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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Wisconsin Card Sorting Test<br />

Eine aufschlussreiche Arbeit von LIE, SPECHT, MARSHALL <strong>und</strong> FINK (2006) deutet speziell<br />

für den WCST in die gleiche Richtung: Die Autoren führten eine fMRT-Studie durch, in der<br />

sie zwölf ges<strong>und</strong>en Probanden verschiedene WCST-Versionen mit abnehmender Komplexität<br />

darboten <strong>und</strong> durch serielle Subtraktion von Aktivierungsmustern die neuronale<br />

Signatur kognitiver Subkomponenten herausarbeiteten (kompletter WCST Ankündigung<br />

der korrekten Dimension zu Beginn einer Serie Instruktion vor jeder Karte Sortieren<br />

von mit Zielkarten identischen Reaktionskarten [Baseline]).<br />

Die Analysen zeigen, dass der WCST ein ausgedehntes bilaterales frontoparietales Netzwerk,<br />

anteriores Cingulum (ACC), Striatum <strong>und</strong> Cerebellum beansprucht. Während<br />

angeleitetes Sortieren (sensorische Diskrimination bei bekanntem Kriterium ohne AG-<br />

Belastung) linksfrontale Areale relativ stärker aktivieren, sorgt eine zunehmende Beanspruchung<br />

von Arbeitsgedächtnis <strong>und</strong> <strong>Exekutivfunktionen</strong> (Interferenzkontrolle, selbstinitiierte<br />

Kategorienwechsel) für eine rechtsfrontale Lateralisierung der Aktivierung<br />

(DLPFC). Auch diese Autoren interpretieren ihren Bef<strong>und</strong> als Hinweis darauf, dass der<br />

rechte DLPFC bei höherer Aufgabenschwierigkeit kognitive Kontrolle über in posterioren<br />

Gehirnarealen gespeicherte Gedächtnisinhalte implementiert (exekutives AG).<br />

Entsprechende Kontraste der einfacheren WCST-Versionen deuten hingegen an, dass<br />

Areale des Gyrus frontalis inferior (ventrolateraler PFC) einfachere Arbeitsgedächtnisfunktionen<br />

vermitteln (z. B. Abruf; vgl. PETRIDES, 2002), möglicherweise aber auch in die<br />

mnestische Interferenzkontrolle <strong>und</strong> die Suppression erlernter Reiz-Reaktions-Verbindungen<br />

involviert sind (vgl. BADER & WAGNER, 2007).<br />

Das anteriore Cingulum (ACC) scheint sowohl in die Detektion <strong>und</strong> affektive Färbung<br />

von Fehlern bzw. Reaktionskonflikten eingeb<strong>und</strong>en zu sein (rostraler Anteil) wie auch, über<br />

ein cingulo-frontales Netzwerk, in die notwendige Anpassung der exekutiven Kontrolle<br />

(kaudaler Anteil) durch den DLPFC. Diese Rolle des ACC als Konflikt-Monitor wurde vor<br />

allem von BOTVINICK, BRAVER, BARCH, CARTER <strong>und</strong> COHEN (2001) postuliert.<br />

Die Hypothese einer besonderen Rolle des dorsolateralen präfrontalen Kortext (DLPFC)<br />

wurde auch auf die Schizophrenie übertragen, für die WCST-Defizite seit FEY (1951)<br />

bekannt sind: So zeigten WEINBERGER <strong>und</strong> Mitarbeiter in zwei unabhängigen Stichproben,<br />

dass Probanden mit Schizophrenie im Gegensatz zu Kontrollprobanden keine mit der<br />

Bearbeitung des WCST korrelierte relative Erhöhung der regionalen zerebralen Durchblutung<br />

(rCBF) des DLPFC aufweisen (WEINBERGER, BERMAN & ZEC, 1986; WEINBERGER,<br />

BERMAN & ILLOWSKY, 1988).<br />

Eine umfassende Übersicht ist hier weder möglich noch sinnvoll – es sei jedoch darauf<br />

hingewiesen, dass HILL et al. (2004) metaanalytische Belege für die hier angesprochene<br />

Hypothese schizophrener »Hypofrontalität« lieferten: Vergleiche mit Kontrollprobanden in<br />

Studien mit Methoden funktioneller Bildgebung zeigen, dass Personen mit Schizophrenie<br />

sowohl im Ruhezustand (k = 38 Studien, N = 1474, d = -0,32) als auch unter Aktivierungsbedingungen<br />

(k = 17, N = 685, d = -0,37) über unterschiedliche frontale Areale bzw.<br />

Aufgabentypen hinweg eine Verminderung des frontalen Blutflusses bzw. Energiestoffwechsels<br />

relativ zu individuellen Referenzregionen aufweisen. Die Effektgrößen wurden<br />

dabei trendhaft vom Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung moderiert (d. h. je ausgeprägter<br />

das kognitive Defizit, desto deutlicher der Hypofrontalitäts-Effekt).<br />

Eine zweite, rezente Metaanalyse von 41 Studien mit funktioneller Bildgebung von<br />

MINZENBERG, LAIRD, THELEN, CARTER <strong>und</strong> GLAHN (2009) ergab für Schizophrenie im<br />

Wesentlichen die gleiche neuronale Signatur exekutiver Funktionen wie die nicht erkrankter<br />

Personen (BUCHSBAUM et al., 2005; WAGER & SMITH, 2003; LIE et al., 2006): Probanden

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