr, sondern aufgr<strong>und</strong> folgender Überlegungen: Eine Einstufung<br />

der Aufwärts-Grenzfälle als Nichtlerner ergibt bei einem mittleren Posttest-Score<br />

um die 50 <strong>und</strong> inhomogenen Gruppen weder normativ noch statistisch einen Sinn. Auch<br />

die Clusteranalyse ordnete keinen Aufwärts-Grenzfall dem leistungsschwachen Cluster zu.<br />

Eine Zuordnung zu den Leistungsstarken wäre unter Homogenitätsaspekten zwar günstig,<br />

würde aber bei einem Prätest-Wert < 40 eindeutig die erste Regel von JACOBSON et al.<br />

(1984) verletzen. Eine Zuordnung zu den Lernern hingegen erfüllt dieses Kriterium <strong>und</strong><br />

kann zumindest durch den URCI auch statistisch abgesichert werden, der 87 % der<br />

Aufwärts-Grenzfälle nach klassischem RCI als Lerner einstuft. Hiermit wäre auch das<br />

zweite Kriterium von JACOBSON et al. (1984) erfüllt. Auch diese Metatypologie erzeugt mit<br />

F < 0,8 homogene Typen.<br />

Zwar mag es immer noch beliebig erscheinen, wenn eine in dieser Hinsicht opportun<br />

erscheinende RCI-Testprozedur zur statistischen Legitimation herausgegriffen wird. Dieser<br />

Kritik lässt sich zumindest entgegenhalten, dass erstens alle Alternativen theoretisch (im<br />

Hinblick auf die Kriterien reliabler Veränderung) <strong>und</strong> statistisch schlechter abschneiden<br />

<strong>und</strong> dass zweitens eine <strong>dynamisch</strong>e Prozedur zur Identifikation von Lernpotenzial zunächst<br />

einmal die Voraussetzungen einer maximalen Sensitivität für das zu entdeckende Merkmal<br />

mitbringen sollte. Deren Überprüfung erfordert allerdings wiederum einen Rückgriff auf<br />

externe Kriterien, worauf schon im Zusammenhang mit den Subtypen hingewiesen wurde.<br />

Die vorgeschlagene Metatypologie stellt den plausibelsten, aber nicht den einzig möglichen<br />

Kandidaten einer Typologie höherer Ordnung dar. Künftige Validitätsuntersuchungen<br />

werden auch hier eine klarere Sprache sprechen.<br />

Die ersten Schritte in Richtung einer – allerdings nicht vergleichenden – Validierung der<br />

Performanztypen wurde bereits genannt: Lernpotenzial spiegelte sich auch im Bereich der<br />

verbalen Merk- <strong>und</strong> Lernfähigkeit (AVLT) wider.<br />

Schließlich wurden WCST-Fehlerprofile analysiert <strong>und</strong> Hinweise gef<strong>und</strong>en, dass Nichtlerner<br />

ein Defizit exekutiver Kontrollprozesse, Lerner hingegen eines des problemlösenden<br />

Denkens aufweisen: Überzufällig viele Nichtlerner begehen vor allem perseverative Fehler,<br />

überzufällig viele Lerner werden im Prätest durch ein nonperseveratives Fehlermuster<br />

charakterisiert. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch die Dissoziation dieser

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