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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test<br />

ein Defizit der Attributidentifikation (s. o.) oder der Testorientierung zugr<strong>und</strong>e liegt, es sich<br />

also eher um ein resignatives oder unmotiviertes Persistieren handelt.<br />

Perseveratives Verhalten bei Schizophrenie, das schon von BLEULER (1911) beschrieben<br />

wurde, ist – wie zu erwarten – nicht auf den WCST beschränkt: PERRY <strong>und</strong> BRAFF (1998)<br />

fanden in einer Gruppe von 71 Patienten sogar einen recht hohen Zusammenhang (r = .47,<br />

p < .01) zwischen perseverativen Antworten im WCST <strong>und</strong> sog. Stuck-in-set-Perseverationen<br />

im Rorschach-Test (Bsp. »The two arms make it look like an angel« – »The two arms<br />

make it look like a bear« usw.: ebd., Tab. 1, S. 70).<br />

Vermittelt wird der für den WCST benötigte kontrollierte Verarbeitungsmodus nach<br />

BADDELEY (z. B. 2003) von einer »zentralen Exekutive«, die die Zuweisung verfügbarer<br />

Ressourcen steuert, das Zusammenspiel von phonologischen <strong>und</strong> visuellen Arbeitsspeichern<br />

sowie deren Austausch mit epistemischen <strong>und</strong> heuristischen Strukturen des<br />

Langzeitgedächtnisses regelt <strong>und</strong> sogar Bewusstsein vermitteln soll (vgl. BADDELEY, 2003;<br />

HUSSY, 1998).<br />

Mehrere Studien belegen substanzielle gemeinsame Varianzen (16 bis 55%) von WCST <strong>und</strong><br />

verschiedenen Arbeitsgedächtnistests (z. B. PERRY, HEATON et al., 2001; GOLD et al., 1997;<br />

KEEFE et al., 1995), wobei der Zusammenhang mit zunehmender Beanspruchung exekutiver<br />

Arbeitsgedächtnisfunktionen durch die verwendeten Tests (d. h. Notwendigkeit zur<br />

mentalen Bearbeitung, Doppelaufgaben) zuzunehmen scheint (MCGURK et al., 2004):<br />

MORICE <strong>und</strong> DELAHUNTY (1996) fanden zwar bei Probanden mit Schizophrenie-Diagnosen<br />

keine reduzierte Zahlenspanne (auditiver Kurzzeitspeicher), jedoch hatten sie deutliche<br />

Schwierigkeiten bei der gleichzeitigen Beurteilung einer Aussage <strong>und</strong> dem Behalten ihres<br />

letzten Worts. Die perseverativen Fehler im WCST korrelierten nicht mit dem Wechsler-IQ,<br />

jedoch hoch mit der Leistung in dieser die zentrale Exekutive belastenden Doppelaufgabe<br />

(r = -0,63; p < 0,01).<br />

GOLD et al. (1997) zeigten, dass der Letter-number-sequencing-Test (LNS: exekutives<br />

Arbeitsgedächtnis) in einer Schizophrenie-Stichprobe hoch mit dem WCST korrelierte<br />

(r = 0,74, p < 0,01) <strong>und</strong> dass die Kovariation des LNS-Scores die WCST-Unterschiede zu<br />

einer Kontrollgruppe nivellierte. In der o. g. Studie von GLAHN et al. (2000) zeigte sich<br />

ebenfalls, dass die Kovariation eines Abstraktionstests mit zusätzlicher Arbeitsgedächtnisbelastung<br />

(durch eine Delayed-matching-Prozedur) die WCST-Unterschiede zu einer<br />

Kontrollgruppe aufhob.<br />

PERRY et al. (2001) fanden anders als MORICE <strong>und</strong> DELAHUNTY (1996) sowohl Defizite<br />

des reinen auditiven Kurzzeitspeichers als auch der Fähigkeit zur Bearbeitung ihrer Inhalte<br />

(Zahlenspanne vorwärts – rückwärts). Auch hier korrelierten WCST-Perseverationen mit<br />

dem Letter-number-sequencing-Test (r = -0,40; p < 0,01).<br />

Nicht alle Arbeiten haben sich ausschließlich auf das Zusammenspiel von exekutiver<br />

Instanz <strong>und</strong> phonologischer Schleife (verbales Subsystem) beschränkt: Ausgehend von<br />

Arbeiten von GOLDMAN-RAKIC zur Kodierung räumlicher Positionen durch Neuronen des<br />

präfrontalen dorsolateralen Kortex (DLPFC) (z. B. FUNAHASHI, BRUCE & GOLDMAN-RAKIC,<br />

1989) <strong>und</strong> von WEINBERGER zur (relativ) reduzierten Durchblutung des DLPFC während<br />

der WCST-Bearbeitung (Z. B. WEINBERGER, BERMAN & ILLOWSKY, 1988) untersuchten einige<br />

Autoren den Zusammenhang zwischen WCST-Performanz <strong>und</strong> visuell-räumlichem<br />

Arbeitsgedächtnis:<br />

PARK (1997) fand eine hohe Korrelation der perseverativen Fehler mit der Leistung in<br />

einer okulomotorischen verzögerten Antwortaufgabe mit verbaler Distraktion (r = -.58,<br />

p < .05). Allerdings verwendete sie den NELSON-Test (MCST) in einer recht kleinen

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