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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Coping <strong>und</strong> Abwehr<br />

5.2 Ansätze zur Konzeptualisierung von Bewältigung <strong>und</strong> Abwehr<br />

Die für die Erforschung der Bewältigung bei Schizophrenie formulierten Modelle lassen<br />

sich grob in (1.) situationale, (2.) personale <strong>und</strong> (3.) transaktionale Ansätze einteilen, die<br />

sich in ihren Menschenbildern, den Annahmen über Gewicht <strong>und</strong> Zusammenspiel unterschiedlicher<br />

Einflussfaktoren <strong>und</strong> in den Methodologien unterscheiden.<br />

5.2.1 Situationale/ Stimulus-Ansätze<br />

Die Stress-Forschung, anfangs rein physiologisch, später auch (neo-)behavioristisch<br />

ausgerichtet, studierte zunächst tierexperimentell »objektive« Stressoren (d. h. aversive<br />

Stimuli), manifeste Kontrollreaktionen <strong>und</strong> somatische Stressfolgen (SELYE, 1956). Die<br />

Life-event-Forschung, die ebenfalls auf prädeterminierte Stressoren als Bewältigungsgegenstände<br />

zurückgreift, lässt sich dieser normativen Forschungstradition zuordnen,<br />

wenngleich versucht wurde, das individuelle Ausmaß der Belastung zu quantifizieren <strong>und</strong><br />

Moderatorvariablen zu identifizieren (vgl. MASUDA & HOLMES, 1978). Im Bereich der<br />

Schizophrenieforschung wurde v. a. der Zusammenhang zwischen kritischen Lebensereignissen<br />

<strong>und</strong> Rezidiven belegt (z. B. HIRSCH, BOWEN, EMAMI & CRAMER, 1996), neuerdings<br />

wurde allerdings auch das Erleben einer psychotischen Episode selbst als zu bewältigendes<br />

Lebensereignis aufgefasst (TAIT, BIRCHWOOD & TROWER, 2004).<br />

5.2.2 Personale Ansätze: Abwehr, Repression, Selbsttäuschung<br />

Tiefenpsychologische Abwehr-Konzepte, die wesentlich durch A. FREUDs (1984/1936)<br />

Systematisierung der Abwehrmechanismen inspiriert wurden, gehen bei ihrer Analyse<br />

menschlicher Stressbewältigung von psychoanalytischen Gr<strong>und</strong>annahmen aus <strong>und</strong><br />

bedienen sich entsprechender Termini (z. B. MENNINGER, 1954; HAAN, 1963, 1969;<br />

VAILLANT, 1977). Neoanalytischen Theoretikern kommt allerdings das Verdienst zu, bereits<br />

vor der »kognitiven Wende« von experimenteller Psychologie <strong>und</strong> Psychotherapie (z. B.<br />

NEISSER, 1967; BECK, 1967) die durch das Ich vermittelten kognitiven Prozesse von<br />

Problemlösung <strong>und</strong> Affektregulation in den Fokus gerückt zu haben. Vielen Ansätzen dieser<br />

Provenienz ist gemein, dass sie hierarchische, normative Systematiken aufweisen, in denen<br />

»Coping« meist mit realitätsorientierten, reifen, adaptiven Verarbeitungsformen (z. B.<br />

Humor) gleichgesetzt wird, wodurch Bewältigung <strong>und</strong> Ergebnis konf<strong>und</strong>iert werden. Im<br />

Folgenden werden einige einflussreiche tiefenpsychologische Konzepte skizziert (HAAN,<br />

1969, 1977; VAILLANT 1977; HOROWITZ, MARKMAN, STINSON, FRIDHANDLER & GHANNAM,<br />

1990; PLUTCHIK, 1995; ERDELYI, 2006; BREZNITZ, 1988; GREENWALD, 1997). Eine Übersicht<br />

über sozialpsychologische Bef<strong>und</strong>e zur »Verdrängung«, d. h. zur normalpsychischen<br />

Verzerrung potenziell bedrohlicher Information durch externalisierende Attributionen,<br />

Unverw<strong>und</strong>barkeits- <strong>und</strong> Kontrollillusionen sowie unrealistisch optimistische Selbstkonzepte<br />

<strong>und</strong> Erwartungen geben TAYLOR <strong>und</strong> BROWN (1988) <strong>und</strong> BAUMEISTER et al. (1998).

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