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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

<strong>Exekutivfunktionen</strong> (RVLT bzw. Wortflüssigkeit, WCST) <strong>und</strong> Einsicht (PANSS-G12), nicht<br />

aber für Intelligenz (WAIS-R) oder Vigilanz (CPT).<br />

Möglicherweise lassen sich akzentuierte Zusammenhänge einzelner Einsichtsdimensionen<br />

mit bestimmten kognitiven Funktionsbereichen identifizieren. Auf der Seite der<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong> korrelierte bei YOUNG et al. (1998) <strong>und</strong> DRAKE <strong>und</strong> LEWIS (2003) vor<br />

allem die Symptombewusstheit, die von kulturellen <strong>und</strong> individuellen Wissenstrukturen<br />

relativ unabhängig sein sollte, mit <strong>Exekutivfunktionen</strong>. Einen Zusammenhang von WCST<br />

<strong>und</strong> der Bewusstheit aktueller Symptome fanden in neuerer Zeit auch MONTEIRO, SILVA <strong>und</strong><br />

LOUZÃ (2008) an klinisch stabilen ambulanten Patienten (rS = -.41, p < .01; N = 40).<br />

Hierzu prüften MYSORE et al. (2007) ein hierarchisches Modell von FLASHMAN <strong>und</strong> ROTH<br />

(2004), das drei Typen von Patienten annimmt: Neben einem einsichtigen Typ wird die<br />

Existenz einer kognitiv intakten, symptombewussten, aber fehlattribuierenden Gruppe <strong>und</strong><br />

einer kognitiv beeinträchtigten, symptom-unbewussten Gruppe postuliert. In 56 Patienten<br />

fanden MYSORE et al. (2007) clusteranalytisch (a) 24 vollständig Einsichtige (43 %), (b) 14<br />

Fehlattribuierer (25 %) <strong>und</strong> (c) 18 Symptomunbewusste (32 %). Hypothesenkonform<br />

begingen Letztere signifikant mehr perseverative Fehler im WCST-64 als die Probanden der<br />

beiden anderen Cluster (gc-a = 0,86 bzw. gc-b = 0,68), die sich nicht signifikant unterschieden<br />

<strong>und</strong> deren Performanz im Normalbereich lag.<br />

Wenige Arbeiten haben sich der separaten Analyse der Bewusstheit positiver <strong>und</strong> negativer<br />

Symptome verschrieben (vgl. MARKOVÁ & BERRIOS, 1995a). Die Bef<strong>und</strong>lage ist uneinheitlich:<br />

MOHAMED, FLEMING, PENN <strong>und</strong> SPAULDING (1999) fanden an stationär aufgenommenen<br />

Patienten, dass nur die Bewusstheit positiver Symptome (SUMD) mit der<br />

Kartensortierleistung korrelierte (r = .44, p < .05). In einem weiteren Schritt kontrollierten<br />

MOHAMED et al. (1999) allerdings den IQ, wodurch die Korrelation verschwand <strong>und</strong> eine<br />

Korrelation von <strong>Exekutivfunktionen</strong> mit der Attribution negativer Symptome an ihre Stelle<br />

trat. Problematisiert werden muss die schwache Besetzung der syndromalen Subgruppen<br />

(n < 30) <strong>und</strong> die Kontrolle der Intelligenz, an der exekutive Funktionen klar beteiligt sind.<br />

Die Aussagekraft der Ergebnisse dieses Analyseschritts bleibt daher unklar.<br />

FREUDENREICH et al. (2004) untersuchten ebenfalls die Bewusstheit von Positiv- <strong>und</strong><br />

Negativ-Symptomatik separat, allerdings an 122 nicht-stationären Patienten. Hier wurde<br />

keine Korrelation mit Intelligenz (WAIS-IQ), <strong>Exekutivfunktionen</strong> (WCST) <strong>und</strong> Gedächtnis<br />

(CVLT, Zahlenspanne) signifikant. Die Größe der untersuchten Symptom-Subgruppen wird<br />

nicht berichtet (vgl. ebd. S. 18), angesichts des Samplings nicht-akuter Patienten steht<br />

allerdings zu vermuten, dass auch hier Probleme bestehen. So fällt die Positiv-Symptomatik<br />

der Probanden von FREUDENREICH et al. (2004, Tab. 2, S. 16) deutlich geringer aus<br />

(g = -0,81) als die der PANSS-Normstichprobe (N = 240: vgl. ELLASON & ROSS, 1995, Tab. 3,<br />

S. 239), d. h. es liegt weniger vor, was bewusst werden könnte.<br />

Es existieren kaum Studien, die exekutive Subfunktionen im Zusammenhang mit<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong> differenziert betrachtet haben: Zwar haben DONOHOE, CORVIN <strong>und</strong><br />

ROBERTSON (2005) Inhibition, Arbeitsgedächtnis <strong>und</strong> Kategorienwechsel separat untersucht,<br />

ihre uneinsichtige Subgruppe umfasste jedoch nur 9 Probanden.<br />

Es konnten drei Studien mit größerer Teststärke identifiziert werden, die sowohl Einsicht<br />

als auch <strong>Exekutivfunktionen</strong> mehrdimensional erhoben haben: LYSAKER, WHITNEY<br />

<strong>und</strong> DAVIS (2006) untersuchten differentielle Zusammenhänge an 53 nicht-stationären,<br />

chronifizierten Probanden. Die Bewusstheit der Erkrankung, der Behandlungsnotwendigkeit<br />

<strong>und</strong> ihrer sozialen Konsequenzen (SUMD) wurden explorativ mit Subtests des Delis-<br />

Kaplan Executive Function System (D-KEFS) korreliert. Die höchsten Korrelationen<br />

wurden mit einer Wort-Kontext-Aufgabe erzielt (Verständnis von Nonsenswörtern anhand

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