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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

Konstruktion von Krankheitsüberzeugungen Möglichkeiten für eine defensive Bewältigung<br />

einer Erkrankung eröffnen (vgl. bereits die psychoanalytische Diskussion der Kausalattribution<br />

der Krebserkrankung von BARD <strong>und</strong> DYK, 1956).<br />

Es existieren mehrere sozial-kognitive Modelle, die Aussagen über Krankheitskognitionen<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhalten treffen – darunter das bekannte Modell der Ges<strong>und</strong>heitsüberzeugungen<br />

(z. B. JANZ & BECKER, 1984), die Theorie des geplanten Verhaltens (z. B. AJZEN &<br />

MANSTEAD, 2007), die Theorie der Schutzmotivation (ROGERS, 1975) sowie Annahmen über<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogene Kontrollüberzeugungen (WALLSTON, WALLSTON & DEVELLIS, 1978)<br />

<strong>und</strong> Selbstwirksamkeit (O’LEARY, 1985). Herausgestellt werden soll das Common-Sense-<br />

Modell (CSM) von H. LEVENTHAL (z. B. MARTIN, ROTHROCK, LEVENTHAL & LEVENTHAL,<br />

2003; LEVENTHAL et al., 1992), das in jüngerer Zeit auch auf psychische Störungen<br />

angewendet wurde <strong>und</strong> die deutlichsten Beziehungen zu Konzepten der <strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

bei Schizophrenie aufweist (s. LOBBAN, BARROWCLOUGH & JONES, 2003).<br />

Abbildung 7 stellt die fünf Komponenten des Common-Sense-Modells von Erkrankungen<br />

dar. Dies sind (1.) ihre Identität (d. h. ihre Bezeichnung <strong>und</strong> die ihr zugeordneten<br />

Symptome); (2.) die erwarteten physiologischen, sozialen <strong>und</strong> verhaltensbezogenen Folgen;<br />

(3.) die vermuteten Ursachen; (4.) die erwartete Dauer; <strong>und</strong> (5.) die angenommenen<br />

personalen <strong>und</strong> professionellen Beeinflussungsmöglichkeiten. Von diesem deklarativen<br />

Krankheitskonzept unterschieden wird eine affektive Ebene des Krankheitsempfindens, die<br />

mit der kognitiven Krankheitsrepräsentation in Wechselwirkung stehen soll. Die sich an die<br />

Krankheitsrepräsentation anschließende Sequenz ähnelt dem kognitiv-transaktionalen<br />

Coping-Modell von LAZARUS <strong>und</strong> FOLKMAN (1984).<br />

Stimulus<br />

kognitive Repräsentation<br />

Identität<br />

Konsequenzen<br />

Ursache<br />

Dauer/Verlauf<br />

Kontrolle<br />

Affektive Repräsentation<br />

Ergebnis-<br />

Bewertung<br />

Krankheits- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhalten<br />

Abbildung 7. Common-Sense-Modell der Krankheitsrepräsentation<br />

Für eine integrative Theorie der <strong>Krankheitseinsicht</strong> bei Schizophrenie ergeben sich aus der<br />

mehrdimensionalen Betrachtung subjektiver Krankheitskonzepte wichtige Anregungen zur<br />

Formulierung von Hypothesen: Die erste lautet, dass ein Krankheitsmodell von vermittelter<br />

<strong>und</strong> kognitiv verfügbarer Information über Symptomatologie, Prognose, Ätiologie <strong>und</strong><br />

Behandlungsmöglichkeiten beeinflusst wird. Angesprochen sind damit sowohl Modelle, die

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