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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Prämorbide<br />

Intelligenz<br />

Psychose-<br />

Erkrankung<br />

Bildung<br />

Positiv-<br />

Symptomatik<br />

Kognitive Defizite<br />

181<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Abbildung 10. Lernmodell der Einsicht nach MacPherson et al. (1996b, S. 720)<br />

Die empirische Überprüfung von Lernmodellen ist bislang erst in Ansätzen erfolgt. Sie sieht<br />

sich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, die kurz genannt werden sollen: Ein<br />

Problem betrifft die von JASPERS (1920) vermutete »Pseudo-Einsicht«, d. h. die bloße<br />

Aneignung <strong>und</strong> von Behandlungsexperten verstärkte Verwendung inhaltsleerer psychiatrischer<br />

Termini. Alternativ haben THOMPSON et al. (2001) vermutet, dass die Unerfahrenheit<br />

im klinischen Gespräch bzw. geringes psychologisches Ausdrucksvermögen trotz<br />

bestehender Problembewusstheit Einsichtsdefizite suggerieren könnte.<br />

Unklar ist darüber hinaus, ob die prädizierte Zunahme an Einsicht über die Zeit durch<br />

den erfahrungsbasierten Aufbau eines funktionalen Krankheitsmodells (Lernen) oder<br />

durch den Abbau von Abwehr, d. h. der Integration der Erkrankung in das »Lebenskontinuum«<br />

vermittelt wird (BÖKER, 1999, S. 239; vgl. MCGLASHAN et al., 1975).<br />

Ein weiteres Problem betrifft die Validität von Verlaufsvariablen als Indikatoren von<br />

Erkrankungswissen <strong>und</strong> -erfahrung. Da Schizophrenie-Forschung meist an Verfügbarkeitsstichproben<br />

erfolgt, besteht die Möglichkeit einer Konf<strong>und</strong>ierung mit Aspekten der Erkrankungsschwere<br />

– so ist denkbar, dass neurokognitiv schwerer beeinträchtigte Patienten<br />

zugleich weniger einsichtig sind <strong>und</strong> häufigere Aufenthalte in der Akutpsychiatrie benötigen.<br />

Dies ist z. B. recht eindeutig ablesbar an einer clusteranalytischen Arbeit von LYSAKER,<br />

LANCASTER, DAVIS <strong>und</strong> CLEMENTS (2003), in der kognitiv beeinträchtigte uneinsichtige<br />

Patienten mit Abstand die meisten Hospitalisierungen aufwiesen.<br />

6.5.15.3 Empirische Bef<strong>und</strong>e zu Lern-Hypothesen<br />

Einsicht<br />

Psychoedukation<br />

<strong>und</strong> Krankheitserfahrung<br />

Im Sinne einer Normalisierungshypothese lassen sich all jene bereits referierten Bef<strong>und</strong>e<br />

deuten, die Zusammenhänge zwischen <strong>Krankheitseinsicht</strong> <strong>und</strong> sozialen Ressourcen bzw.<br />

quantitativen Netzwerk-Indikatoren gef<strong>und</strong>en haben (TAYLOR & PERKINS, 1991).<br />

WHITE et al. (2000) belegten für 150 nicht-stationäre Patienten einen geringen Zusammenhang<br />

von Einsicht (SAI) mit der Anzahl enger Fre<strong>und</strong>e (r = .21, p < .01). Auch bei<br />

WOJCIECHOWSKA, CECHNICKI <strong>und</strong> WALCZEWSKI (2002) korrelierte in einer Gruppe von 56<br />

nicht-stationären Patienten die Größe des extrafamiliären sozialen Netzwerks mit einer<br />

Einsichts-Fremdbeurteilung (rS = .43, p < .01). ROSSI et al. (2000) fanden bei 30 stationären<br />

Patienten hohe signifikante Zusammenhänge (r = .46 bis .61) zwischen dem Ausmaß<br />

sozialer Kontakte (SCS: STRAUSS & CARPENTER, 1972) <strong>und</strong> der Bewusstheit von

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