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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

veröffentlicht (MINTZ, DOBSON & ROMNEY, 2003; ALEMAN et al., 2006). Diese werden unten<br />

betrachtet.<br />

Und schließlich ist drittens das Design vieler Studien zu problematisieren, da potenzielle<br />

Mediatoren <strong>und</strong> Moderatoren von Zusammenhängen meistens unkontrolliert bleiben –<br />

auch dies führt zu widersprüchlichen Resultaten. Exemplarisch seien hier die in der<br />

Literatur berichteten Korrelationen von Einsicht mit Variablen des Erkrankungsverlaufs<br />

wie der Anzahl <strong>und</strong> Dauer der Hospitalisierungen genannt: THOMPSON et al. (2001) <strong>und</strong><br />

PRINCE (2007) fanden z. B. einen größeren Anteil einsichtiger Patienten in Gruppen mit<br />

häufigeren Hospitalisierungen. FENNIG et al. (1996) stellten gleichermaßen häufiger vollständige<br />

Einsicht bei Patienten mit mehr als sechs Monaten Gesamtbehandlungsdauer fest.<br />

Hingegen beschrieben MACPHERSON et al. (1996b) einen negativen Zusammenhang von<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong> <strong>und</strong> der Gesamtdauer der Hospitalisierungen. CERNOVSKY et al. (2004)<br />

konnten keinen Zusammenhang mit Verlaufsvariablen finden. PYNE et al. (2001) wiederum<br />

berichteten den paradoxen Bef<strong>und</strong>, dass stationäre Patienten mit weniger als drei Hospitalisierungen<br />

<strong>und</strong> ambulante Patienten mit drei oder mehr Aufnahmen sich mit größerer<br />

Wahrscheinlichkeit einsichtig zeigten.<br />

Ohne an dieser Stelle auf Deutungen dieser Bef<strong>und</strong>e im Sinne von Lern- oder Defensivitätsmodellen<br />

(vgl. MACPHERSON et al., 1996b) oder eine Vorbeugung von Rehospitalisierungen<br />

durch Einsicht einzugehen (vgl. LANG et al., 2003; CATON et al., 2006), sei angemerkt,<br />

dass meist weitgehend unklar bleibt, ob nicht Variablen des Krankheitsverlaufs mit<br />

(anderen) Variablen der Erkrankungsschwere (z. B. neurokognitiven Merkmalen) konf<strong>und</strong>iert<br />

sind. Zwar bietet eine längere Krankengeschichte einerseits zahlreiche Lerngelegenheiten,<br />

so dass die berichteten positiven Zusammenhänge theoretisch plausibel sind.<br />

Andererseits spricht eine langjährige Inanspruchnahme der Versorgungssysteme, über die<br />

die Probanden rekrutiert werden, dafür, dass durch die Verwendung von Trennwerten in<br />

Verlaufsvariablen schwerer erkrankte, möglicherweise kognitiv stärker beeinträchtigte<br />

Personen selegiert werden. Da diese unkontrollierten kognitiven Merkmale aber wiederum<br />

häufig mit <strong>Krankheitseinsicht</strong> zusammenhängen (ALEMAN et al., 2006), zeichnet die<br />

derzeitige Bef<strong>und</strong>lage kein klares Bild des Bedingungsgefüges.<br />

6.5.8 Einsicht <strong>und</strong> negative Emotionalität<br />

Bereits in der Erörterung der Selbststigmatisierung bei Schizophrenie wurde angedeutet,<br />

dass ein Zusammenhang zwischen Einsicht <strong>und</strong> negativer Emotionalität (d. h. Depressivität<br />

<strong>und</strong> Angst) besteht. Dieser Zusammenhang wurde häufig repliziert: So berechneten MINTZ,<br />

DOBSON <strong>und</strong> ROMNEY (2003) in einer Metaanalyse aus 15 Studien (N = 1218) einen<br />

mittleren Effekt von r = .18 (p < .001; 95% CI: -.14 – .49; Fail-safe N = 12), allerdings mit<br />

signifikanter Heterogenität der Effekte. Es ließ sich keine Moderatorvariable identifizieren,<br />

die diese Varianz der Effekte aufklären konnte. Eine differenzierte Analyse der Einsichtsdimensionen<br />

an Substichproben zeigte, dass vor allem Symptombewusstheit akzentuiert<br />

mit Depressivität zusammenhing (r = .39, p < .001; N = 215; k = 4; Fail-safe N = 11).<br />

Es konnten 15 neuere Studien identifiziert werden, die den Zusammenhang von Einsicht<br />

<strong>und</strong> Depressivität <strong>und</strong>/oder Ängstlichkeit bestätigen (SEVY, NATHANSON, VISWESWARAIAH &<br />

AMADOR, 2004; DRAKE et al., 2004; FREUDENREICH, DECKERSBACH & GOFF, 2004; SMITH et<br />

al., 2004; SIM, MAHENDRAN, SIRIS, HECKERS & CHONG, 2004; CRUMLISH et al., 2005;<br />

BIRCHWOOD et al., 2005; GHARABAWI, LASSER, BOSSIE, ZHU & AMADOR, 2006;<br />

SCHWARTZ-STAV, APTER & ZALSMAN, 2006; MUTSATSA, JOYCE, HUTTON & BARNES, 2006;

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