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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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45<br />

Wisconsin Card Sorting Test<br />

Lern-Defiziten ist allerdings, dass Psychose-Symptome, für die die Hypothese ja ursprünglich<br />

entwickelt wurde, häufig überhaupt nicht mit der WCST-Leistung korrelieren<br />

(NIEUWENSTEIN et al., 2001) – dies könnte allerdings auch an einer höheren Wirksamkeit<br />

der Pharmakotherapie in diesem Bereich <strong>und</strong> an der Untersuchung nicht hochakut<br />

psychotischer Stichproben liegen.<br />

Passend zur Salienz-Hypothese fanden JENSEN et al. (2008) mit einem klassischen<br />

Konditionierungsparadigma, dass Patienten mit Schizophrenie-Diagnosen im Vergleich zu<br />

nicht-schizophrenen Kontrollprobanden eine stärkere elektrodermale <strong>und</strong> striatale<br />

Aktivität bei der Darbietung neutraler (d. h. nicht konditionierter) Stimuli zeigten.<br />

Auch für den WCST liegen Bef<strong>und</strong>e vor, die auf ein Problem bei der Nutzung von korrektiver<br />

Rückmeldung hindeuten: PRENTICE et al. (2008) fanden in einer Reanalyse von 145<br />

WCST-Bögen von Patienten <strong>und</strong> Kontrollpersonen, dass sich die beiden Gruppen bereits<br />

bei Reaktionskarte 2 – nachdem über 80 % aller Probanden die erste, ambige Karte falsch<br />

nach Form/Anzahl sortiert hatten – signifikant in ihrer Leistung unterschieden: Über 60 %<br />

der Vergleichsgruppe, aber unter 40 % der Schizophrenie-Stichprobe sortierten die zweite<br />

Karte korrekt. Dieser Unterschied wurde über die ersten vier betrachteten Karten nahezu<br />

beibehalten. Die Leistung über die ersten vier Karten sagte außerdem die Gesamtleistung<br />

vorher: Aus der Gruppe mit der niedrigsten Leistung (max. 1 korrekte Sortierung) vervollständigten<br />

69 % höchstens zwei Kategorien im WCST-128 (r = .60, p < .01, für N = 100).<br />

Obwohl die Autoren ihren Bef<strong>und</strong> als Hinweis auf ein Problem der Verwertung negativer<br />

Rückmeldung verstanden wissen wollen, ist hier auch ein Defizit der Attributidentifikation<br />

nicht auszuschließen.<br />

MATTES, COHEN, BERG, CANAVAN <strong>und</strong> HOPMANN (1991) fanden an 15 Patienten mit Schizophrenie-Diagnosen<br />

eine nahezu selektive Abweichung in den langsamen kortikalen<br />

Potenzialen nach positivem bzw. negativem Feedback im WCST (reduzierte frontale bzw.<br />

parietale Positivierung im EEG). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass die beobachteten<br />

EEG-Auffälligkeiten auch eine differentielle Reaktion auf die häufigeren negativen <strong>und</strong><br />

selteneren positiven Rückmeldungen sein kann.<br />

TRÉMEAU et al. (2008) berichteten, dass Probanden mit Schizophrenie in einer Studie zu<br />

affektiven Verzerrungen der Entscheidungsbildung in nicht-riskanten Situationen eine<br />

geringere Gewichtung von Verlusten (loss aversion) vornahmen als Kontrollprobanden:<br />

Während diese im Einklang mit früheren Bef<strong>und</strong>en ein Objekt (Schmucktasse) zu einem<br />

signifikant höheren Preis verkaufen als kaufen würden, zeigte sich bei Patienten kein<br />

Verlustaversions-Effekt. Das Ausmaß an Verlustaversion bei Patienten korrelierte positiv<br />

mit den erreichten Kategorien im WCST (r = .57, p < .01, N = 27).<br />

YIP, SACCO, GEORGE <strong>und</strong> POTENZA (2009) fanden eine Korrelation von rS = -.40 (p < .01;<br />

N = 42) zwischen dem Prozentsatz perseverativer Fehler im WCST <strong>und</strong> der Leistung in der<br />

Iowa Gambling Task (IGT: BECHARA et al., 1994). Die IGT testet die Fähigkeit zur intuitiven<br />

Abwägung von Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrisiko im Prozess der Entscheidung bei schwer durchschaubaren<br />

Kontingenzverhältnissen. Bei der IGT müssen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung<br />

frei zu wählende Karten mit (zunächst unbekannten) Geldgewinnen <strong>und</strong> unterschiedlich<br />

häufigen <strong>und</strong> hohen Strafen von vier Stapeln abgehoben werden. Obwohl auch<br />

die IGT zweifellos kognitive Kontrollfunktionen beansprucht (z. B. beim Wechsel des<br />

Stapels), müssen v. a. die Valenzen der Handlungsoptionen repräsentiert werden.

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