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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Pfad b<br />

Interaktionale<br />

Konstruktion<br />

SYMPTOM B<br />

Affektive<br />

Markierung<br />

Neurobiologisches<br />

Substrat<br />

Bewusstheit von<br />

Konsequenzen<br />

Symptom-Bewusstheit<br />

Pfad a<br />

Kognitive<br />

Konzeptbildung<br />

Präprädikatives<br />

Erleben (PS)<br />

153<br />

SYMPTOM A<br />

(Meta-) kognitive<br />

Verarbeitung<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

insight<br />

tagging<br />

Abbildung 9. Relationales Mehrebenen-Modell der Symptom- <strong>und</strong> Einsichtskonstruktion,<br />

modifiziert nach Marková <strong>und</strong> Berrios (1995a)<br />

EBENE 3<br />

EBENE 2<br />

EBENE 1<br />

Ausgangspunkt des Modells ist auf der »neurokognitiven« Ebene 1 eine auf dem Boden<br />

eines gestörten neurobiologischen Prozesses entstehende subjektive »Ursuppe« vorprädikativen<br />

Erlebens, die zugleich affektiv verarbeitet wird. Aus diesem primären Störungserleben<br />

wird auf Pfad a unter Beteiligung soziokulturell geprägter Wissensstrukturen <strong>und</strong><br />

kognitiver Funktionen (nicht dargestellt) ein »Konzept« konstruiert (z. B. eine Beziehungsidee).<br />

Urerleben <strong>und</strong> Konzeptbildung werden dabei in einem parallelen System reflektiert<br />

(»cognitive registration« oder »echoing«). Dieser Parallelprozess, der eine notwendige<br />

Voraussetzung der Einsicht darstellt, wird allerdings unzureichend expliziert. Die beteiligten<br />

kognitiven Funktionen, die nicht näher spezifiziert werden, »… are the same as those<br />

utilized in the appraisal of all (primordial soup) experiences, wether ›normal‹ or pathological«<br />

(MARKOVÁ & BERRIOS, 1995a, S. 748). Da Bewusstheit ein konstitutives Merkmal<br />

sowohl der entlang dieses Pfades konstruierten (Positiv-) Symptomatik als auch der auf sie<br />

bezogenen Einsicht darstellt (»… the shared core of conscious awareness that is essential<br />

for both« [ebd., S. 748]), werden Positivsymptome den Autoren zufolge »einsichtsmarkiert«<br />

(insight tagged). Auf Ebene 1 besteht allerdings noch keine <strong>Krankheitseinsicht</strong> im<br />

engeren Sinn.<br />

Auf Pfad b werden nicht-einsichtsmarkierte Symptome (die Autoren nennen hier z. B.<br />

formale Denkstörungen <strong>und</strong> Affektinkongruenz) vom klinischen Beobachter wahrgenommen<br />

(bzw. konstruiert) <strong>und</strong> vom Betroffenen anhand der sozialen Rückmeldung <strong>und</strong> der<br />

Konsequenzen für das eigene Leben »eingesehen«. Indirekte Belege für eine Wirkung<br />

sozialer Netzwerke werden in Abschnitt 6.5.15 referiert (Normalisierungs-Hypothese).<br />

Pfad c (nicht dargestellt) schließlich beschreibt die Bildung sek<strong>und</strong>ärer Symptome, die<br />

kein direktes Resultat des gestörten neuralen Prozesses sind (z. B. Angst aufgr<strong>und</strong> von<br />

Verfolgungsideen: vgl. SALKOVSKIS [1991] safety seeking behavior).<br />

Auf Ebene 2, die mit Abschluss der Konzeptbildung erreicht wird, »… the patient becomes<br />

aware consciously of the symptom as a symptom« (S. 749), d. h. hier kann erstmals<br />

von echter Symptombewusstheit gesprochen werden, da das Individuum dem jetzt<br />

bewussten Symptom wertend gegenübertritt. Auf Ebene 3 (insight as self-knowledge)

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