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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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6.5.16 Multifaktorielle Einsichts-Modelle<br />

185<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Neben kognitiven, motivationalen <strong>und</strong> soziokulturellen Lern-Hypothesen haben fünf empirische<br />

Arbeiten explizit multifaktorielle Entstehungsmodelle der <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei<br />

Schizophrenie überprüft. Drei dieser Arbeiten überprüften eine spezifische Vorhersage zur<br />

Form des Zusammenhangs von Einsicht <strong>und</strong> Kognition (STARTUP, 1996, LYSAKER,<br />

LANCASTER, DAVIS & CLEMENTS, 2003; COOKE, PETERS, GREENWOOD et al., 2007), eine<br />

Arbeit berechnete explorativ multiple Regressionen mit Prädiktoren unterschiedlicher<br />

theoretischer Provenienz (RITSNER & BLUMENKRANTZ, 2007) <strong>und</strong> eine betrachtete psychotische<br />

Symptomatik als Moderator der Wirkung von Neurokognition <strong>und</strong> Defensivität<br />

(SUBOTNIK et al., 2o05).<br />

STARTUP (1996) versuchte, kognitive <strong>und</strong> motivationale Hypothesen zu integrieren,<br />

indem er eine kurvilineare (quadratische) Beziehung zwischen Einsicht <strong>und</strong> neurokognitivem<br />

Funktionsniveau postulierte. Die Gr<strong>und</strong>annahme des Modells ist, dass eine gewisse<br />

kognitive Leistungsfähigkeit nicht nur die conditio sine qua non einer veridikalen Selbsteinschätzung,<br />

sondern auch einer konsistenten Selbsttäuschung ist. Hieraus folgt, dass<br />

Personen mit intakten kognitiven Funktionen je nach Motivation zur Abwehr entweder eine<br />

sehr hohe oder aber eine extrem niedrige <strong>Krankheitseinsicht</strong> aufweisen sollten. Personen<br />

mit ausgeprägten kognitiven Defiziten sollten hingegen weder zu veridikaler Selbsteinschätzung<br />

noch zu konsistenter Defensivität in der Lage sein <strong>und</strong> sich aufgr<strong>und</strong> eines<br />

Oszillierens oder einer Kompromissbildung zwischen unterschiedlichen Positionen<br />

mittelgradig einsichtig zeigen. Diesen Sachverhalt illustriert Abbildung 11.<br />

Einsicht<br />

Kognition<br />

Abbildung 11. Modell von Startup (1996): Funktion <strong>und</strong> Prototypen<br />

Ab welchem Defizit-Grad die angenommene intrapsychische Wehrlosigkeit eintritt, wird<br />

nicht spezifiziert, allerdings hat STARTUP (1996) auch kein typologisches Modell i. e. S.<br />

formuliert, sondern nimmt einen kontinuierlichen »… trade-off between two processes …«<br />

(S. 1280) an. Obwohl in der vorliegenden Arbeit auch »Einsichts-Typen« thematisiert <strong>und</strong><br />

mit Hilfe von Cluster-Analysen statistisch gesucht werden sollen, geschieht dies im<br />

Bewusstsein der hiermit vorgenommenen Vereinfachung des ursprünglichen Modells.<br />

Eine wichtige Implikation dieses »STARTUP-Modells« betrifft die Stichproben-Rekrutierung:<br />

Da sichergestellt werden muss, dass Probanden aller Typen in der Stichprobe<br />

enthalten sein können, ist die Gewinnung einer hinsichtlich neurokognitiver Merkmale

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