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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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329<br />

Diskussion<br />

Diagnose zurückwiesen, zugleich jedoch aktiv nach einer Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung ihres<br />

Zustands suchten.<br />

Welche Desiderata künftiger Forschung zum Zusammenhang von Krankheitsverarbeitung<br />

<strong>und</strong> -einsicht können formuliert werden? Es wurde erstens auf das Problem der funktionalen<br />

Äquivalenz unterschiedlicher Bewältigungsformen hingewiesen: Trotz der Möglichkeit,<br />

statistisch konsistente Ordnungen diskreter Coping-Akte innerhalb von Stichproben<br />

zu finden, sagen diese nichts über das Ziel der Bewältigungsbemühungen aus.<br />

An dieser Stelle findet eine dispositionelle Perspektive ihre Berechtigung: So sollten sich<br />

vergleichsweise stabile personale Merkmale ausmachen lassen, die als Antezedenzien von<br />

Bewertungs- <strong>und</strong> Bewältigungsprozessen fungieren <strong>und</strong> theoriegeleitet mit Bewältigungszielen<br />

in Verbindung gebracht werden können. Vielversprechende Kandidaten sind die<br />

bereits im Zusammenhang mit Offenheit erörterten Vorurteile gegenüber Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen (Stigmatisierung), aber auch allgemeine ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Kontrollüberzeugungen (DONOHOE et al., 2004), Selbstwert (COOKE, PETERS, GREENWOOD<br />

et al., 2007) <strong>und</strong> subjektive soziale Unterstützung bzw. die Bindungsrepräsentation als<br />

überdauernde Widerstandsressource (vgl. TAIT et al., 2004).<br />

Zweitens wurde auf eine mögliche Konf<strong>und</strong>ierung von personen- <strong>und</strong> situationsbezogenen<br />

Variablen hingewiesen. Während für die Überprüfung des Modells von STARTUP (1996)<br />

eine heterogene Stichprobe herangezogen wurde, um auch neurokognitiv stark beeinträchtigte<br />

Patienten zu erfassen, bietet sich hier eine Homogenisierung der Stichprobe an.<br />

Insbesondere eine Konzentration auf junge Patienten im postakuten Stadium der Erstmanifestation<br />

nosologisch vergleichbarer Schizophrenie-Erkrankungen verspricht für die Untersuchung<br />

der Einflüsse von Offenheit <strong>und</strong> Coping auf die Entwicklung von Einsicht fruchtbar<br />

zu sein. Analog zu den Empfehlungen, die bereits für die weitere Erforschung von<br />

Offenheit bzw. Repression <strong>und</strong> Einsicht gegeben wurden, bieten sich auch quasi-experimentelle<br />

Untersuchungen von Bewältigungsreaktionen mit Konstanthaltung des Stressors<br />

an, um fehlerfreie interpersonelle Variabilität herauszuarbeiten.<br />

Gerade im Zusammenhang mit einer Untersuchung von Patienten mit Erstmanifestation<br />

wäre drittens ein multimodaler Prozess-Ansatz mit längsschnittlichem Design wertvoll.<br />

Dies muss nicht den Einsatz von EMA-/ES-Techniken vorsehen, aber eine regelmäßige,<br />

höherfrequente Messung von <strong>Krankheitseinsicht</strong> <strong>und</strong> der Bewertung <strong>und</strong> Bewältigung<br />

krankheitsbezogener Stressoren erscheint angeraten, um Entwicklungsdynamiken abbilden<br />

zu können. Als weitere Informationsquellen bieten sich (a) Skalen zur Selbsteinschätzung<br />

der genannten Personenmerkmale, (b) wiederholte standardisierte Fremdbeurteilungen<br />

von Bewältigungsverhaltensweisen im klinischen Alltag durch professionelle Helfer<br />

<strong>und</strong> (c) inhaltsanalytisch ausgewertete halbstrukturierte Interviews zu verschiedenen<br />

krankheitsbezogenen Anforderungsbereichen (vgl. WIEDL & SCHÖTTNER, 1989b) an.<br />

Viertens wurde das Problem der Intentionalität krankheitsbezogener Bewältigungsanstrengungen<br />

genannt: Wie kann die Bewältigung der Erkrankung bei reduzierter Einsicht<br />

überhaupt erfasst werden? Die Auswahl <strong>und</strong> Trait-Instruktion des FKV zur Lösung dieses<br />

Problem hat sich hier nicht als zielführend erwiesen.<br />

Verarbeitungsstile könnten dennoch einen Beitrag leisten, wenn die einer allgemeinen<br />

Problem- <strong>und</strong> Erkrankungsbewusstheit nachgeordneten Aspekte der Erkrankung betrachtet<br />

werden. In Kapitel 6 wurde ausgeführt, dass zunehmend ges<strong>und</strong>heitspsychologische<br />

Theorien der Krankheitsrepräsentation auch für die Schizophrenieforschung genutzt<br />

werden (LOBBAN et al., 2003). Aus dieser Perspektive interessiert weniger die<br />

Übereinstimmung des subjektiven Erkrankungsmodells mit dem psychiatrischen

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