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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

schildert. Zusätzlich wurden die entsprechenden Symptome für jeden Patienten von einem<br />

Experten beurteilt <strong>und</strong> der ITAQ (s. o.) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Anhedonie<br />

<strong>und</strong> Alogie von Patienten als am wenigsten pathognostisch gewertet werden, konzeptuelle<br />

Desorganisation <strong>und</strong> Verfolgungswahn als am meisten. Als Validitätsbelege ergaben<br />

sich eine Korrelation zwischen der Bewusstheit von Negativsymptomatik in den Vignetten<br />

(Behandler-Patienten-Differenz) <strong>und</strong> dem ITAQ (r = .49, p = .01) <strong>und</strong> eine Korrelation der<br />

Vignetten-Beurteilung der Krankheitswertigkeit von Positivsymptomatik <strong>und</strong> dem ITAQ<br />

(r = -.45, p = .02).<br />

Birchwoods Insight Scale, IS/BIS (BIRCHWOOD et al., 1994). Die Insight Scale, die zur<br />

Vermeidung einer Verwechslung mit der MARKOVÁ-Skala (s. u.) häufig als BIS bezeichnet<br />

wird, ist ein kurzer Fragebogen (8 Items), der die drei Dimensionen von DAVID (1990)<br />

ökonomisch <strong>und</strong> veränderungssensitiv erfassen soll. Die mittlere Skalen-Interkorrelation<br />

lag bei r = .42, verwendet wird aufgr<strong>und</strong> der Kürze der Subskalen der Summenwert.<br />

Interne Konsistenz <strong>und</strong> Retest-Reliabilität des Summenwertes fielen befriedigend bis hoch<br />

aus (α = .75; rtt = .90). Validitätshinweise ergeben sich aus signifikanten Unterschieden<br />

zwischen zwei nach klinischem Urteil gebildeten Einsichtsgruppen (g = 0,89) <strong>und</strong> aus<br />

Korrelationen mit der SUMD. Es zeigte sich interessanterweise, dass die konvergente<br />

Validität der BIS von der Darbietungsreihenfolge moderiert wird: Die Korrelation zwischen<br />

BIS <strong>und</strong> SUMD fällt deutlich höher aus, wenn die Selbsteinschätzung vor dem Einsichts-<br />

Interview vorgenommen wird (YOUNG, CAMPBELL, ZAKZANIS & WEINSTEIN, 2003). Dieser<br />

Bef<strong>und</strong> wurde mit einem weiteren Fragebogen (SAIQ, s. u.) von JOVANOVSKI, ZAKZANIS,<br />

ATIA, CAMPBELL <strong>und</strong> YOUNG (2007) repliziert.<br />

Markovás revidierte Insight Scale, IS (MARKOVÁ et al., 2003; s. MARKOVÁ & BERRIOS,<br />

1992b). Die IS, ein in der revidierten Fassung aus 30 Items mit dichotomem Antwortformat<br />

bestehender Fragebogen (α = .87), basiert auf einem Konzept von Einsicht, das das<br />

Störungsgefühl <strong>und</strong> den Eindruck einer veränderten Person-Umwelt-Interaktion in den<br />

Fokus der Betrachtung rückt (s. MARKOVÁ & BERRIOS, 1995a). Die Revision bestand u. a. in<br />

der Entfernung von Items zur subjektiven Behandlungsbedürftigkeit, die von den Autoren<br />

nicht mehr als Manifestation von Einsicht gewertet wird. Eine Hauptkomponentenanalyse<br />

(N = 64) ergab eine vierfaktorielle Struktur, allerdings konnten insgesamt lediglich 48 %<br />

der Varianz aufgeklärt werden. Informationen über die Faktorreinheit der Items fehlen.<br />

Der erste Faktor (28 %) scheint die Bewusstheit kognitiver Basisstörungen, subjektive<br />

Entfremdung <strong>und</strong> Verwirrung abzubilden. Der zweite <strong>und</strong> dritte Faktor (8 % bzw. 7 %)<br />

repräsentieren die Wahrnehmung negativer Veränderung von Selbst <strong>und</strong> Umwelt. Der<br />

letzte Faktor (6 %) spiegelt die leugnende Reattribution von Problemen <strong>und</strong> damit einen<br />

Aspekt von <strong>Krankheitseinsicht</strong> im engeren Sinne wieder. Die Konstruktvalidität konnte<br />

nicht hinreichend belegt werden: Es wird eine Korrelation mit der klinischen Einsichtsbeurteilung<br />

(PSE) behauptet, jedoch nicht quantifiziert. In einer vergleichenden Betrachtung<br />

von vier Einsichts-Maßen (IS, SAI, PANSS-G12, ITAQ) berichten SANZ, CONSTABLE, LOPEZ-<br />

IBOR, KEMP <strong>und</strong> DAVID (1998), dass die Vorläufer-Version nur vergleichsweise moderate<br />

Zusammenhänge zwischen r = .34 <strong>und</strong> .55 mit den untereinander hoch korrelierten (d. h.<br />

r ≥ .82) anderen Skalen aufweist. Insgesamt vermag die Konstruktion der IS nicht zu<br />

überzeugen, da wesentliche Aspekte von Einsicht unberücksichtigt bleiben.

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