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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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11.14 Zusammenfassung von Studie 3<br />

296<br />

Ergebnisse Studie 3<br />

In Studie 3 wurde erstmals eine psychometrische Analyse <strong>und</strong> Validierung der Osnabrücker<br />

Skala zu Therapieeinstellung <strong>und</strong> Identifikation psychischer Beschwerden bei<br />

Schizophrenie (OSSTI) von KRUPA (2005) durchgeführt. Die Analyse ergab, dass die OSSTI<br />

hinreichend reliabel <strong>und</strong> als einfaktorielles, konvergent valides Einsichts-Screening<br />

durchaus geeignet ist (Korrelation mit PANSS-G12).<br />

Der Anteil von Personen, der in der betrachteten großen, gemischten Schizophrenie-<br />

Stichprobe eine reduzierte <strong>Krankheitseinsicht</strong> nach G12 aufweisen, liegt mit 30 – 40 % eher<br />

am unteren Rand der in der Literatur kursierenden Schätzungen (vgl. BÖKER, 1999).<br />

Mit Hilfe der mehrdimensionalen Schedule for the Assessment of Insight (SAI-E) wurde<br />

an einer Substichprobe eine Binnendifferenzierung des Insight-Konstruktes vorgenommen.<br />

Obwohl kein echtes hierarchisches Modell getestet werden konnte, fanden sich Hinweise<br />

darauf, dass (a) Veränderungsgefühl eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung<br />

für eine internale Zuschreibung der wahrgenommenen Probleme darstellt; dass<br />

(b) ein hoher Zusammenhang besteht zwischen internaler Attribution der Störung <strong>und</strong> der<br />

Verwendung eines im psychiatrischen Sinne korrekten Erkrankungsbegriffes; <strong>und</strong> dass<br />

(c) die Übernahme des Labels eine nahezu hinreichende, aber nicht notwendige Voraussetzung<br />

eines plausiblen Erklärungsmodells ist. Ein wichtiger Einflussfaktor scheint in<br />

diesem Zusammenhang die Positivsymptomatik zu sein, die komplett unkorreliert mit der<br />

Selbsteinschätzung als »psychisch krank« ist, jedoch hoch mit der Plausibilität des<br />

explanativen Modells zusammenhängt.<br />

Es wurde für eine kleine Teilstichprobe von Patienten mit psychotischen Symptomen<br />

eine Hauptkomponentenanalyse zur Veranschaulichung der Korrelationsstruktur gerechnet.<br />

In dieser fand sich keine separate Symptombewusstheitskomponente, dafür separate,<br />

jedoch korrelierte Komponenten, die unterschiedlich spezifische Formen des Problem- <strong>und</strong><br />

Erkrankungsbewusstseins repräsentieren.<br />

Die Analyse der fremdeingeschätzten aktiven <strong>und</strong> passiven Medikationsadhärenz ergab,<br />

dass eine deutliche Mehrheit von Patienten (70 – 80 %) meistens mit dem Behandlungspersonal<br />

kooperiert <strong>und</strong> sich zumindest gelegentlich aktiv für die antipsychotische<br />

Medikation engagiert. Sieht man von fremdbeurteilter Feindseligkeit ab, erwiesen sich<br />

Variablen der <strong>Krankheitseinsicht</strong> nach dem Geschlecht als einziger Prädiktor der Adhärenz.<br />

Die Hypothesen 3.2, 3.3 <strong>und</strong> 3.4 konnten bestätigt werden: <strong>Krankheitseinsicht</strong> korreliert<br />

mit <strong>Exekutivfunktionen</strong> (WCSTdyn), Defensivität <strong>und</strong> Depressivität <strong>und</strong> Ängstlichkeit.<br />

Entsprechend unterscheiden sich die in Studie 2 gebildeten WCST-Performanztypen<br />

signifikant im Grad ihrer <strong>Krankheitseinsicht</strong> (Highscorer, Lerner > Nichtlerner).<br />

Der Zusammenhang von Einsicht <strong>und</strong> Depressivität wurde detailliert untersucht. Hier<br />

konnte sowohl deskriptiv als auch clusteranalytisch gezeigt werden, dass Einsicht keine<br />

hinreichende Voraussetzung von erhöhter negativer Emotionalität (Depressivität <strong>und</strong><br />

Ängstlichkeit) darstellt. In diesem Zusammenhang konnte Hypothese 3.2b bestätigt<br />

werden: Die Interaktion von Einsicht <strong>und</strong> Positivsymptomatik scheint über die Beiträge der<br />

einzelnen Prädiktoren hinaus Depressivität vorherzusagen.<br />

Schließlich wurden die Vorhersagen des Modells von STARTUP (1996) überprüft. Hier<br />

fand Hypothese 3.5 eines kurvilinearen Zusammenhangs zwischen Kognition <strong>und</strong> Einsicht<br />

keine Bestätigung. Allerdings konnten auf der Gr<strong>und</strong>lage des WCSTdyn drei »Startup-<br />

Cluster« gebildet werden, die exakt die vorhergesagte Konfiguration aus Einsicht <strong>und</strong><br />

kognitiven Defiziten aufweisen (d. h. Hypothese 3.6 wurde bestätigt). Dabei berichteten

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