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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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70<br />

Wisconsin Card Sorting Test<br />

Einklang mit früheren Studien eine signifikante Reduktion (d = -0,80) des N-Acetyl-<br />

Aspartat (NAA), dessen Level als Marker neuronaler Integrität gilt, im dorsolateralen<br />

präfrontalen Kortex (DLPFC), nicht aber im rostralen anterioren Cingulum (ACC) der<br />

Patienten. Es ergaben sich außerdem Hinweise auf eine differentielle Beanspruchung<br />

unterschiedlicher Gehirnstrukturen: Innerhalb der Kontrollgruppe korrelierte die NAA-<br />

Konzentration im DLPFC zu r = .45 (p < .01) mit einem korrigierten Differenzwert (d. h.<br />

tatsächliche Verbesserung [Posttest-Prätest-Differenz] / maximal mögliche Verbesserung<br />

[Decken-Prätest-Differenz]: MCGUIGAN, 1974). Dies fand sich nicht für die Patientengruppe,<br />

in der das dimensionale Lernmaß stattdessen positiv mit dem NAA-Level im ACC<br />

zusammenhing (r = .43, p < .01; die Korrelationen mit den Posttestwerten bewegten sich<br />

jeweils in gleicher Höhe). Signifikant abgesenkte NAA-Konzentrationen im ACC im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe fanden sich nur in den acht Nichtlernern. Andere kognitive<br />

Tests korrelierten nicht mit der Metabolitenkonzentration.<br />

Möglicherweise besteht »Lernpotenzial« auf neurobiologischer Ebene also in der Fähigkeit,<br />

nach einem fehlerhaften Prätest bei beeinträchtigem Arbeitsgedächtnis bzw. Regellernen<br />

(DLPFC) das ACC rekrutieren zu können, dem häufig eine Rolle bei der Detektion<br />

von Reaktionskonflikten <strong>und</strong> Fehlern <strong>und</strong> damit bei der Regulation der exekutiven<br />

Kontrolle zugeschrieben wird (s. KERNS et al., 2008). Die Interpretation der differentiellen<br />

Zusammenhänge fällt allerdings schwer, da Diagnose <strong>und</strong> Performanzninveau konf<strong>und</strong>iert<br />

sind (die Kontrollprobanden sind in Prä- <strong>und</strong> Posttest signifikant leistungsstärker). Eine<br />

Analyse leistungsstarker Patienten wird nicht berichtet.<br />

3.9.3 Alternative Remediationsansätze<br />

Bevor auf Studien zur Validität des <strong>dynamisch</strong>en WCST eingegangen wird, sollen kurz<br />

einige Arbeiten zu alternativen Remediationsmethoden genannt werden, die sich von<br />

didaktischen Interventionen des GOLDBERG-BELLACK-Typs gr<strong>und</strong>legend unterscheiden.<br />

Diese lassen sich im Wesentlichen in drei Ansätze gliedern: (1.) Ansätze zur Steigerung der<br />

Metakognition <strong>und</strong> Entlastung des verbalen Arbeitsgedächtnisses durch eine Instruktion<br />

zur Verbalisierung; (2.) Errorless Learning; <strong>und</strong> (3.) individualisiertes Scaffolding.<br />

(1.) Verbalisierung. Bereits für die Studie von BELLACK et al. (1990) kann vermutet<br />

werden, dass ein zusätzlich zur erweiterten Instruktion eingesetztes, häufig übersehenes<br />

Element der Intervention wirksam wurde: »After each of the first five cards the subject<br />

was asked how he or she decided which pile to chose and what he or she would do with the<br />

next card. … This … was repeated after cards 32-37« (S. 1652). Derartige begründende<br />

Verbalisierungen zur Lenkung der Aufmerksamkeit, Entlastung des phonologischen<br />

Arbeitsgedächtnisses sowie zur Anregung von konzeptueller Top-down-Verarbeitung <strong>und</strong><br />

Metakognition wurden auf der Gr<strong>und</strong>lage eigener empirischer Arbeiten auch von CARLSON<br />

<strong>und</strong> WIEDL (1992, S. 163-164) diskutiert.<br />

Erstmals auf dem hier diskutierten Gebiet untersucht wurde dieser Effekt in zwei<br />

Studien von STRATTA et al. (1994, 1997): Die Autoren (1997) testeten 52 Patienten einer<br />

Akutstation kurz vor Entlassung zweimal mit dem WCST-128. Vor dem zweiten Durchgang<br />

wurden die Probanden instruiert, vor jeder Karte die Sortierregel zu verbalisieren (nach<br />

GOLDMAN et al. [1992] eine ungünstige Reihenfolge). Dies steigerte die Anzahl erreichter<br />

Kategorien deutlich (d = 1,0), allerdings lag diese auch im zweiten Durchgang noch immer<br />

unter der Leistung der ebenfalls verbalisierenden Kontrollgruppe (g = -0,77). Anhand eines<br />

Cutoffs von vier Kategorien zeigten die Autoren, dass 27 % der Patienten bereits im ersten

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