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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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69<br />

Wisconsin Card Sorting Test<br />

WIEDL <strong>und</strong> WIENÖBST (1999) fanden an 23 Patienten mit Schizophrenie-Diagnosen eine<br />

mittlere Zunahme der Anzahl erreichter Kategorien von dPRÄ = 1,13 bzw. dPool = 1,0; WIEDL,<br />

WIENÖBST, SCHÖTTKE <strong>und</strong> KAUFFELDT (1999) konnten in einer heterogenen Schizophrenie-<br />

Stichprobe (N = 56) die Anzahl korrekt sortierter Karten um dPRÄ = 1,04 bzw. dPool = 1,06<br />

erhöhen. Die Arbeiten von WIEDL unterscheidet sich von den bisher besprochenen vor<br />

allem im analytischen Ansatz der individuellen Performanztypisierung <strong>und</strong> in der Betrachtung<br />

der externalen Validität des <strong>dynamisch</strong>en WCST. Hierauf wird unten eingegangen.<br />

Obwohl sich das Einzelkarten-Feedback, das die Separation der Stimulusdimensionen<br />

erleichtert <strong>und</strong> das Arbeitsgedächtnis entlastet, als effektive Ingredienz der kognitiven<br />

Remediation erwiesen hat, scheint es nicht notwendig zu sein:<br />

Um ihre Cuing-Hypothese zu testen, derzufolge sich bereits früh während des Standard-<br />

Prätests dysfunktionale, unkorrigierbare kognitive Sets etablieren (GOLDMAN, AXELROD,<br />

TANDON & BERENT, 1991), wählten GOLDMAN et al. (1992) ein Torten-Design für eine Minimal-Intervention.<br />

In einem WCST-128 wurden zu Beginn <strong>und</strong> alle 32 Karten (viermal) die<br />

Sortierregeln erklärt <strong>und</strong> Kategorienwechsel allgemein angekündigt (nach GOLDBERG et al.,<br />

1987), aber kein Einzelkarten-Feedback gegeben <strong>und</strong> keine Verbalisierung angeregt.<br />

Dennoch sank die Zahl der kumulierten perseverativen Fehler im Vergleich zu einer<br />

Schizophrenie-Kontrollgruppe deutlich (g = 1,43).<br />

Gegen die Cuing-Hypothese spricht, dass es bei KERN et al. (1996) keinen Unterschied<br />

machte, ob vor einem Training zunächst zwei Standard-WCST-128-Prätests durchgeführt<br />

wurden oder ob sofort mit dem Training begonnen wurde. Andererseits fanden PERRY et al.<br />

(2001) tatsächlich, dass eine Verbalisierungsinstruktion (s. u.) nach einem Standard-<br />

WCST-64 weniger wirksam war als die umgekehrte Sequenz (Verbalisierung Standard),<br />

in der auch seltener idiosynkratische Gründe für Sortierungen genannt wurden. Die<br />

Existenz eines gewissen Cuing-Effekts kann also nicht vollständig ausgeschlossen werden.<br />

Während wiederholt Effekte von WCST-Trainings nach GOLDBERG et al. (1987) <strong>und</strong><br />

BELLACK et al. (1990) am Folgetag gef<strong>und</strong>en wurden (z. B. NISBET al., 1996), ist ihre längerfristige<br />

Stabilität noch immer unklar:<br />

METZ, JOHNSON, PLISKIN <strong>und</strong> LUCHINS (1994) gelang es mit den drei Elementen des<br />

GOLDBERG-Trainings, die schrittweise <strong>und</strong> bei Bedarf dargeboten wurden, nicht nur, die<br />

Performanz von 22 Patienten zu steigern; ein signifikanter Effekt fand sich in einem Teil<br />

dieser Gruppe auch noch sechs Wochen später.<br />

Während VOLLEMA et al. (1995) die mit der BELLACK-Instruktion erzielten Effekte noch<br />

nach zwei Wochen fanden, fielen die von HELLMAN et al. (1998) nach GREEN et al. (1992)<br />

trainierten Probanden schon nach einer Woche auf ihr Ausgangsniveau zurück. Diese<br />

waren allerdings, obwohl etwa gleich alt, deutlich länger erkrankt (im Mittel >14 vs. 600 vs. 260 CPZÄ). Zudem hatten die<br />

Probanden von VOLLEMA et al. (1995) vor dem 14-Tage-Follow-up mehr Übungsgelegenheit<br />

(drei Posttests nach dem Training, nach 10min <strong>und</strong> am Folgetag), die von HELLMAN et al.<br />

(1998) hingegen vor dem 7-Tage-Follow-up überhaupt keine. Die Stabilität von Trainingseffekten<br />

scheint also abhängig zu sein von Stichproben-Charakteristika <strong>und</strong> Übungsdosis.<br />

Während die an der Bearbeitung des statischen WCST beteiligten zentralnervösen Strukturen<br />

bereits mehrfach untersucht wurden, existiert bislang nur eine Arbeit zu den neurobiologischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des Lernpotenzials bei Schizophrenie: OHRMANN et al. (2008)<br />

untersuchten 43 Patienten <strong>und</strong> 37 Kontrollprobanden mit Magnetresonanzspektroskopie<br />

( 1 H-MRS), einem bildgebenden Verfahren zur Messung von Metabolitenkonzentrationen<br />

während der Bearbeitung des <strong>dynamisch</strong>en WCST nach WIEDL (1999). Sie fanden im

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