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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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318<br />

Diskussion<br />

Depressivität Ausdruck eines erhöhten Leidensdrucks ist bzw. sich ausschließlich auf<br />

Problem- <strong>und</strong> Symptombewusstheit stützt, sollten künftige Studien Zusammenhänge<br />

getrennt für Problem- <strong>und</strong> <strong>Krankheitseinsicht</strong> i. e. S. betrachten <strong>und</strong> Korrelationen mit<br />

Symptombewusstheit immer (auch) in Bezug auf die wichtigsten Einzelsymptome berichten<br />

(vgl. AMADOR et al., 1994). Hierbei muss jedoch bedacht werden, dass die Bewusstheit<br />

unterschiedlicher Symptombereiche auch unterschiedlich starken motivationalen Einflüssen<br />

unterworfen sein kann (vgl. NELSON, 1997).<br />

Um beobachter- bzw. methodenspezifische Varianz künftig stärker zu kontrollieren,<br />

sollte eine Art MTMM-Betrachtung unter Einbezug einer reliablen Selbsteinschätzung der<br />

Depressivität (z. B. BDI) <strong>und</strong> verschiedener Einsichtsdimensionen vorgenommen werden.<br />

Beide Forderungen erfüllt ansatzweise eine neuere, unveröffentlichte Arbeit der Osnabrücker<br />

Gruppe um WIEDL (DUDENBOSTEL, 2009), bei der mit einer ersten Revision der<br />

OSSTI zwar Zusammenhänge zwischen BDI <strong>und</strong> selbstberichteter Störungs-, Symptom-<br />

<strong>und</strong> Vulnerabilitätsbewusstheit gef<strong>und</strong>en wurde (rS = .46 bis .54, N = 34), jedoch kein<br />

Zusammenhang mit der Bewusstheit einer psychischen Erkrankung. Fremdbeurteilte<br />

PANSS-Depressivität korrelierte zwar mit selbstberichteter, jedoch nicht mit fremdbeurteilter<br />

Einsicht. Vermutlich aus der Aggregation verschiedener Einsichts- <strong>und</strong> Einstellungsaspekte<br />

im G12-Item, möglicherweise auch aufgr<strong>und</strong> von Messfehlern ergaben sich<br />

differentielle konvergente Validitäten bei der Erfassung von Depressivität (rBDI-PANSS = .67,<br />

p < .01) <strong>und</strong> der Bewusstheit einer psychischen Erkrankung (rOSSTI-R-G12 = .40 bei α = .81).<br />

Bereits diese wenigen eigenen Bef<strong>und</strong>e lassen die methodischen Probleme erahnen, die die<br />

Erforschung des Zusammenhangs von Einsicht <strong>und</strong> Depressivität <strong>und</strong> die Integration<br />

entsprechender Bef<strong>und</strong>e erschweren <strong>und</strong> künftig durch Multimethoden-Ansätze <strong>und</strong><br />

konstruktvalide Einsichtsskalen angegangen werden sollten.<br />

Um Krankheitsverarbeitungs- <strong>und</strong> Depressiver-Realismus-Hypothese vergleichend<br />

prüfen zu können, bedarf es längsschnittlicher Analysen der Sequenz von Einsicht <strong>und</strong><br />

Depressivität (vgl. DRAKE et al., 20004; CRUMLISH et al., 2005). Insgesamt wäre es<br />

forschungsstrategisch günstig, die Untersuchung von Fragestellungen aus diesem Bereich<br />

in komplexere Studien zur Krankheitsverarbeitung einzubetten, für die Empfehlungen<br />

weiter unten ausführlich besprochen werden.<br />

Eine Maßnahme könnte in einer Homogenisierung der Stichprobe durch eine Konzentration<br />

auf junge ersterkrankte Patienten nosologisch vergleichbarer Schizophrenie-Erkrankungen<br />

bestehen, die durch die akute Episode <strong>und</strong> den sich anschließenden Behandlungs-<br />

<strong>und</strong> Rehabilitationszeitraum hindurch verfolgt werden. Zum Einsatz sollten hierbei nicht<br />

nur Einsichtsskalen <strong>und</strong> Maße von Depressivität <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit kommen, sondern<br />

zusätzlich Instrumente, die Aufschluss über weitere krankheitsbezogene Kognitionen (inkl.<br />

Selbststigmatisierung) geben, die depressive Reaktionen mediieren können (z. B. LOBBAN et<br />

al., 2004, 2005).

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