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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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5. Bewältigung <strong>und</strong> Defensivität<br />

96<br />

Coping <strong>und</strong> Abwehr<br />

Bevor in Kapitel 6 <strong>Krankheitseinsicht</strong> von Menschen mit Schizophrenie-Diagnosen erörtert<br />

wird, soll einer theoretischen Perspektive auf das Phänomen der Uneinsichtigkeit der<br />

Boden bereitet werden, die diese nicht als Ausdruck psychotischer Erkrankung <strong>und</strong><br />

kognitiven Defiziten, sondern als Form der Krankheitsverarbeitung konzeptualisiert. Es<br />

wird also versucht, spezifische Coping-Stile <strong>und</strong> defensives Antwortverhalten in Beziehung<br />

zu reduzierter <strong>Krankheitseinsicht</strong> zu setzen.<br />

Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema Coping seien ALDWIN (2007),<br />

FOLKMAN <strong>und</strong> MOSKOWITZ (2004), MOOS <strong>und</strong> HOLAHAN (2003), ZEIDNER <strong>und</strong> ENDLER<br />

(1996) <strong>und</strong> LAZARUS <strong>und</strong> FOLKMAN (1984) empfohlen. Das Thema Abwehr erörtern<br />

PAULHUS, FRIDHANDLER <strong>und</strong> HAYES (1997), SINGER (1990) <strong>und</strong> BEUTEL (1988). Übersichten<br />

über Messinstrumente bieten WENDT <strong>und</strong> PETERMANN (1996), SCHWARZER <strong>und</strong> SCHWARZER<br />

(1996) sowie RÜGER, BLOMERT <strong>und</strong> FÖRSTER (1990).<br />

Obwohl dort, wo dies für geboten erachtet wurde, allgemeine Bezüge zur Krankheitsverarbeitung<br />

von Menschen mit Schizophrenie hergestellt wurden, erfolgt eine ausführliche<br />

Darstellung speziell der Zusammenhänge mit dem Konstrukt der Einsicht im folgenden<br />

Kapitel. Das Thema Coping bei Schizophrenie behandeln u. a. WIEDL <strong>und</strong> SCHÖTTNER<br />

(1989a, b), GARCELÁN <strong>und</strong> RODRÍGUEZ (2002) <strong>und</strong> – für den Bereich der akustischen<br />

Halluzinationen – FARHALL, GREENWOOD <strong>und</strong> JACKSON (2007) sowie KNUDSON <strong>und</strong> COYLE<br />

(1999).<br />

5.1 Abgrenzung von Coping <strong>und</strong> Abwehr<br />

LAZARUS <strong>und</strong> FOLKMAN (1984) definieren »Coping« als »… constantly changing cognitive<br />

and behavioral efforts to manage specific external and/or internal demands that are<br />

appraised as taxing or exceeding the resources of the person« (S. 141). Wesentliche<br />

Bestimmungsstücke dieses kognitiven Bewältigungsansatzes sind (1.) die Mediatorrolle von<br />

Bewertungen, (2.) die Vorstellung von Coping als elaboriertem (d. h. kognitiv aufwändigem)<br />

Verarbeitungsmodus, (3.) die differenzierte Betrachtung von Bewältigungshandlungen<br />

<strong>und</strong> -funktionen, (4.) die Prozessorientierung der Methodik sowie (5.) der Versuch der<br />

Entflechtung von Coping-Prozessen <strong>und</strong> -Effekten.<br />

Gegen kognitive Coping-Konzepte abgegrenzt werden muss der Begriff der »Abwehr«<br />

(engl. defense) als weiterer, ggf. parallel ablaufender psychischer Adaptationsvorgang, der<br />

unbewusst ablaufen <strong>und</strong> v. a. palliativ wirken soll: »Defense mechanisms are usually<br />

defined … as mental processes that operate unconsciously to reduce some painful<br />

emotion« (PAULHUS, FRIDHANDLER & HAYES, 1997, S. 543); »In contemporary thinking<br />

about defenses, an additional function is seen to be the protection of the self – of selfesteem<br />

and, in more extreme cases, protection of the integration of the self« (CRAMER,<br />

1998a, S. 885);<br />

Das Konzept der Abwehr <strong>und</strong> ihrer gr<strong>und</strong>legenden Form, der Verdrängung (engl.<br />

repression) entstammt der psychoanalytischen Tradition: Wesentliche Bestimmungsstücke<br />

sind (1.) das Postulat der Existenz eines <strong>dynamisch</strong>en Unbewussten, das das Erleben <strong>und</strong><br />

Verhalten färbt <strong>und</strong> formt, aber zugleich der »naiven« direkten Reflexion unzugänglich ist;<br />

(2.) die Konzentration auf Affektregulation (d. h. ursprünglich auf unannehmbare Triebwünsche)<br />

<strong>und</strong> Selbstkonzeptstabilisierung statt auf heteroplastische Bewältigungsakte; <strong>und</strong>

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