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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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196<br />

Methoden<br />

haben durch die Wiederholung des zu enkodierenden Materials selbst eine »<strong>dynamisch</strong>e«<br />

Qualität (GREEN et al., 2000, S. 132). Ihre prädiktive Validität für die Vorhersage verschiedener<br />

Kriterien des Functional outcome der Schizophrenie (z. B. die Aneignung sozialer<br />

Fertigkeiten) konnte metaanalytisch gut belegt werden (z. B. GREEN et al., 2000: r = .42).<br />

Der AVLT besteht aus zwei Wortlisten (A <strong>und</strong> B) mit jeweils 15 einfachen Substantiven<br />

(z. B. Trommel, Vorhang, Glocke). In jedem Durchgang wird eine komplette Wortliste im<br />

1s-Takt vorgelesen <strong>und</strong> der Proband instruiert, so viele Wörter wie möglich wiederzugeben,<br />

wobei deren Reihenfolge irrelevant ist. In der Standarddurchführung werden zunächst fünf<br />

Durchgänge mit Liste A durchgeführt (A1 bis A5), dann ein einzelner Durchgang mit der<br />

Interferenzliste B. Abschließend wird der Proband aufgefordert, Liste A ohne erneute<br />

Darbietung des Materials noch einmal abzurufen (A6). Abschließend wird die Rekognitionsleistung<br />

geprüft, indem eine Liste mit Substantiven beider Listen <strong>und</strong> Distraktoren<br />

vorgelegt wird, auf der der Proband die Wörter der Liste A markieren soll.<br />

Ausgewertet werden können nach HEUBROCK (1992) die unmittelbare Merkspanne (in<br />

Durchgang A1 erinnerte Items), die Gesamtleistung (ΣA1-A5), der Anteil an Doppel- <strong>und</strong><br />

Falschnennungen, die Lernverlaufskurve über alle Durchgänge, pro- <strong>und</strong> retroaktive<br />

Hemmungstendenzen, Positionseffekte, die subjektive Organisation des Lernprozesses<br />

(Pair-frequency-Index als Häufigkeit des paarweisen Auftretens von Items, die auch in der<br />

Liste aufeinander folgen) <strong>und</strong> die Rekognitionsleistung. Der Pair-frequency-Index ist<br />

allerdings insofern als Maß der subjektiven Organisation nicht ausreichend, als er lediglich<br />

serielles Lernen, nicht aber die bei Menschen mit Schizophrenie-Diagnosen häufig<br />

reduzierte semantische Organisation des Lernmaterials abbildet (vgl. KAREKEN, MOBERG &<br />

GUR, 1996). Als reliabelstes Maß hat sich in Untersuchungen mit Parallelformen der globale<br />

Lernindex (d. h. ΣA1-A5) erwiesen (GEFFEN, BUTTERWORTH & GEFFEN, 1994; VAN DEN BURG<br />

& KINGMA, 1999), der daher vorrangig analysiert wird. Während die Durchführungsobjektivität<br />

als gesichert gelten kann, wird die Auswertungsobjektivität durch die Schwierigkeit<br />

gemindert, spontane unterstützende Verbalisierungen von Items (s. CARLSON & WIEDL,<br />

1992) von fehlerhaften Doppelnennungen zu unterscheiden.<br />

Es existieren keine deutschen AVLT-Normen im engeren Sinne: HEUBROCK (1994) liefert<br />

nur Werte für 50 junge Erwachsene. Zwar existieren Daten für englische, niederländische,<br />

hebräische u. a. Versionen des REY-AVLT, diese sind jedoch ebenfalls von eher geringem<br />

Umfang, hinsichtlich der ausgewerteten Parameter unvollständig oder decken nur bestimmte<br />

Teilpopulationen (z. B. Patienten von Allgemeinkrankenhäusern, Berufsbewerber)<br />

oder ausgewählte Altersspannen ab (z. B. VAN DER ELST, VAN BOXTEL, VAN BREUKELEN &<br />

JOLLES, 2005; VAN DEN BURG & KINGMA, 1999; VAKIL & BLACHSTEIN, 1997; IVNIK et al.,<br />

1990; BLEECKER et al., 1988; WIENS, MCMINN & CROSSEN, 1988; QUERY & MEGRAN, 1983).<br />

Die einzige bedingt geeignete deutschsprachige Stichprobe wurde für den Verbalen<br />

Lern- <strong>und</strong> Merkfähigkeitstest (VLMT), eine weitere Übersetzung des REY-AVLT, erhoben<br />

<strong>und</strong> stammt von LUX, HELMSTAEDTER <strong>und</strong> ELGER (1999). Die Unterschiede zwischen dem<br />

VLMT <strong>und</strong> der Heubrock-Übersetzung bestehen in jeweils einem Item pro Liste<br />

(A: »Truthahn« statt »Ente«; B: »Arm« statt »Fisch«). Nachteile der deutschen VLMT-<br />

Normen sind die mangelnde Geschlechterdifferenzierung, die Verwendung grober Alterskategorien<br />

(15-30 J. / 31-45 J.) <strong>und</strong> das Fehlen von Normen für ältere Erwachsene. Die<br />

Geschlechterverteilung ist gut mit Schizophrenie-Stichproben vergleichbar (74 % männlich).<br />

In der vorliegenden Arbeit wird die Gedächtnisleistung der Probanden erstens an den<br />

Normwerten von LUX, HELMSTAEDTER <strong>und</strong> ELGER (1999) <strong>und</strong> zweitens an jenen von VAKIL<br />

<strong>und</strong> BLACHSTEIN (1997) relativiert werden. Der Normvergleich erfolgt zwar in der Stichprobenbeschreibung<br />

von Studie 2, steht aber nicht im Vordergr<strong>und</strong>. Für die geplanten

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