Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

264
Ergebnisse Studie 3
11.3 Reliabilität, Komponentenstruktur und Validierung der OSSTI
Zunächst wurden die Item- und Testkennwerte der Osnabrücker Skala zu Therapieeinstellung
und Identifikation psychischer Beschwerden bei Schizophrenie (KRUPA, 2005)
untersucht (Anhang E). Vollständige Angaben waren für 85 Patienten mit Schizophrenie-
Diagnosen verfügbar. Cronbachs α für standardisierte Items liegt in einem akzeptablen
Bereich (α = .79). Diese Konistenz ist invariant gegenüber der Symptombelastung: Eine
Teilung der Gruppe am Median des PANSS-Positivfaktors (MAß et al., 2000) erbringt
nahezu unveränderte Reliabilitäten der Gruppenhälften (αsympt= .76; αasympt = .79). Tabelle
62 zeigt die part-whole-korrigierten Trennschärfen für die 10 Items.
Tabelle 62.
Item- und Testkennwerte der OSSTI
Item M SD ritc
01> Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus benötige ich weiterhin
ärztliche/ therapeutische Betreuung.
3,81 1,53 .68 **
02> Ich bin gesund und habe keine psychischen Beschwerden (U). 3,11 1,73 .28 *
03> Zur Bewältigung meiner psychischen Beschwerden ist es notwendig, dass
ich in einem Krankenhaus behandelt werde.
2,34 2,00 .49 **
04> Es gibt Frühwarnzeichen für meine psychischen Beschwerden. 3,28 1,75 .42 **
05> Ich befolge sehr genau den ärztlichen Rat. 4,12 1,04 .29 **
06> Ich berichte meinen Freunden/meiner Familie/meinen Bekannten von
meinen psychischen Beschwerden, um Mißverständnisse zu vermeiden.
07> Wenn ich in Zukunft psychische Beschwerden habe, werde ich professionelle
Hilfe (Psychiater, Therapeut, Facharzt) in Anspruch nehmen.
08> Ich leide an psychischen Beschwerden und lasse mich deswegen hier
behandeln.
09> Ich werde nichts gegen meine psychischen Beschwerden unternehmen, weil
sie von alleine wieder abklingen (U).
3,35 1,65 .31 **
4,34 1,03 .56 **
3,89 1,70 .71 **
4,00 1,51 .27 *
10> Auch ohne Medikamente würde ich gesund bleiben (U). 3,48 1,72 .60 **
OSSTI-Summe 35,73 9,27 ---
Anmerkungen. N = 85; Cronbachs α (standardisierte Items) = .79; Fishers-Z-gemittelte Item-Interkorrelation
(MIC) = .28; Präzision (Pα) = 0,023
*: p < .05; **: p < .01; U: umgepolt
Vier korrigierte Trennschärfen liegen nach FISSENI (1997) im hohen (Nr. 01, 07, 08, 10),
drei im mittleren (Nr. 03, 04, 06) und drei im niedrigen Bereich knapp unter .30 (Nr. 02,
05, 09). Item 5 (»Ich befolge sehr genau den ärztlichen Rat«) weist den zweithöchsten
Mittelwert und eine entsprechend eingeschränkte Varianz auf. Die visuelle Analyse des
Streudiagramms für ritc offenbart, dass Deckeneffekte vorliegen: Von den 85 Respondenten
verneinten nur 4 (5 %) das Item teilweise oder vollständig (d. h. xi < 3). Werden diese
ausgeschlossen, sinkt die korrigierte Trennschärfe deutlich (auf ritc = .14).
Eine ähnliche Konstellation liegt für Item 07 (»Wenn ich in Zukunft psychische
Beschwerden habe …«) vor (d. h. höchster Mittelwert, Varianzeinschränkung durch
Deckeneffekt, nur vier Fälle xi < 3). Hier zeigt die visuelle Inspektion jedoch einen soliden
Zusammenhang, der auch nach Ausschluss der Verneiner nur auf ritc = .44 sinkt. Für alle