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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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149<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Wichtig wäre in diesem Zusammenhang auch die Klärung der Frage, ob die Bewusstheit<br />

von Positivsymptomatik überhaupt einen über den bekannten Zusammenhang von Positiv-<br />

<strong>und</strong> Depressionssymptomatik <strong>und</strong> die Wirkung allgemeiner <strong>Krankheitseinsicht</strong> (z. B.<br />

CRUMLISH et al., 2005) hinausreichenden Beitrag zur Aufklärung negativer Emotionalität<br />

leisten kann. Analog zum Vorgehen von WARNER et al. (1989), die eine signifikante<br />

Interaktion zwischen Einsicht <strong>und</strong> Vorurteilen bei der Prädiktion des Selbstwerts von<br />

Patienten fanden, könnte hierzu eine hierarchische Regression von Depressivität auf<br />

Positivsymptomatik, Einsicht <strong>und</strong> ihre Interaktion vorgenommen werden.<br />

Fazit<br />

Schwache bis moderate korrelative Zusammenhänge von Einsicht <strong>und</strong> Depressivität<br />

konnten durch mindestens 30 Studien belegt werden. Es sind verschiedene,<br />

einander nicht ausschließende Erklärungen denkbar, die als klinischnosologische<br />

Hypothese, Leidensdruck-Hypothese, Depressiver-Realismus-<br />

Hypothese <strong>und</strong> Krankheitsverarbeitungs-Hypothese bezeichnet wurden. Die<br />

gegenwärtige Bef<strong>und</strong>lage erlaubt noch keine Einschätzung der Gültigkeit <strong>und</strong><br />

relativen Bedeutsamkeit dieser Modelle. Einige erste Studien stützen die<br />

plausible Annahme, dass zumindest bei einem Teil der Betroffenen die Entwicklung<br />

postpsychotischer depressiver Reaktionen durch krankheitsbezogene<br />

Kognitionen vermittelt wird. Eine Schlüsselrolle könnte der Bewusstheit von<br />

Positivsymptomatik zukommen, die möglicherweise depressogene Krankheitsrepräsentationen<br />

<strong>und</strong> Selbststigmatisierung begünstigt.<br />

6.5.9 Einsicht <strong>und</strong> Adhärenz<br />

Mangelnde Adhärenz (Compliance) ist bei Patienten mit Schizophrenie-Diagnosen häufig:<br />

Etwa 40 bis 55 % halten sich nicht an das verordnete Medikationsregime (FENTON, BLYLER<br />

& HEINSSEN, 1997). Es besteht daher ein großes Interesse, compliance-relevante Faktoren<br />

zu bestimmen <strong>und</strong> in die erwünschte Richtung zu beeinflussen. Der Wert von Einsicht zur<br />

Sicherung der Compliance wird von einigen Autoren besonders betont (z. B. BUCKLEY et al.,<br />

2007; VAN PUTTEN et al., 1976).<br />

Ein Zusammenhang von <strong>Krankheitseinsicht</strong> <strong>und</strong> Adhärenz ist intuitiv nahe liegend: So<br />

zählte Einsicht in der qualitativen Concept-Mapping-Studie von KIKKERT et al. (2006) zu<br />

den drei wichtigsten Clustern adhärenz-relevanter Aussagen von Patienten, Angehörigen<br />

<strong>und</strong> Behandlern. In einer Befragung von 286 Patienten durch LÖFFLER, KILIAN, TOUMI <strong>und</strong><br />

ANGERMEYER (2003) rangierte die Überzeugung, nicht krank zu sein, mit 27 % auf dem<br />

vierten Platz der Gründe für Noncompliance (hinter Nebenwirkungen [49 %], der Überzeugung,<br />

die Medikation sei gegenwärtig unnötig [40 %] <strong>und</strong> dem Fehlen eines wahrgenommenen<br />

Nutzens [31 %]).<br />

Das Konstrukt Einsicht ist theoretisch gut integrierbar in klassische Modelle des<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhaltens (vgl. CORRIGAN, 2002): So versuchen z. B. das Health-Belief-Modell<br />

(HBM: z. B. JANZ & BECKER, 1984) <strong>und</strong> die Theorie der Schutzmotivation (ROGERS, 1975),<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhalten (wie die Einnahme von Antipsychotika oder die Teilnahme an<br />

psychosozialen Behandlungsprogrammen) unter anderem aus Einschätzungen der<br />

subjektiven Bedrohung (Anfälligkeit für <strong>und</strong> Schweregrad der Schizophrenie) <strong>und</strong> Effizienz<br />

(Kosten <strong>und</strong> Nutzen des Ges<strong>und</strong>heitsverhaltens) vorherzusagen (vgl. PERKINS, 2002;

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